Poetzelberger, Robert 

Geburtsdatum/-ort: 09.06.1856; Wien
Sterbedatum/-ort: 02.08.1930;  Reichenau/Bodensee
Beruf/Funktion:
  • Maler und Bildhauer
Kurzbiografie: 1874-1878 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien
1879 Italienreise
1880 Fortsetzung des Studiums bei Ludwig Löfftz in München
1892-1899 Prof. an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe
1896 Mitbegründer des Karlsruher Künstlerbundes
1899-1925 Prof. an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart
1926-1930 Insel Reichenau/Bodensee
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: Dorothea, geb. Kimmel (Jahr und Ort der Eheschließung nicht bekannt)
Eltern: Vater: Silvester Poetzelberger, Buchhändler
Mutter: Sophie, geb. Hanl
Kinder: 2 Söhne
1 Tochter
GND-ID: GND/116250283X

Biografie: Michael Koch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 218-219

Nach dem frühen Tod seines Vaters, der zuerst in Wien, dann in Meran eine Buchhandlung unterhielt, zog Poetzelberger in seine Geburtsstadt zurück und besuchte die dortige Handelsschule. Sein zeichnerisches Talent führte ihn 1874 an die Wiener Kunstakademie, wo er wichtige Anregungen durch die genrehafte Orientmalerei Leopold Müllers empfing. Nicht weniger einflußreich für Poetzelbergers künstlerische Entwicklung wurde Ludwig Löfftz, in dessen Münchener Atelier er seit 1880 den damals fortschrittlichen, von fein abgestuften Farbtonwerten bestimmten Pleinairismus der Schule Wilhelm von Diez' kennenlernte. Auf den Akademischen Kunstausstellungen in Berlin, später auch in Wien, Dresden und im Münchener Glaspalast, trat Poetzelberger mit idyllisch verklärten, von Sentimentalitäten nicht freien Genredarstellungen hervor, die dem bürgerlichen Kunstgeschmack der Zeit entsprachen. Bevorzugtes Motiv wurden stimmungsvolle Alltagsszenen in herbstlichen, durch locker aneinandergesetzte Pinselstriche und gedämpftes Kolorit charakterisierten Landschaften (vgl. Der Abschied, um 1891, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe). Nachdem er sich 1892 der Münchener Sezession angeschlossen hatte, folgte er im Oktober desselben Jahres einem Ruf auf die Professur für Zeichnen an der Großherzoglichen Kunstakademie in Karlsruhe, wo er sich, wie sein Schüler Karl Hofer bezeugte, rasch ein glänzendes Ansehen erwarb. Gemeinsam mit Leopold Graf von Kalckreuth, Carlos Grethe u. a. gründete er 1896 den Karlsruher Künstlerbund als Sezession von der traditionsgebundenen Kunstgenossenschaft. Bereits drei Jahre später wurde er an die Königliche Kunstakademie in Stuttgart berufen, wo er bis 1925 die Klasse für figürliches Zeichnen leitete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Poetzelberger als Senior einer Künstlerkolonie auf der Bodenseeinsel Reichenau.
In seiner Karlsruher und Stuttgarter Schaffenszeit widmete sich Poetzelberger der von figürlicher Staffage und anekdotischen Elementen weitgehend befreiten Stimmungslandschaft. Wohl unter dem Einfluß Hans Thomas wählte er als Bildmotive weite Talblicke von hohen Standorten, wobei die emporgerückten Horizonte die Himmelszonen nur als schmale Streifen erscheinen lassen (vgl. Fränkische Landschaft, um 1894; An der Jagst, um 1900, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe).
Seit den neunziger Jahren betätigte sich Poetzelberger auch als Bildhauer. Im Gegensatz zu seinen Landschaften, in denen er sich die Neuerungen der zeitgenössischen Freilichtmalerei zueigen gemacht hatte, weisen seine meist allegorischen Skulpturen eher die Züge eines epigonalen romantischen Klassizismus auf (vgl. Jugend, vor 1900; Diana, vor 1913). Wenn auch die statisch komponierten, streng umrissenen und oft leblos wirkenden Figuralplastiken Poetzelbergers im Zeitalter von Jugendstil und Expressionismus ein anachronistisches Stilideal verkörperten, so blieb dem Künstler der Erfolg doch nicht versagt, wie die stattliche Reihe öffentlicher und privater Aufträge bezeugt (z. B. Grabmal Hagenbucher in Heilbronn, 1904; Skulpturen für das Landestheater in Stuttgart, 1912).
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: Deutsche Kunst und Dekoration, 3. Jg., Darmstadt 1898-1899, 82 ff.; Julius Baum (Hg.), Die Stuttgarter Kunst der Gegenwart, Stuttgart 1913, 136 ff., 207; ThB 27, 1933, 185 f.
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