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Das Stuttgarter Kartenspiel

 Hirsch-Fünf [Quelle: Landesmuseum Württemberg]
Hirsch-Fünf [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Das sogenannte „Stuttgarter Kartenspiel“ gehört zu den wertvollsten Objekten des Landesmuseums Württemberg und gilt als ältestes erhaltenes Kartenspiel überhaupt. Im Jahr 1958 konnte die Entstehungszeit durch die Wasserzeichenforschung auf den Zeitraum um 1430 eingegrenzt werden. Die regionale Verortung des Kartenspieles wurde hingegen vor allem in den 1950er- bis 1970er-Jahren kontrovers diskutiert: Verschiedene Autorinnen und Autoren traten für eine Herkunft aus Ulm ein, aber auch das Maasland oder Paris wurden angeführt. Seit den 1980er-Jahren wird meist wieder der Oberrhein als Entstehungsgebiet der Karten angenommen.

Das Spiel besteht aus 52 Karten, von denen 49 Karten noch erhalten sind, in der Abmessung von 19 × 12 cm und zeigt die vier Farben Ente, Falke, Hund und Hirsch. Es ist ein reines Vierfarbenspiel, getrennt in Damen- (Hirsch, Hund) und Herrenkarten (Ente, Falke). Die einzelnen Karten bestehen aus Karton, den man aus bis zu sechs Lagen Papier zusammenleimte. Die Rückseiten sind einheitlich rot bemalt, während die Bilder der Vorderseite alle Goldgrund haben.

Das Stuttgarter Kartenspiel wird zu den Jagdspielen gezählt, das Bildprogramm greift mit zwei jagenden Tieren, den Falken und den Hunden, und zwei gejagten Arten, den Hirschen und Enten, Motive der höfischen Jagd auf. Dabei verbinden sich die höfischen Jagdmotive mit dem Themenkreis der idealen ritterlichen Liebe.

Nach Angaben des Guthschen Sammlungsinventars soll das vieldeutige Luxusspiel ab 1642 den Grafen von Helfenstein gehört haben. Die Guthsche Sammlung wurde vom württembergischen Rat und Kammermeister Johann Jakob Guth von Sulz in Durchhausen  angelegt und soll so berühmt gewesen sein, dass sie von Kurfürsten, Fürsten und sogar kaiserlichen Legaten besucht wurde. In den Besitz der Herzöge von Württemberg gelangte das Spiel mit der Guthschen Sammlung 1653 als Vermächtnis von Ludwig Guth von Sulz, der damit den letzten Willen seines Vaters erfüllte. Mit der Stuttgarter Kunstkammer gelangte das Kartenspiel 1927 in Staatsbesitz.

Neben den historischen Spielkartenschätzen in der Kunstkammer des Württembergischen Landesmuseums gibt es im Ländle noch einen weiteren Ort, der für Kartenspiel-Interessierte von Bedeutung ist. Im Schaudepot und Archiv des Deutschen Spielkartenmuseums, einer Zweigstelle des Landesmuseums Württemberg, in Leinfelden-Echterdingen finden sich über 20.000 Kartenspiele und mehr als eine Million Einzelkarten aus sieben Jahrhunderten und allen fünf Kontinenten. Eine Online-Ausstellung von Europas größter öffentlicher Spielkartensammlung finden Sie hier.

(JH)

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