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Christian Heinrich Zeller und die „Kinderrettungsanstalt“ auf Schloss Beuggen

Schloss Beuggen 1987, Quelle: Landesarchiv BW, StAF W 134 Nr. 105993a
Schloss Beuggen 1987, Quelle: Landesarchiv BW, StAF W 134 Nr. 105993a

Schloss Beuggen, eine malerische Anlage nahe der Gemeinde Rheinfelden, hat eine wechselvolle Geschichte. 500 Jahre diente das Schloss als Sitz des Deutschen Ordens in der Ballei Schwaben-Elsass-Burgund. Nach Auflösung der Kommende 1806 standen die Gebäude leer und wurden einige Zeit als Lazarett für Soldaten der Befreiungskriege genutzt. Kaspar Hauser soll hier festgehalten worden sein, jedoch fehlen schlüssige historische Belege. Ab 1820 beherbergte die Anlage die Kinderrettungsanstalt sowie das Seminar für Armenlehrer, entstanden auf Initiative von Christian Friedrich Spittler und Christian Heinrich Zeller vor dem Hintergrund der Basler Mission.

Zeller, geboren auf Schloss Hohenentringen, wuchs in Ludwigsburg auf, studierte in Tübingen Jura und kam dort in Kontakt mit dem Pietismus. Da er mit der Juristerei wenig anfangen konnte, begann er schon kurz nach dem Examen als Hauslehrer zu arbeiten. Nachdem er Johann Heinrich Pestalozzi und seine Reformpädagogik kennengelernt hatte, erhielt er eine Anstellung im schweizerischen Zofingen. Zusammen mit Spittler, dem Sekretär der Basler Christentumsgesellschaft, entstand um 1817 die Idee zum Aufbau einer Einrichtung der Kinderfürsorge in Deutschland. Während der Zeit der Französischen Revolution und dem Aufstieg Napoleons hatten die langjährigen kriegerischen Auseinandersetzungen zu Verarmung, Not und Elend geführt. Viele Kinder litten Hunger und verwahrlosten. Für sie sollten nicht nur Unterkunfts- sondern auch Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Die Einrichtung auf Schloss Beuggen galt für die damalige Zeit als vorbildlich und fand Nachahmung mit weiteren Gründungen. Zellers Bruder Carl August, ein Mitarbeiter Pestalozzis, eröffnete in den 1830er Jahre eine Kinderrettungsanstalt im ehemaligen Kloster Lichtenstern, heute Landkreis Heilbronn. Ab den 1870er Jahren stand das Heim unter schweizerischer Leitung. 1954 ging das Hause an die Evangelischen Landeskirche in Baden über. Lehrerseminar und evangelisches Kinderheim auf Schloss Beuggen blieben bis in die 1980er Jahre bestehen. Indessen stand es nicht immer zum Besten mit den Verhältnissen in Heimen. Darüber hinaus wurden Kinder bis zu Beginn der 1970er Jahre zwangsweise und unter heute fragwürdigen Umständen von ihren Eltern getrennt. Dazu finden Sie ab dem 30. März das neue Themenmodul Heimkindheiten auf LEO-BW, das sich mit Aspekten der Heimerziehung vorwiegend in den 1950er und 60er Jahren auseinandersetzt.

Christian Heinrich Zeller, geboren am 29. März 1779, starb am 18. Mai 1860 auf Schloss Beuggen.

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