Obergimpern

Die ehemalige Synagoge in Obergimpern, um 1962. Das Gebäude wurde vor 1938 an die katholische Kirche verkauft und als Jugendhaus genutzt. In den 1960er Jahren wurde das Haus abgebrochen. [Landesarchiv BW, HStAS EA 99/001 Bü 305 Nr. 1338]
Die ehemalige Synagoge in Obergimpern, um 1962. Das Gebäude wurde vor 1938 an die katholische Kirche verkauft und als Jugendhaus genutzt. In den 1960er Jahren wurde das Haus abgebrochen. [Landesarchiv BW, HStAS EA 99/001 Bü 305 Nr. 1338]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

Die beiden Dörfer Ober- und Untergimpern gingen 1368 aus dem Besitz der Herren von Strahlenberg in den des Kurfürsten Ruprecht I. (1353-1390) von der Pfalz über, der sie den Grafen zu Helmstatt und den Herren von Hirschhorn zu Lehen gab. 1689 wurden die Grafen von Yrsch-Pienzenau mit Obergimpern belehnt. 1803-1806 gehörte das Dorf zum neu gebildeten Fürstentum Leiningen und fiel 1806 an Baden.

1588 zog ein Jude namens Süsskind aus dem benachbarten Wagenbach, wo er einige Jahre sesshaft gewesen war, nach Obergimpern. Kurfürst Johann Kasimir (1589-1652) veranlasste im folgenden Jahr Peter von Heimstatt, ihn wieder auszuweisen, da Süsskind bereits einmal von der Pfalz mit 20 Gulden wegen „hin und wieder schweifen" ohne Geleit bestraft worden war. Mit ihm wurde ein zweiter Jude namens Moses ausgewiesen, der erst einen Monat zuvor aus Frankfurt/M. zugezogen war und sich mit einer Jüdin aus Wimpfen verheiratet hatte. Kurfürst Karl Theodor (1742-1799) nahm wieder Juden nach Obergimpern auf. 1825 wohnten hier 67 Juden, 1875 56, 1900 34, 1925 23 und 1933 17.

Um 1820 wurde eine eigene Synagoge erbaut. 1827 kam die Gemeinde zum Rabbinatsbezirk Sinsheim. Einen eigenen Friedhof hatten die Juden von Obergimpern nicht. Die Toten wurden auf den jüdischen Friedhöfen Waibstadt oder Heinsheim begraben. 

Die jüdischen Einwohner lebten von jeher in der Hauptsache vom Handel mit Vieh und Landesprodukten. 1933 war nur noch David Grombacher als Viehhändler tätig. Wilhelm Falkenstein hatte eine Kohlen-, Getreide- und Gemischtwarenhandlung, Jakob Katzauer ein Farben- und Lackgeschäft.

Unter nationalsozialistischer Herrschaft konnten die Juden ihre Geschäfte bis 1937 in beschränktem Umfange weiterführen. Dann verkauften sie ihre Häuser und Geschäfte und wanderten nach den USA (5), nach Palästina (3) und Argentinien (3) aus; zwei verzogen nach Karlsruhe. Die Synagoge wurde noch vor der Kristallnacht an die katholische Pfarrgemeinde verkauft und entging so der Zerstörung. Gewalttätigkeiten gegen die Juden sind nicht bekannt.

Die letzten drei jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo einer starb. Die beiden anderen wurden 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Die ehemalige Synagoge am Burggraben dient heute als St.-Wendelin-Haus der katholischen Jugend als Heimstätte.

Juden leben nicht mehr in Obergimpern.

Ergänzung 2023:

1964 wurde das ehemalige Synagogengebäude abgebrochen. 

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Obergimpern, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Angerbauer, Wolfram/Frank, Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 182-186.
  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
  • Württemberg - Hohenzollern – Baden (Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust), hg. von Joseph Walk, Yad Vashem/Jerusalem 1986, S. 218-219.
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