Wollenberg

Bereich um den Standort der Synagoge, heute Deinhardstraße 17 und 19, auf der Badischen Gemarkungskarte (1883-1884). Die Synagoge wurde im November 1938 bis auf die Grundmauern zerstört, das Grundstück ging an die Gemeinde Wollenberg über. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 118]
Bereich um den Standort der Synagoge, heute Deinhardstraße 17 und 19, auf der Badischen Gemarkungskarte (1883-1884). Die Synagoge wurde im November 1938 bis auf die Grundmauern zerstört, das Grundstück ging an die Gemeinde Wollenberg über. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 118]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

Wollenberg gehörte als Besitzung der Herren von Gemmingen zum Ritterkanton Kraichgau. 1806 kam es an Baden.

Im 16. und 17. Jahrhundert lebten Juden in Wollenberg. 1825 war ihre Zahl auf 108 angestiegen (30 Prozent von 360 Einwohnern). Die Höchstzahl an jüdischen Einwohnern wurde um 1830 mit 150 von 410 Einwohnern erreicht. Im 20. Jahrhundert ging die Zahl der Juden stark zurück. 1875 zählte man noch 97, 1900 32; 1925 wohnten nur noch 19, 1933 21 Juden in Wollenberg.

Die israelitische Gemeinde Wollenberg gehörte seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Sinsheim. Ihre Synagoge wurde 1825 erbaut. Ihre Toten fanden auf dem Verbandsfriedhof in Waibstadt die letzte Ruhe. Bis 1910 hatte die jüdische Gemeinde einen eigenen Religionslehrer. Im 19. Jahrhundert war zeitweise ein Jude im Gemeinderat vertreten. Bis etwa 1938 gab es zwei kleinere jüdische Geschäfte, nämlich ein Textilwaren- und ein Eisenwarengeschäft im Dorf. Zwei Juden trieben Viehhandel.

Von den 1933 in Wollenberg lebenden Juden sind 2 dort verstorben, 3 ausgewandert und 9 in andere deutsche Gemeinden verzogen. Die letzten 11 wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Von ihnen sind 2 in französischen Lagern gestorben und 2 in Auschwitz umgekommen. Eine Jüdin erreichte die USA, 6 Juden sind verschollen. Von 3 Wollenberger Juden, die nach auswärts verzogen waren, sind 2 in Theresienstadt und 1 in Izbica  umgekommen.

In der Kristallnacht wurde die Synagoge an der Poststraße von einem auswärtigen SA-Trupp zerstört. Das Ruinengrundstück ist Eigentum der Gemeinde.

Ergänzung 2023:

Die letzten Mauerreste der ehemaligen Synagoge wurden um 1965 abgebrochen. Daran anschließend verkaufte man das Areal an die Anlieger.

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Wollenberg, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Angerbauer, Wolfram/Frank, Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 238-244. Eingestellt als pdf-datei.
  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
  • Reis, Arthur, Der eiserne Steg, Heilbronn 1987.
  • Württemberg - Hohenzollern – Baden (Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust), hg. von Joseph Walk, Yad Vashem/Jerusalem 1986, S. 329.
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