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Louise Ebert - Wer war die erste First Lady der Weimarer Republik?

 

Louise Ebert, wohl um 1923. [Quelle: Library of Congress , ID ggbain.29635, abgerufen über Wikipedia commons/CC BY 3.0]
Louise Ebert, wohl um 1923. [Quelle: Library of Congress , ID ggbain.29635, abgerufen über Wikipedia commons/CC BY 3.0]

Als Friedrich Ebert im Februar 1919 zum ersten Reichspräsidenten gewählt wurde, trat auch seine Gattin Louise ins Licht der Öffentlichkeit der jungen Weimarer Republik. Sie übernahm Aufgaben, die bis zum Ende der Kaiserzeit Frauen aus privilegierteren Kreisen vorbehalten gewesen waren.

Louise Ebert wurde am 23. Dezember 1873 in Melchiorshausen in Niedersachsen als Tochter von Arbeitern geboren. Auch deshalb zog sie die kritischen Blicke der politischen Gegner und konservativen Gesellschaft auf sich. Bald mussten diese ihr bescheinigen, dass sie ihre Sache gut machte, einen eigenen Stil pflegte und nicht überkommenen Vorbildern nachzueifern versuchte. Louise war eine Vertreterin ihrer Generation, die die vielen und schwierigen Herausforderungen ihrer Zeit zu meistern hatte. Die Menschen in ihrer Umgebung beschrieben sie nicht nur als tatkräftige Frau, sondern hoben auch ihr natürliches und gewinnendes Wesen hervor.

Die Jugend der geborenen Louise Rump bestimmte Armut. Noch während der Schulzeit half sie auf einem benachbarten Bauernhof, um die Familie zu unterstützen. Mit 12 Jahren trat sie eine Stellung als Hausmädchen an, zwei Jahre später bekam sie Arbeit in einer Tabakfabrik. Die Familie war derweil nach Bremen umgezogen. Louise engagierte sich in der Arbeiterbewegung und wurde 1893 zweite Vorsitzende im Bremer Centralverband der in der in Holzbearbeitungs-Fabriken und Holzplätzen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen.

1891 war Friedrich Ebert nach Bremen, gekommen, wo er Vorsitzender des örtlichen Sattlerverbandes wurde und seine Partei- und Gewerkschaftstätigkeit fortsetzte. Friedrich Ebert und Louise Rump lernten sich über die Gewerkschaftsarbeit kennen und heirateten 1894. Das Paar führte für mehrere Jahre die Gastwirtschaft Zur guten Hilfe in Bremen, die zu einem Zentrum der Sozialdemokraten wurde. Kurz hintereinander kamen die Kinder Friedrich, Georg, Heinrich, Karl und Amalie zur Welt. Friedrich wurde in die Bremische Bürgerschaft gewählt und übernahm den Vorsitz des sozialdemokratischen Vereins in Bremen. Louise führte die Gaststätte und kümmerte sich um die Familie. Als Friedrich 1905 eine Stelle als Parteisekretär bekam, zog die Familie nach Berlin. Hier gingen die Söhne in die Volksschule, Amalie durfte eine höhere Schule besuchen. 1912 erhielt Friedrich ein Mandat im Reichstag, im Jahr darauf bekam er den Parteivorsitz.

Der Erste Weltkrieg war für Louise mit schweren Schicksalsschlägen verbunden. Sie verlor sowohl ihren Bruder Emil als auch die Söhne Heinrich und Georg. Nach dem Krieg brachte das Amt des Reichspräsidenten große Veränderungen. Der Wohnsitz befand sich im Palais Schwerin in der Wilhelmstraße. Louise, die es gewohnt war, mit vielen Leuten zu arbeiten und Gäste zu bewirten, übernahm weiterhin den Einkauf und das Kochen. Sowohl Friedrich als auch Louise überzeugten in ihrer repräsentativen Rolle, durch ihre Würde und Natürlichkeit. Louise unterstützte Marie Juchacz beim Aufbau der Arbeiterwohlfahrt und übernahm die Schirmherrschaft für die Deutsche Kinderhilfe. Die unsicheren politischen Verhältnisse und die Herausforderungen des Amts trugen dazu bei, dass Friedrich Ebert 1925 an einer verschleppten Blinddarmentzündung starb. Louise blieb in Berlin im Kreis ihrer Familie und bezog eine Wohnung in Wilmersdorf. Ein weiterer schwerer Schicksalsschlag kam 1931 mit dem Tod der Tochter Amalie.

Als die Nationalsozialisten die Herrschaft antraten, gehörte die prominente SPD-Familie zur Gruppe der vorrangig politisch verfolgten Personen. Sohn Friedrich, der als Leiter der Brandenburger Zeitung arbeitete, wurde ins KZ Oranienburg gebracht, später nach Bögermoor und Lichtenburg. Louise unternahm alles, um ihn zu unterstützen und schließlich kam er frei. Als der Zweite Weltkrieg begann, wurden beide Söhne eingezogen. Louise siedelte während des Krieges nach Lahr und 1945 nach Heidelberg um, dem Geburtsort ihres Mannes, wo sie 1955 starb. Sohn Karl wurde nach dem Krieg SPD-Landtagsabgeordneter in Stuttgart, Friedrich trat der SED bei und stieg zum Landtagspräsidenten von Brandenburg auf.

Ihr soziales Engagement hatte Louise Ebert auch nach dem Tod ihres Ehemanns fortgesetzt und damit eine Tradition begründet, die sich bis in die Zeit der Bundesrepublik fortsetzen sollte.

Am 6. September 2019 eröffnete Elke Büdenbender, Juristin und Ehefrau von Frank-Walter Steinmeier, die Ausstellung Louise Ebert – Deutschlands erste First Lady. In ihrer Rede thematisierte sie, dass, besonders im Vergleich zu den bekannten Frauen des Nationalsozialismus, nur wenige Veröffentlichungen über Louise Ebert zur Verfügung stehen. Eine ausführliche Biographie gibt es auf dem Portal Bremer Frauen Geschichte.

Ein virtueller Rundgang durch die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte steht auf LEO-BW zur Verfügung.

Mehr zum Thema finden Sie in unserem Schwerpunkt Von der Monarchie zur Republik.

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