Schüler, Hans
Geburtsdatum/-ort: | 18.11.1897; Berlin |
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Sterbedatum/-ort: | 23.06.1963; Mannheim |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1916 Abgang vom Viktoria-Gymnasium als Unterprimaner 1916-1917 Kriegsdienst, zuletzt als Leutnant 1917-1920 Kriegsgefangenschaft in Frankreich 1920-1922 Studium der Literatur, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Philosophie an der Universität Würzburg 1922 Promotion an der Universität Würzburg, Philosophische Fakultät 1922-1924 Regieassistent in Berlin und New York 1924-1926 Oberregisseur am Stadttheater Erfurt 1926-1928 Oberspielleiter der Oper am Staatstheater Wiesbaden 1928-1932 Intendant des Opernhauses in Königsberg 1932-1936 Intendant der Städtischen Oper Leipzig 1936-1947 Generalintendant der Leipziger Bühnen 1947-1951 Intendant der Städtischen Bühnen Lübeck 1951-1963 Intendant des Nationaltheaters Mannheim 1957 Großes Bundesverdienstkreuz |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: evangelisch Verheiratet: 1924 Berlin, Gerda, geb. Stassen (geb. 1903) Eltern: Vater: Karl, Geheimer Hofrat Mutter: Ottilie, geb. Schenke Kinder: keine |
GND-ID: | GND/11713077X |
Biografie
Biografie: | Karl Otto Watzinger (Autor) Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 343 Schüler hat schon in seiner Kindheit Theaterluft eingesogen, da sein Vater Dezernent für die preußischen Hoftheater war. Die Fächerzusammenstellung seines Studiums zeigt, daß er sich bewußt auf eine Tätigkeit am Theater vorbereitete. Während seiner Intendanz in Königsberg fand er ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem Bürgermeister Karl Goerdeler, der – zum Oberbürgermeister von Leipzig gewählt – Schüler dorthin berief. Das Vertrauen Goerdelers zu Schüler war so groß, daß dieser ihm wichtige Unterlagen zum Umsturzplan des 20. Juli 1944 zur Aufbewahrung übergab, die Schüler glücklicherweise noch rechtzeitig vernichten konnte. Nach Goerdelers Verhaftung wurde auch Schüler von der Gestapo verhört, aber wieder freigelassen, doch verlor er seine Stellung und wurde unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach dem Krieg wurde er in sein Amt wieder eingesetzt, aber im März 1947 von der kommunistischen Stadtverwaltung entlassen. Den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens erreichte Schüler in Mannheim, wo er den Neubau des zerstörten Theaters in fruchtbarer Zusammenarbeit mit dem Architekten, Prof. Gerhard Weber, vorbereitete. Schüler selbst inszenierte zur Eröffnung des Theaters am 13. Januar 1957 den „Freischütz“, der vor der Zerstörung des alten Hauses in der Nacht vom 5./6. September 1943 zuletzt gespielt worden war. Als verdiente Anerkennung wurde Schüler am Tage der Eröffnung das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im Schauspiel standen während Schülers Intendanz die klassischen Werke der Weltliteratur im Mittelpunkt, doch auch selten aufgeführte moderne Dramen fanden sich auf dem Spielplan, wie z. B. „Die Sündflut“ und „Der blaue Boll“ von Ernst Barlach. Die Liebe Schülers gehörte der Oper, wo er vor Experimenten nicht zurückscheute, um die zeitgenössische Oper dem Publikum näherzubringen. Bei der Uraufführung der „Abstrakten Oper“ von Boris Blacher fand er allerdings bei vielen Zuhörern kein Verständnis, aber bei „Columbus“ von Werner Egk und „Die Kluge“ von Carl Orff erfreute sich Schüler größerer Zustimmung. Einen durchschlagenden Erfolg erreichte Schüler mit der Uraufführung der Oper „Das lange Weihnachtsmahl“ seines Freundes Paul Hindemith, der selbst das Orchester dirigierte. Mit der Aufführung dieses Werks erntete das Nationaltheater auch in Berlin und Paris stürmischen Beifall. Zum Abschluß seiner Dienstzeit brachte Schüler noch den Wagner-Verdi-Zyklus mit 18 Opern im Sommer 1963 heraus. Leider erkrankte er schon bei den Vorbereitungen, so daß er die letzten Aufführungen nicht mehr miterlebte. |
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Quellen: | Aufsätze und Briefe im Nachlaß Hans Schüler im Stadtarchiv Mannheim |
Werke: | Die deutsche Karfreitagsprozession von den Anfängen bis zur Gegenwart, Diss. Würzburg 1922 |
Nachweis: | Bildnachweise: Theatersammlung der Stadt Mannheim |
Literatur + Links
Literatur: | Hans Reschke, Hans Schalla, Worte des Gedenkens für Hans Schüler, Mannheimer Hefte 1963, Heft 2, 43 ff.; Herbert Meyer, Das Nationaltheater Mannheim 1929-1979, in: Mannheim 1979, 153 ff., 162 f., 184 f., 187 f., 193 ff., 203 ff., 210, 214 f.; Gerhard Heldt, Hans Schüler und sein „Parsifal“ Konzept (Mannheim 1957), in: Ein Leben für die Oper, Laaber 1982, 73-82 |
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