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Harte Sachen - vom Kirschwasser zu Schwäbischem Whisky und Älbler-Gin

Likörfabrikant Ludwig Landauer (oben Mitte) auf einer Darstellung zur Gewerbeausstellung in Heilbronn 1897 [Quelle: Stadtarchiv Heilbronn, Datenbank Heuss, Signatur F006-3, Wikipedia gemeinfrei]
Likörfabrikant Ludwig Landauer (oben Mitte) auf einer Darstellung zur Gewerbeausstellung in Heilbronn 1897 [Quelle: Stadtarchiv Heilbronn, Datenbank Heuss, Signatur F006-3, Wikipedia gemeinfrei]

Die Herstellung edler Destillate ist eine Kunst und wurde in den letzten Jahren immer populärer. Die Technik des Destillierens stammt vermutlich aus dem Fernen Osten und verbreitete sich über Handelsrouten. Die arabischen Länder mit ihrem Wissen um die Heilkunde entwickelten mithilfe des Alkohols Arzneien und Duftwässer. In Europa gehörte das Brennen vor dem Aufkommen der modernen Naturwissenschaften zum Gebiet der Alchemie, die sich die Wirkung des Alkohols als Konservierungs- und Extraktionsmittel zunutze machte. Zum Verzehr gereichten zunächst Tränke wie Branntwein, die aus der Trauben- oder Getreideverarbeitung gewonnen wurden. Erst mit dem Obstanbau in größerem Umfang ab dem Ende des 18. Jh. standen andere Früchte zur Verfügung. Alkohol war und ist ein besonderes Gut, das bei unsachgemäßer Gewinnung gesundheitlichen Schaden anrichten kann. Aber es lässt sich auch Geld damit verdienen. Die Brennerei wurde unter obrigkeitliche Aufsicht gestellt und mit einer Steuer belegt, was den Anreiz für Geheim- oder Schwarzbrennerei bildete.

Es ist also nicht verwunderlich, dass in Gegenden mit ausgeprägten Obstkulturen, wie den westlichen Ausläufern des Schwarzwalds oder dem nördlichen Vorland der Schwäbischen Alb, die edlen Brände ent- und weiterentwickelt wurden. Mit ausgeklügelten Methoden wird versucht, die Vielfalt der Aromen einzufangen. Nicht nur das Schwarzwälder Kirschwasser bildet als Digestif den krönenden Abschluss hochrangiger Menüs, mit denen zunächst die an die elsässische Kochkunst angelehnte badische Küche aufwartete. Mittlerweile sorgen regionale Whisky-Sorten aus dem Südwesten oder Gin mit dem Geschmack der Wacholderheiden für eine breite Produktpalette und Landschaft zum Genießen.

Weitere Aspekte sind beispielsweise im Schwäbischen Schnapsmuseum in Bönnigheim zu finden, wo auch Themen wie Fabrik-Sprit und mit einer Abstinenzler-Kammer die Nebenwirkungen des Alkohols behandelt werden. Zur Sammlung gehört der Bestand aus einer der ehemals größten Brennereien des Südwestens, die Anfang der 1860er Jahre von dem jüdischen Kaufmann Max Landauer in Heilbronn gegründet wurde. Ab Mitte der 1870er Jahre produzierte die Branntwein- und Likörfabrik unter dem Markennamen Hammer im ehemaligen Karmeliterkloster. Trotz Arisierung und Verfolgung überstand Fritz Landauer, der Sohn des Firmengründers, die NS-Zeit und nahm den Betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf. Das Unternehmen bestand bis Anfang der 1980er Jahre.

Weitere Einblicke in das hochprozentige Gewerbe präsentiert das Schwäbische Schnapsmuseum auf seiner Homepage, auch als Video

Einige Objekte aus dem Bestand der Hammmer-Brennerei sind über museum-digital:baden-württemberg zugänglich

 

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