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Friedrich Wolf und die „Weihnachtsgans Auguste“

Gänse auf einem Hof in Bulbucata, Bezirk Vlasca in Rumänien im Oktober 1941, Quelle: Landesarchiv BW, StAF Bildarchiv Willy Pragher, W 134 Nr. 030512a

Gänse auf einem Hof in Bulbucata, Bezirk Vlasca in Rumänien im Oktober 1941, Quelle: Landesarchiv BW, StAF Bildarchiv Willy Pragher, W 134 Nr. 030512a

Das 1946 entstandene Märchen „Die Weihnachtsgans Auguste“ wurde 1951 veröffentlicht und ist eines der populärsten Werke des Schriftstellers Friedrich Wolf: Die drei Kinder der Familie Löwenhaupt freunden sich mit der Weihnachtsgans „Gustje“ an, die eigentlich als Festtagsbraten gedacht ist. Wundersamerweise spricht die Gans Plattdeutsch und kann sich mit den Kindern verständigen. Und noch ein Wunder geschieht: Der Plan von Vater Luitpold, die Gans mit einem Schlafmittel um die Ecke zu bringen und ihrer ursprünglichen Bestimmung zuzuführen, misslingt. Die bereits gerupfte Gans erwacht, erweist sich als äußerst lebendig und wird offiziell in die Familie aufgenommen. Bis neue Federn gewachsen sind, bekommt sie einen Strickpullover zum Anziehen.

Das Leben Friedrich Wolfs, der während der Weimarer Republik zu den bekannten Theaterschriftstellern gehörte, verlief eher dramatisch als märchenhaft. Er kam 23. Dezember 1888 als Sohn einer jüdischen Familie in Neuwied zur Welt und studierte unter anderem in Tübingen Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte. Während seines Einsatzes in Lazarette des Ersten Weltkriegs wurde er zum überzeugten Pazifisten. Während der Revolutionstage im November 1918 trat er dem Dresdner Arbeiter- und Soldatenrat bei. In den folgenden Jahren entstanden erste politisch engagierte Erzählungen und Dramen mit dem Ziel eines gesellschaftlichen Wandels. Von 1921 bis zur Emigration 1933 arbeitete Friedrich Wolf als Arzt in Hechingen und später in Stuttgart. Vermehrt griff er historische Themen mit revolutionären Inhalten für seine Stücke auf. „Der arme Konrad“ verhalf ihm 1924 zum Durchbruch. 1928 trat Wolf der KPD bei. 1929 sorgte sein Stück Cyankali, eine Auseinandersetzung mit der Abtreibungsproblematik, überregional für Aufsehen. Die letzten Jahre in Deutschland nutzte Wolf für eine Intensivierung seiner politischen Tätigkeit, während der er Vorträge hielt und sich in südwestdeutschen Arbeitertheatern engagierte. Die Jahre der Emigration führten die Familie in die Sowjetunion, unterbrochen von einem Einsatz Wolfs im spanischen Bürgerkrieg und Internierung in Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Wolf in der DDR nieder, trat der SED bei und kümmerte sich um Bereiche des kulturellen Aufbaus. So war er an der Gründung der DEFA und der deutschen Sektion des P.E.N. beteiligt. Wolfs Stücke, wie das Drama „Professor Mamlock - Tragödie der westlichen Demokratie“ von 1933, das den Antisemitismus thematisiert, machen ihn zu einem bis heute bedeutenden Vertreter des politischen Theaters der Weimarer Republik. Ebenso bedeutsam ist eine experimentelle, ästhetisch wirksame Dramaturgie, die unter anderem für die Berliner Piscator-Bühne konzipiert wurde. In seinen späteren Jahren, während der Emigration und nach der Niederlassung in der DDR, konnte Friedrich Wolf nicht mehr daran anknüpfen. Von 1949 bis 1951 war Wolf als Botschafter der DDR in Polen tätig. Er starb 1953 in Lehnitz bei Berlin.

Eine ausführliche Biografie zu Friedrich Wolf auf LEO-BW finden Sie hier

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