»In gnädigster Anerkennung der Verdienste«

von Birgit Meyenberg
 

Die Nobilitierung des jüdischen Bankiers Joseph Wolf Kaulla

 

Eine Investition in die Zukunft – 300 Gulden Taxe musste Joseph Wolf Kaulla für die Adelserhebung entrichten [Quelle: Landesarchiv BW, StAS FAS DH 14 T 2 Nr. 158]
Eine Investition in die Zukunft – 300 Gulden Taxe musste Joseph Wolf Kaulla für die Adelserhebung entrichten [Quelle: Landesarchiv BW, StAS FAS DH 14 T 2 Nr. 158]

Joseph Wolf Kaulla (1805–1876) entstammte einer Dynastie von jüdischen Hofagenten und Bankiers. Seine Großmutter Karoline Kaulla, selbst Tochter eines Hofjuden, war nicht nur Hoffaktorin einiger süddeutscher Fürstenhöfe, sondern auch eine ausgesprochen erfolgreiche Unternehmerin in Zeiten der Napoleonischen Kriege. Sie trug viel zur Ausstattung der Reichsarmee und der süddeutschen Truppen bei. Als zukunftsweisend für das Königreich Württemberg erwies sich die Einrichtung der Württembergischen Hofbank, die Karoline Kaulla mit ihrem Bruder Jakob gegründet hatte. Als halb staatliche Privatbank sollte die Württembergische Hofbank im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts in der Württembergischen Vereinsbank und später in der Deutschen Bank aufgehen.

Joseph Wolf Kaulla, Bankier in Stuttgart und München, hatte sich bereits in Württemberg und Bayern vergeblich um die Erhebung in den erblichen Adelsstand bemüht. 1841 wandte er sich deshalb mit seinem Anliegen an Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin von Hohenzollern-Hechingen. Die Hechinger Fürsten hatten nach den politischen Umwälzungen infolge der Französischen Revolution und der Napoleonischen Neuordnung Deutschlands ihre staatlichen Hoheitsrechte behalten und waren berechtigt, Adelserhebungen auszusprechen. Das Residenzstädtchen Hechingen war zudem eine Zeit lang Ausgangspunkt der unternehmerischen Handlungen der Familie Kaulla gewesen und dem stets klammen Kleinfürstentum waren finanzkräftige Kreditgeber stets willkommen.

Kaulla begründete sein Anliegen damit, dass ihm seine Stellung in Bayern […] als Besitzer einer Brauerey wegen [der] Religions-Verhältnisse sehr verbittert und sein Besitz hierdurch im Wert vermindert werde. Durch die Adelserhebung versprach er sich neben anderen Vorteilen auch in Religionsbeziehung eine Gleichstellung. Außerdem hatte Kaulla in eine geadelte jüdische Familie eingeheiratet, sodass es für den künftigen Rittergutsbesitzer von Illereichen sicherlich von Vorteil war, selbst adelig zu sein.

Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin gewährte am 29. November 1841 die Bitte Kaullas in gnädigster Anerkennung der Verdienste von dessen Vater um das fürstliche Haus Hohenzollern-Hechingen. Wolf von Kaulla, der den persönlichen Adelsstand in Württemberg und zuvor den Titel eines Kaiserlich Königlichen Rates erworben hatte, war im Januar 1841 in Stuttgart verstorben. Der Fürst gestattete Joseph Wolf Kaulla und seinen Erben, das Prädikat von sowie ein Familienwappen mit adeligem Schild und Helmzierden zu führen. Auch wurde die Adelserhebung in Württemberg und Bayern anerkannt.

Joseph Wolf von Kaulla war zwar nicht der erste Angehörige der Familie Kaulla, der ein Adelsprädikat erhalten sollte, aber immerhin der erste, der in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, während andere Familienmitglieder bis dahin lediglich eine persönliche Nobilitierung hatten erreichen können.

Dieser Artikel wurde ursprünglich in den Archivnachrichten 62 (2021), Seite 30–31 veröffentlicht.

Zitierhinweis: Birgit Meyenberg, Die Nobilitierung des jüdischen Bankiers Joseph Wolf Kaulla, in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 03.09.2021.

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