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Kleinode in Baden-Württemberg - das Hemminger Schloss

 Das Hemminger Schloss, heute Rathaus [Quelle: Gemeinde Hemmingen]
Das Hemminger Schloss, heute Rathaus [Quelle: Gemeinde Hemmingen]

Die vielen geistlichen und weltlichen Herrschaften auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg hinterließen eine Fülle historischer Gebäude. Einige sind überregional bekannte Kulturstätten, wie die Schlösser in Karlsruhe oder Stuttgart. Aber auch die Geheimtipps können sich sehen lassen, wie beispielsweise das Schloss in Hemmingen, das heute als Rathaus genutzt wird.

Die Baugeschichte des Schlosses reicht bis ins 12. Jh. zurück. Seitdem wurde das Erscheinungsbild immer wieder durch Um- und Anbauten verändert. Die heutige Anlage besteht aus zwei Flügeln, die ihr einheitliches Erscheinungsbild Mitte des 19. Jh. erhielt. Das mehrfach veränderte und auch einmal durch Brand beschädigte Alte Schloss wurde in den 1720er Jahren umgestaltet und mit einem Anbau versehen. In dieser Zeit entstand auch das Untere Schlösschen als weiteres Gebäude. Bereits Mitte des 17. Jh. hatte Johann Konrad von Varnbüler Hemmingen als württembergisches Lehen für seine Verdienste als Unterhändler des Westfälischen Friedens erhalten. Im Lauf der Zeit entstanden Erweiterungsbauten, die Teile der Anlage verbanden und teils auch wieder abgebrochen wurden. In Hemmingen befand sich bis in die jüngste Vergangenheit der Sitz der Familie Varnbüler, so auch unter Karl von Varnbüler, später Leitender Minister von Württemberg, der den Umbau um 1852 in Auftrag gab. Christian Friedrich Leins, der Architekt der Stuttgarter Villa Berg, verband die beiden Gebäude und verlieh ihnen mit Erkern, Ecktürmen, Bekrönungen und dem Portal eine einheitliche Fassung. Im Gegensatz zu der klassisch-schlichten Architektur der Villa Berg wandte sich Leins in seinem Hemminger Projekt historisierenden Formen zu, die den zeitgenössischen Vorstellungen eines romantischen Landsitzes entsprachen. Gleichzeitig wurde der Schlosspark als Landschaftsgarten umgestaltet. Auch die benachbarte Kirche wurde mit der achteckigen Ausgestaltung des Turms und einem Laternenaufbau stilistisch angeglichen. Als die Stadtverwaltung Mitte in den 1980er Jahren nach einer Lösung für bestehende Raumprobleme suchte, kam die Idee auf, die sanierungsbedürftige Schlossanlage für diese Zwecke zu verwenden. Mit Mitteln aus dem Landessanierungsprogramm und beträchtlichem eigenen finanziellen Aufwand wurden die Räume in den folgenden Jahren hergerichtet. Dabei kamen alte Vorlagen zum Einsatz, die die Wiederherstellung der Decken- und Wandbemalungen in den Repräsentationsräumen und im Treppenhaus ermöglichten.

Familie Varnbüler pflegte im 19. Jh. gute Beziehungen, auch auf Reichsebene. Die Kinder Karl von Varnbülers wirkten in Berlin. Hildegard, verheiratete von Spitzemberg, war gut bekannt mit Bismarck, unterhielt einen Salon und führte ein Tagebuch, das später als Abdruck veröffentlicht wurde. Axel wurde als württembergischer Gesandter zum Berliner Bundesrat entsandt. Auch künstlerisch begabt, entstanden einige der Ausmalungen im Schloss von seiner Hand. Neben anderen hohen Gästen besuchte Kaiser Wilhelm I. 1889 im Rahmen eines Manövers Hemmingen und weilte mit seinem Gefolge im Schloss.

Zum Weiterlesen:

Ulrich Gräf, Vom herrschaftlichen Schloß zum Rathaus Schloß Hemmingen, ein eklektizistischer Umbau des 19. Jahrhunderts, in: Denkmalpflege 15 Nr. 1 (1986)

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