Urlaubsreise ins Glottertal 

Datierung :
  • 1954
Objekttyp: Video
Inhalt:
  • Die erste Einstellung des Films zeigt die von Obstbäumen umgebene Pfarrkirche St. Blasius in Ohrensbach im Glottertal. Hinter der Kirche erheben sich Weinberge. Von rechts geht eine traditionell in Tracht und Schürze gekleidete Frau mit Flechtfrisur über die Wiese, setzt sich ins hohe Gras und blickt ins Tal. Die nächste Einstellung zeigt die Hänge rund um den Ort, erst aus der Ferne, dann ganz nah. Kühe grasen auf der steil am Hang gelegenen Weide, im Hintergrund sieht man den bergigen Schwarzwald. Das Breisgau, wo sich das Glottertal befindet, ist eine schon sehr lange besiedelte Region: bereits in der Altsteinzeit haben Menschen dort gelebt. Belege für Siedlungen in der Nähe des Glottertals und das bis zu 100 Kilometer große Einzugsgebiet der damals gerade erst sesshaft werdenden Menschen sprechen dafür, dass das Glottertal etwa um 14 000 v.u.Z. besiedelt wurde. Durch das Glottertal und den Schwarzwald führte eine von den Römern errichtete Straße, die den Schwarzwald von Norden nach Süden kreuzt. Wenige Jahre vor Christus befand sich eine weitere römische Siedlung ganz in der Nähe der heutigen St. Blasiuskirche. Für die Zeit nach dem Rückzug der Römer aus dem rechtsrheinischen Raum gibt es bisher keine Belege für eine Besiedlung des Glottertals. Ab dem 8., spätestens aber dem 10. Jahrhundert erscheint eine Besiedlung des Glottertals wahrscheinlich, da Siedlungen in klimatisch deutlich ungünstigeren umliegenden Höhen belegt sind. Schriftlich erwähnt wurde das Glottertal zum ersten Mal 1111/1112 im Rotulus Sanpretrinus, dem ersten Güterverzeichnis des Klosters St. Peter. Der Ort Ohrensbach wiederum existiert mit Sicherheit seit dem 11. Jahrhundert. Das Glottertal gehörte über die Jahrhunderte verschiedenen politischen Herrschaftsbereichen an: Die Vogtrechte übten ab dem 13. Jahrhundert die Grafen von Freiburg aus, auf sie folgte das Adelsgeschlecht der Schwarzenberger. Zwischen 1567 und 1805 stand das Glottertal unter vorderösterreichischer Herrschaft. Die Ersterwähnung der Pfarrei des Ortes war 1324, ein Kirchenbau ist für 1458 belegt. Ob es bereits vorher eine Kirche an dieser Stelle gab, ist unklar. 1895 wurde an dieser Stelle die heutige neugotische Kirche erbaut, die man im Film sieht. Das Glottertal war lange vom Bergbau geprägt, beginnend in den ersten Jahrhunderten nach Beginn unserer Zeitrechnung und besonders im 13. und 14. Jahrhundert. Bereits im 16. Jahrhundert nahm dessen Bedeutung in der Region allerdings bereits wieder ab: die Lagerstätten waren erschöpft. Aufgrund seiner starken naturräumlichen Differenzierung wurde im Glottertal schon immer eine gemischte Landwirtschaft aus Ackerbau, Viehhaltung - vor allem Milchwirtschaft - Waldwirtschaft und Rebbau betrieben. Durch die Berg- und Talstruktur waren und sind die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen begrenzt. Nachdem Wiesen, wie man sie im Video sieht, im 19. Jahrhundert noch als arbeitsintensive Ackerflächen genutzt wurden, überwog mit der Zeit ihre Nutzung für die Wiesen- und Weidewirtschaft. Bis heute ist in der Landschaft des Schwarzwalds sichtbar, dass der Wald sowohl für landwirtschaftliche Bedarfe genutzt - oder auch ausgebeutet - wurde, als auch erhalten und erneuert wurde. Wiesen- und Ackerflächen wechseln sich mit Waldgebieten ab, Kahlschlag mit Aufforstung. Der Wald war für die Menschen sowohl ein Hindernis, das die Landwirtschaft überwinden musste, als auch wertvolle Natur, die es zu erhalten galt. Seit den 1970er Jahren wurden im Glottertal zahlreiche Höfe aufgegeben und heute ist die Landwirtschaft nur noch von sehr geringer Bedeutung, ganz im Gegensatz zum Tourismus. Seine Ursprünge im Glottertal liegen bereits in den 1930er Jahren, als der damalige Bürgermeister von Ohrensbach noch eigenhändig individuelle Angebote für die Gäste erstellte. Die nationalsozialistische Reiseorganisation Kraft durch Freude führte dann zu einem Aufschwung des Tourismus in der Region, der von dem 1492 gegründeten Glotterbad mit seiner kupferhaltigen Quelle profitieren konnte. Die Gäste kamen vor allem aus Norddeutschland. Nora Wohlfarth, LABW
Quelle/Sammlung: Landesfilmsammlung Baden-Württemberg: Schwarzwald
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