Dominikanerinnenkloster Hirrlingen 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1358 [1358]
Zerstörung/Aufhebung: 1789 [1789]
Beschreibung: Am 2. Februar 1358 schenkte der Rottenburger Bürger Hans Benz Rock vier Frauen, die den Schleier genommen hatten und bereit waren, in einer Klause eingeschlossen zu werden, eine Hofstatt zu Hirrlingen zwischen dem Bach und der Kirchenmauer. Falls eine von ihnen sterbe oder sich verheirate, sollten die Verbliebenen mit Rat der Priorin von Binsdorf eine neue Mitbewohnerin wählen. Aussteller und Siegler der in einer Abschrift erhaltenen Gründungsurkunde waren Marquard und Hermann von Ow, die damaligen Inhaber des Rittergutes Hirrlingen. Die Hirrlinger Klause wurde also höchstwahrscheinlich von den Herren von Ow als Filiale von Binsdorf gegründet. Die Binsdorfer Klause stand seit 1312 unter Aufsicht der Dominikaner. Hermann von Ow hatte ihr 1344 als Stadtherr von Binsdorf Steuerfreiheit gewährt. Die Hirrlinger Klause war der Pfarrkirche St. Martin zugeordnet, die bis zum Erlöschen des Geschlechts als Grablege des Hirrlinger Zweiges der Familie von Ow diente. 1476 ist eine Priorin namentlich erwähnt. Während des 30-jährigen Krieges erlitt das Kloster großen Schaden. 1730 wird es erstmals in einem Ordensbericht als Schwesternkongregation des dominikanischen Dritten Ordens aufgeführt. Danach waren die Hirrlinger Schwestern der Visitation des Provinzials der Süddeutschen ("Sächsischen") Provinz unterstellt und empfingen die Sakramente vom Ortspfarrer. Ihr Oratorium befand sich in der Pfarrkirche. 1741 entschlossen sich die Schwestern zum Neubau ihres baufällig gewordenen Hauses. Das heute noch bestehende, stattliche Gebäude verfügte ursprünglich über einen gedeckten Zugang zum Schwesternoratorium in der 1770 neu erbauten Pfarrkirche St. Martin. Das Deckenfresko im Kirchenschiff von Gabriel Ignaz Thumb zur Kirchweihe zeigt die Schwestern im Habit der Dominikaner-Terziarinnen zusammen mit der Ortsgeistlichkeit und der Familie des neuen Ortsherrn Graf Antonius von Attems (1751-1837). Die Josephinischen Dekrete setzten der kurzen Blüte ein rasches Ende. 1789 wurde das Kloster aufgehoben und seine Güter versteigert, das Klostergebäude 1793 an den dänischen Gesandten Carl Eberhard von Wächter veräußert. 14 Schwestern wurden mit Pensionen aus dem Religionsfond abgefunden.
Autor: MARTINA WEHRLI-JOHNS
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Dominikaner-Terziarinnen 1358-1789
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=550

Adresse Hirrlingen

Literatur:
  • W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 278f. (M. WEHRLI-JOHNS).Der Landkreis Tübingen. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Tübingen (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). 3 Bde. Tübingen 1967/74. II, 287 (ältere Lit.).Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Schwarzwaldkreis. Bearb. v. E. von Paulus. Stuttgart 1897. OA Rottenburg, 284.Gemeindearchiv Hirrlingen, Findbuch 1967.Pfarrarchiv Hirrlingen: A 173.Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 225.A. WALZ OP: Statistisches über die Süddeutsche Ordensprovinz (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland 23). Leipzig 1927.St. Martinus in Hirrlingen. Festschrift zur Renovierung und Altarweihe. Ertingen 2002.
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