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Das Neujahrslied von Johann Peter Hebel

 

Seite im Stammbuch Hebels aus seiner Erlanger Studentenzeit. [Quelle: Badische Landesbibliothek Karlsruhe]
Seite im Stammbuch Hebels aus seiner Erlanger Studentenzeit. [Quelle: Badische Landesbibliothek Karlsruhe]

Literaten begegneten unruhigen Zeiten auf philosophischer Ebene. Den Januar möchten wir deshalb mit Gedanken von Johann Peter Hebel (1760-1826) einleiten, die dieser in seinem Neujahrslied zum Ausdruck brachte.

Mit der Freude zieht der Schmerz
Traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
Bange Sorgen, frohe Feste
Wandeln sich zur Seiten.

Und wo eine Thräne fällt,
Blüht auch eine Rose.
Schön gemischt, noch eh’ wir’s bitten,
Ist für Thronen und für Hütte
Schmerz und Lust im Loose.

War’s nicht so im alten Jahr?
Wird’s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
Und kein Wunsch wird’s wenden.

Gebe denn, der über uns
Wägt mit rechter Wage,
Jedem Sinn für seine Freuden,
Jedem Muth für seine Leiden,
In die neuen Tage.

Jedem auf des Lebens Pfad
Einen Freund zur Seite,
Ein zufriedenes Gemüthe,
Und zu stiller Herzensgüte
Hoffnung in’s Geleite.

Hebel betont die wichtigen Dinge: Freundschaft, Achtsamkeit und Zuversicht. Gleichzeitig thematisiert das Gedicht die Dualität des Lebens - Sorgen und Feste, Tränen und Rosen, Sonne und Wolken. Für diese Ambivalenz steht auch der Januar, benannt nach dem römischen Gott Janus, ursprünglich ein Gott des Lichts. Später wurde Janus, in dessen Namen der Begriff Tor oder Durchgang steckt, zum Symbol eines universellen Ganzen, von dem aus alles seinen Ausgang nimmt und zu dem alles zurückkehrt: Ende und Anfang, Zerstörung und Schöpfung, Dunkel und Licht. Beide Seiten bilden eine Einheit und den ständigen Kreislauf, als dessen Bewahrer Janus auftritt.

Mehr über Johann Peter Hebel auf LEO-BW.

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