Paulinerkloster (Obere Zelle) Argenhardt 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1355 [1355]
Zerstörung/Aufhebung: 1672 [1672]
Beschreibung: Der Tettnanger Geistliche Marquard, gen. der Schulmeister, gründete im Wald Argenhardt eine Kapelle, die allen Heiligen geweiht wird, und kaufte 1355 zu ihrer Ausstattung einen Zehnten und einen Hof. Graf Heinrich von Montfort-Tettnang eignete der Kapelle diesen Besitz und nahm sie in seinen Schutz. 1359 übergab er die Kapelle mit Zubehör dem Paulinerorden, zu dessen deutsch-rheinischer bzw. schwäbischer Provinz Argenhardt in der Folge gehörte. Die bescheidene Gründungsausstattung konnte vor allem im 15. und 16. Jh. durch Käufe von Grundstücken, Weihern, Zehntrechten und Grundzinsen im Umkreis des Klosters etwas erweitert werden. Hauptlebensgrundlage blieb aber der Eigenbetrieb des Klosters. Das Recht auf Rodung führte zu Konflikten mit den Grafen von Montfort als Eigentümer des Waldes und Landesherrn. 1363/64 wurde das "Klösterlein" aus dem Langenargener Pfarrbezirk herausgelöst. Seit 1389 werden Prioren genannt, mehr als ein bis zwei weitere Brüder werden dem Konvent nie angehört haben. 1441 verbreitete ein Bruder Visionen, die er widerrufen musste. Gegen eine Zehntstiftung der Ritter von Wolfurt übernahm das Kloster Messpflichten in der Kapelle Tutnau beim Schloss Gießen, die Kapelle ging im frühen 16. Jh. ab. Nach der Übernahme des nahe gelegenen Klosters Langnau durch die Pauliner 1405 geriet Argenhardt zunehmend in dessen Abhängigkeit. 1631 ist der letzte Prior nachweisbar, bis 1641 wurden eigene Rechnungen geführt, 1672 wurde Argenhardt förmlich mit Langnau vereinigt und nur noch als Eigenbetrieb unter einem Hofmeister weitergeführt. Bemühungen um die erneute Einrichtung eines Priorats blieben 1718 erfolglos. Nach der Aufhebung des Klosters Langnau 1786/87 wurde der Argenhardter Hof als Erbpachtgut verkauft und 1829 in zwei Teile getrennt. Das Schiff der Kapelle wurde zu Stall und Scheuer, der Chor zu einem Wohnhaus umgebaut. In den heutigen Umbauten sind das ehemalige zweistöckige Hauptgebäude und die Kapelle mit halbrundem Chorschluss noch erkennbar. Nach den Angaben von 1787 war die ursprüngliche Allerheiligenkapelle dem hl. Wendelin geweiht.
Autor: ELMAR L. KUHN
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Waldbrüder 1355-1359
  • Pauliner-Eremiten 1359-1652
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Österreich (1786/ 87)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=660

Adresse Tettnang

Literatur:
  • W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 179f. (E. L. KUHN).Beschreibung des Oberamts Tettnang. Hg. v. Königlichen Statistischen Landesamt. 2. Bearbeitung. Stuttgart 1915. 2, 874f.Die Kunstdenkmäler des Kreises Tettnang. Bearb. v. W. Matthey u. A. Schahl (Die Kunstdenkmäler in Württemberg. Hg. v. Württ. Landesamt für Denkmalpflege). Stuttgart/Berlin 1937. 44f.N. BENGER: Annalium eremi-coenobiticorum ordinis S. Pauli primi eremitae volumen secundum ..., Posonii 1743, 148f.G. SCHNEIDER: Paulinerkloster Argenhart. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 1 (1869) ff. 15 (1886) 198-208.E. L. KUHN: Der Paulinerorden in Deutschland. Tettnang 2005.
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