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Besondere Ruhestätten: Der Friedhof der Illenau

 

Die Anstalt Illenau mit Parkanlagen um 1860. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Illenau 1]
Die Anstalt Illenau mit Parkanlagen um 1860. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Illenau 1]

1842 konnte der Heidelberger Nervenarzt Christian Friedrich Roller einen lange gehegten Wunsch umsetzen und mit seinen Schützlingen die Anstalt Illenau bei Achern beziehen. Die Illenau als Heil- und Pflegeanstalt sollte das Irrenhaus in Heidelberg ablösen und humanitären Gedanken folgen, wobei die Kranken nicht als Besessene oder von Gott verlassene Wesen zu sehen waren. Mit Unterstützung des großherzoglichen Hauses entstand eine weitläufige Anlage mit Gärten, in denen Obst und Gemüse für den täglichen Bedarf angebaut wurde. Beschäftigung gehörte ebenso zum Konzept wie körperliche Betätigung. Eine Besonderheit von Rollers Konzept war die Illenauer Familie, in der die Kranken zusammen mit allen Mitarbeitern aus Medizin, Pflege, Wirtschaft und Verwaltung ihren Platz finden sollten. Über mehrere Jahrzehnte war die Illenau eine international renommierte sowie, unter Rollers Nachfolger Heinrich Schüle, medizinisch führende Anstalt.

Zur Illenauer Familie gehörte auch ein eigener Friedhof. Viele Bewohner, die oft Jahre in der Anstalt verbrachten, stammten aus wohlhabenden, teils hochrangigen Familien. Zu den ersten Patienten zählte Ludwig, der Sohn des großherzoglichen Paares Leopold und Sophie. Der Dichter Heinrich Hansjakob, der an depressiven Schüben litt, ließ sich in den 1890er Jahren hier behandeln. Stiftungen und Spenden aus den prominenten Familien trugen zur Einrichtung und dem Unterhalt des Friedhofs bei, der wie das umliegende Gelände in Form eines Landschaftsparks mit vielen exotischen Bäumen angelegt wurde. An die 2.500 Menschen aus der gesamten Anstalt wurden auf dem Friedhof beerdigt. Die Grabmäler spiegeln nicht nur die Stilgeschichte. Die Ruhestätten künden darüber hinaus von einer sozial gemischten Patientenschaft sowie deren teils internationaler Herkunft.

Während und nach dem Ersten Weltkrieg sowie in der Zeit des Nationalsozialismus erlebte die Anstalt schwere Zeiten. 1940 musste sie schließen. Über 250 Patienten werden verschleppt, die meisten in Grafeneck ermordet. Die Gebäude dienten als Umerziehungslager und Napola für Jungen und Mädchen. Nach 1945 zogen Angehörige der französischen Luftwaffe ein. Nach deren Weggang erwarb die Stadt Achern das Gelände und arbeitet zusammen mit einer Bürgerinitiative an einem neuen Konzept Zukunft der Illenau. Verwirklich wurden bislang ein Museum, ein inklusives Bistro und die Illenau Werkstätten.

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