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Zur Geschichte der Zeiterfassung

 Wächter-Kontrolluhr aus Holz (Quelle: Landesmuseum Württemberg)
Älteres Modell einer Wächter-Kontrolluhr aus Holz, Schwarzwald 1850 [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Der Fabrikarbeitstag im Industriezeitalter begann in der Regel mit dem ‚Einstempeln‘ der Arbeitszeitkarte an der Stechuhr und endete mit dem ‚Ausstempeln‘. Doch die Geschichte der Zeiterfassung begann schon wesentlich früher und zwar in den Amtsstuben des späten 18. Jahrhunderts.

Sogenannte Wächterkontrolluhren sollten die Arbeit der Nachwächter und Polizisten kontrollieren. Das Prinzip dabei war einfach: An der äußeren Kante der Uhr waren bewegliche Metallstifte angebracht. Zog der Wächter von außen an einer Schnur oder Kette, so drückte er damit in der Uhr einen Hammer gegen das Stiftenrad. Der gerade unter dem Hammer sitzende Stift wurde nach innen gedrückt. Versäumte der Wächter den Zeitpunkt, so lief die Uhr bereits weiter und der Stift war nicht mehr erreichen.

Anfang des 19. Jahrhundert kam schließlich die sogenannte Baumgartner-Uhr, die auch als Polizeiuhr bekannt wurde. Hierbei entnahm der Beamte ein Dienstanweisungskärtchen mit einer Pinzette aus der Kontrolluhr, die er am Zielort wieder einsteckte und dafür ein neues Kontrollkärtchen entnahm. Dieses nahm er wieder mit zurück und steckte das Kärtchen in die Kontrolluhr zurück.

Mit der Erfindung der tragbaren Nachtwächter-Kontrolluhr legte der Schwenninger Ratsschreiber Johannes Bürk 1855 den Grundstein für die von ihm geleitete Württembergische Uhrenfabrik, die Bürks Kontrolluhr in unterschiedlichen Ausführungen bis in die 1980er produzierte. Die Apparatur dokumentiert den Kontrollgang des Nachwächters. Dazu waren an verschiedenen Kontrollpunkten Schlüssel deponiert, die der Nachtwächter in das verschlossene Uhrgehäuse einführt und dreht. Der einzelne Schlüsselbart bewegt, jeweils unterschiedlich, eine Reihe von Metallzinken, die eine Markierung auf ein Papierband im Innern der Uhr einstanzen. Das Papierband dreht sich auf einer durch das Uhrwerk bewegten Walze, so dass der Vorgesetzte des Nachtwächters – nur er kann die Uhr öffnen – die Wegstationen des nächtlichen Rundganges samt der Uhrzeit anhand dieser Einstanzungen nachvollziehen kann. Die Uhr kam auf dem Firmengelände des Backnanger Motoren- und Fahrzeugherstellers Kaelble zum Einsatz.

Mehr über die Erfindung und Produktion der Wächterkontrolluhren finden Sie in den Publikationen der Uhrenstiftung:

Einen Überblick über die Entwicklung der Zeiterfassung und die damit einhergehenden Veränderungen der Arbeit finden Sie im LEO-BW-Themenmodul "Alltagskultur im Südwesten". (JH)

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