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Von Tugend und Sitte bis Glamour und Erfolg

Frauenbilder und Ideale in Frauenzeitschriften

Die Stewardess galt lange Zeit als Traumberuf. Das Bild wurde 1963 von Willy Pragher aufgenommen. Quelle: Landesarchiv BW, StAF Sammlung Willy Pragher W 134 Nr. 071223.

Die „attraktive Stewardess“ galt lange Zeit als Traumberuf. Das Bild wurde 1963 von Willy Pragher aufgenommen. Quelle: Landesarchiv BW, StAF Sammlung Willy Pragher W 134 Nr. 071223.

Mit dem Aufkommen millionenfach aufgelegter illustrierter Zeitschriften in den 1920er Jahren wurden Frauenbilder und –ideale einem breiten Publikum vermittelt. Neben dem Film setzten die neuen Aufnahme- und Drucktechniken Maßstäbe und sorgten für Vorbilder. Dem oft tristen Alltag der Durchschnittsfrauen stand eine nicht erreichbare Idealwelt gegenüber. Das tägliche Leben mit Hausarbeit und Familie spielte hier eine untergeordnete Rolle. Glanz und Glamour, Mode und Kosmetik sowie Rezept-, Handarbeits- und Bastelanleitungen brachten etwas Abwechslung in die heimischen Stuben.

Periodisch erscheinende Schriften für Frauen haben eine lange Geschichte mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Die erste gedruckte Frauenzeitschrift wurde um 1693 unter dem Titel „The Ladies‘ Mercury“ veröffentlicht, eine Art früher Ratgeber. Die „Moralischen Wochenschriften“ sollten der Erziehung und Erbauung dienen. Ganz in diesem Sinn erschien 1725 die erste Frauenzeitschrift in Deutschland. Unter dem Titel „Die vernüftigen Tadlerinnen“ wurde zu Tugendhaftigkeit aufgerufen. Herausgeber waren Johann Christoph Gottsched und seine Ehefrau Louise. 1786 erschien erstmals ein Modemagazin in Deutschland unter dem Namen „Journal des Luxus und der Moden“. Oft schrieben allein männliche Verfasser die äußeren und inneren Werte vor. Im Gegensatz dazu steht die Monatszeitung „Pomona für Teutschlands Töchter“ die die Schriftstellerin Sophie von La Roche ab 1783 herausgab. Die Artikel der mit rund 100 Seiten recht umfangreichen Hefte verfasste sie selbst. Auch ihr lag an Erziehung und Bildung, doch betrachtete sie die Belange ihrer Geschlechtsgenossinnen aus philosophischer Sicht und legte Wert auf den Austausch mit ihnen. Die Themen umfassten zeitlos Aktuelles wie Gesundheit, Medizin und Ernährung, dazu Kunst, Porträts erfolgreicher Frauen, Literaturtipps und Reiseberichte. Ein politisches Organ speziell für Frauen wurde als „Frauen-Zeitung“ im Revolutionsjahr 1849 von Luise Otto Peters veröffentlicht. Dieses war offenbar von solcher Sprengkraft, dass ein eigens verabschiedetes Gesetz den Frauen in Sachsen eine journalistische Tätigkeit untersagte. Nach dem Scheitern der Revolution kehrten die bürgerlichen Kreise zu alten Werten zurück. Für den Rest des Jahrhunderts wurde den Frauen Sittsamkeit und Häuslichkeit verordnet. Auf das Ende des Ersten Weltkriegs, des Kaiserreichs, einer Liberalisierung und neuen beruflichen Möglichkeiten für Frauen in den 1920er Jahren folgte in der NS-Zeit ein weiterer Einschnitt. Neben der offiziellen Propaganda wandten sich Frauen- und Modemagazine unverfänglichen Themen zu, um weiterbestehen zu können.

Diese und die Trends aus den 1920er Jahren bestimmten, mit wenigen Ausnahmen, bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg das Konzept der deutschen Frauenzeitschriften. Sie sollten unterhalten auf der Grundlage eines bestimmten Frauenbildes. In den 1950er Jahren waren es treusorgende, zur Ikone stilisierte Hausfrauen. Mit wachsendem Bildungs- und Wohlstand finden sich Freizeitaktivitäten, Traumberufe und ein verändertes Familiengefüge. An der Emanzipation der 1970er Jahren führte der Weg ebenso wenig vorbei wie an den Superfrauen der 1980er und 90er. Den Rahmen bildet stets eine zeitgenössische, werbewirksame Aufmachung, sei es in Form teurer Kleider, vielversprechender Kosmetik oder dem Psychosegment, begleitet von Anleitungen für die Küche, das Do it yourself oder die Selbstfürsorge. Die Freischaltung des Internets Mitte der 1990er Jahre war mit grundlegenden Änderungen der Medienlandschaft verbunden, bis hin zum „Selfie“ mit ungezählten Likes und Followern. Im Verlauf der Geschichte von Frauenzeitschriften und anderen Medien scheint sich jedoch eines nicht verändert zu haben: die Bildung eines Ideals, bestimmt sowohl durch männliche als auch weibliche Vorgaben.

Einen ausführlichen Beitrag zu Frauenbildern, -idealen und Medien finden Sie im LEO-Themenmodul Alltagskultur

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