Gissigheim

Bereich um den Standort der Synagoge zwischen der katholischen Kirche und dem Schloss auf der Badischen Gemarkungskarte (1903-1908). Die Synagoge wurde Ende des 19. Jh. geschlossen und zu einem Wohnhaus umgebaut, von dem Mauerreste mit einer Inschrift erhalten sind. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 555]
Bereich um den Standort der Synagoge zwischen der katholischen Kirche und dem Schloss auf der Badischen Gemarkungskarte (1903-1908). Die Synagoge wurde Ende des 19. Jh. geschlossen und zu einem Wohnhaus umgebaut, von dem nur noch Mauerreste mit einer Inschrift erhalten sind. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 555]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

Nach dem Aussterben der Herren von Riedern 1558 kam das zum fränkischen Ritterkanton Odenwald gehörende Gissigheim je zur Hälfte an die Herren von Wichsenstein und die Echter von Mespelbrunn. Nach mehrfachem Besitzwechsel fiel der Ort 1806 an Baden.

Im 18. Jahrhundert wurden Juden in Gissigheim ansässig. Bis 1825 wuchs ihre Zahl auf 98 Seelen an. Sie besaßen eine eigene Synagoge mit rituellem Bad. Bei der Bildung der Rabbinatsbezirke 1827 wurde die israelitische Gemeinde Gissigheim dem Rabbinat Wertheim zugeteilt. 1875 zählte die Gemeinde nur noch 53 Köpfe, 1887 noch 20. 1894 wurde sie aufgelöst und die restlichen Mitglieder - 1900 waren es noch 4 Juden - der Gemeinde Königheim zugewiesen.

Gissigheim ist eine der jüdischen Landgemeinden, die durch Landflucht und Geburtenrückgang seit der Emanzipation schon vor der Verfolgung durch den Nationalsozialismus ausstarben. Der letzte jüdische Einwohner wurde im Februar 1927 auf dem kleinen 1875 angelegten israelitischen Friedhof auf der Anhöhe über dem Dorf im Gewann Geisberg beigesetzt.

Ein hebräischer Spruch über dem Eingang der heute als Wohnhaus dienenden ehemaligen Synagoge und sieben Grabsteine auf dem Friedhof sind die einzigen Zeugen der ausgestorbenen jüdischen Gemeinde.

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Gissigheim, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Gehrig, Franz, Gissigheim. Ortschronik aus dem badischen Frankenland, hg. von der Gemeinde Gissigheim, Gissigheim 1969, S. 249-252.
  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
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