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Eine kleine Geschichte der Reklamesammelbilder

 Sammelbild Nibelungen (Quelle: BLB)
Sammelbild des Schokoladenherstellers Stollwerck [Quelle: Badische Landesbibliothek Karlsruhe]

Als historische Quellen führten Bilder lange Zeit ein Schattendasein, doch seit einiger Zeit wecken visuelle Quellen zunehmend das Interesse der Geschichtswissenschaft. Eine ganz besondere Quelle und gewissermaßen der „Prototyp des modernen Massenbilds“ ist das Reklamesammelbild. Diese auf leichtem Karton gedruckten, farbigen, meist kleinformatigen und in Serien erscheinenden Bilder wurden Lebensmitteln, Waschmitteln oder Schuhcreme beigelegt und konnten in eigens dafür hergestellten Alben gesammelt werden.

Seit 1870 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs haben Sammelbilder eine nicht zu überschätzende Rolle als Medium der Werbung und der Markenbindung gehabt. Einen Höhepunkt erlebte die Verbreitung der Reklamesammelbilder vor dem Ersten Weltkrieg. Die Kölner Liebig GmbH, die den von Justus Liebig entwickelten konzentrierten Fleischextrakt („Liebigs Fleischextrakt“) produzierte, übernahm hier eine Vorreiterrolle. Seit den 1920ern setzte schließlich auch die Zigarettenindustrie auf die kleinen Sammelbildchen, insgesamt produzierten die Zigarettenhersteller rund 700 verschiedene Alben.

Die Bildmotive, die die Hersteller für ihre Sammelbilder auswählten, umfassten ein weites Themenspektrum – von Weltgeschichte über Pflanzen- und Tierkunde bis hin zu Motiven aus Musik- und Kunstgeschichte. Somit sind die Reklamesammelbilder durchaus eine herausragende Quelle für das Bildwissen der damaligen Zeit.

Jedoch waren die Abbildungen keinesfalls immer so harmlos wie das abgebildetet Beispiel: Das millionenfach unter die Menschen gebrachte Bildgut im Kleinformat reproduzierte Stereotype, koloniale Weltbilder und wurde insbesondere vor und während des Zweiten Weltkriegs von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisiert. Durch das Sammeln, Tauschen, Ordnen und Kleben hatte man diese Bilder immer wieder in der Hand, mühelos konnten sich die Ideologeme, die sie verbreiteten, vertiefen.

Weitere Informationen zu dieser spannenden Quelle finden Sie im Blogbeitrag der Badischen Landesbibliothek sowie im online zugänglichen Aufsatz „Gesammelte Geschichtsbilder Historische Motive in der Alltagskultur“ von Sandra Schürmann. (JH)

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