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Das Taschenbuch des Mittelalters

Bild: Beutelbuch der Katharina Roeder, Frauenalb, 1540 [Quelle: Badische Landesbibliothek, Cod. K 3356, fol. 2v/3r]

Das „Taschenbuch“ des Mittelalters: Zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert war dieses eigenwillige Buchformat besonders beliebt. Anders als die großen, schweren Folianten jener Ära, die oft auf Pergament geschrieben wurden, war das Beutelbuch klein, tragbar und perfekt für Reisen geeignet. Über den Ledereinband wurde ein zweiter Bezug, der Buchbeutel, gelegt, der über den Unterschnitt hinausragt. Meist wurden diese Beutelbücher am Gürtel befestigt. Es diente vor allem als Brevierbuch für Ordensleute oder als Journal für Kaufleute.

Um Beutelbücher besser in das Bücherregal stellen zu können, wurden diese „Lederlappen mit dem Knoten“ später häufig abgeschnitten. Beutelbücher sind dadurch zu einer Rarität geworden. Man schätzt, dass weltweit nur 23 Beutelbücher erhalten blieben. Zu diesen seltenen noch erhaltenen Exemplaren zählt das Beutelbuch der Katharina Roeder von Rodeck aus dem 16. Jahrhundert. Die Benediktinerin von der badischen Burg Rodeck in ihrem Kloster Frauenalb erlebte die umwälzende Reformationszeit sowie die Unruhen des Bauernkrieges hautnah mit.

Ein steter Begleiter in dieser aufregenden Zeit war ihr 206 Blätter umfassendes Gebetbuch im Kleinstformat von 98 x 76 mm. Eigenhändig mit religiösen Texten und filigranen Federzeichnungen versehen, trug Katharina Roeder von Rodeck es am Gürtel befestigt vermutlich immer bei sich. So ließ sich das Buch mit den frommen Formeln nutzen, ohne den Beutel vom Gürtel lösen zu müssen.

Dieses kostbare Zeugnis badischer Klosterkultur wird in der Badischen Landesbibliothek verwahrt und steht auch als Digitalisat zur Verfügung.
 

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