"L’histoire en Français"
Fremdsprachenunterricht im Staatsarchiv Ludwigsburg
Das wirksamste Mittel zum Eindringen in die französische Kultur ist die Kenntnis der französischen Sprache, meint schon eine 1900 gedruckte Schrift zum Französischunterricht im Bestand des Königin-Katharina-Stifts. 120 Jahre später bietet das Staatsarchiv Ludwigsburg für Schulklassen ab dem zweiten Lernjahr Französisch das Modul L’histoire en Français an. Französisch- lernende der Mittelstufe sind ebenso willkommen wie Oberstufenklassen des bilingualen Geschichtsunterrichts oder Teilnehmende eines deutsch-französischen Schulaustausches. In einer aktivierenden Führung und Quellenarbeit mit deutsch-und französischsprachigen Quellen vom 17. bis ins 20. Jahrhundert begegnet den Schülerinnen und Schülern Französisch als Sprache des Adels und Bestandteil der bürgerlichen (Sprach-)Kultur, als Sprache des Wissenstransfers oder als alltägliche Verkehrssprache zwischen den (feindlichen) Nachbarländern.
Aufgrund der großen Heterogenität der Zielgruppe soll der Einstieg möglichst alltagsnah erfolgen und zunächst wenig spezifisches historisches Wissen voraussetzen: Fremdsprachenlernen im Laufe der Zeit. Warum lernten und lernen wir Französisch?
Die Schenken von Limpurg-Gaildorf begleiten wir auf ihre Studienreise ins Frankreich des 17. Jahrhunderts: Welche Reiserouten und -stationen lassen sich entziffern und mit Hilfe von Kartenmaterial nachvollziehen, wie lässt sich die Reise mit dem letzten Familienurlaub vergleichen?
Beim Blättern in Schulheften vergangener Zeiten stellen wir fest: So anders sehen die gar nicht aus. Wilde Streichungen und zarte Bleistiftkritzeleien zieren zum Beispiel das zweisprachig verfasste Übungsheft von Karl (Ernst Julius) Freiherr von Seckendorff.
Französischlernen erst ab der achten Klasse? Nicht so im Königin-Olga-Stift. Die Bedeutung des Französischunterrichts um 1900 spiegelt sich in den Stundenplänen der Mädchenschule, die zum Vergleich mit den eigenen einladen.
Zur Vertiefung historischer Kontexte lassen sich weitere Quellen heranziehen: Das französischsprachige Brühwürfelrezept einer öffentlichen Speiseanstalt bietet zwar weniger Inspiration für zukünftige Kochabende, reflektiert aber die soziale Situation der württembergischen Bevölkerung um 1815.
Das wechselhafte Verhältnis zum französischen Nachbarn lässt sich etwa anhand zweisprachiger Passformulare aus dem 19. Jahrhundert diskutieren oder an einer Sammlung deutsch- und französischsprachiger Maueranschläge aus den Weltkriegsjahren 1939 bis 1945.
Für Schülerinnen und Schüler ab dem zweiten Jahr Französisch bietet das Staatsarchiv Ludwigsburg das Archivpädagogik-Modul "L’histoire en Français" an. Weitere Informationen unter Angebote für Schulklassen im Staatsarchiv Ludwigsburg.
Julia Schneider
Quelle: Archivnachrichten 61 (2020), S. 55.