Wüstenrot - Altgemeinde~Teilort
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Typauswahl: | Ortsteil – Historisches Ortslexikon |
Typ: | Teilort |
Ersterwähnung: | 1325 |
Ortsgeschichte
Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Wüstenrot wird erstmals sicher 1325 bei der Teilung der Herrschaft Weinsberg als »Westenrot« genannt. Lage und Name der Siedlung deuten auf eine Entstehung zur Zeit des hochmittelalterlichen Landesausbaus, jedoch ist angesichts frühen fuldischen Besitzes in den benachbarten Orten Stangenbach und Altlautern auch eine frühere Genese nicht ganz auszuschließen. 1528 gehörte zu jedem der neun örtlichen Erblehngüter ein Haus. 1598 wird die Siedlung als »Dörfflin« bezeichnet. 1735 waren zwei Häuser mit der zugehörigen Scheune unter einem Dach; darüber hinaus gab es 23 einzeln stehende Häuser und dreizehn Scheunen, also insgesamt 38 steuerpflichtige Gebäude. Die westlich von Wüstenrot gelegene Siedlung Stangenbach wird bereits 779 als »Stangbach« genannt. Dem Kloster Fulda gehörten dort im frühen 9. Jahrhundert neun ganze und vier halbe Hufen. Später war Stangenbach Teil der Herrschaft beziehungsweise des Amts Böhringsweiler und teilte dessen Geschicke. 1525 sind fünfzehn Häuser belegt, 1735 waren 24 Gebäude steuerpflichtig. Im zuletzt genannten Jahr umfasste die Wirtschaftsfläche 47 Morgen Äcker, 50 Morgen Forstwiesen, 39 Morgen Mähder und 8 Morgen Gärten. 1771 wurden zwei Pferde und 82 Rinder gehalten. Württemberg belehnte hier 1505 Melchior Greiner mit einer Glashütte; der letzte Hüttenmeister starb 1694. 1735 sind in Stangenbach ein Dreher und ein Schneider, 1753/84 ein Müller und ein Lohmüller belegt. Die Lohmühle bildete einen eigenen Wohnplatz. Das Kloster Lichtenstern bezog 1553 Hellerzinsen und den Zehnt jenseits des Bächleins bis zum Lustheimer Wald. 1545 gab es siebzehn steuerpflichtige Haushalte (circa 80 Einwohner) mit einem Gesamtvermögen von 5320 Gulden, darunter zwei Kopfsteuerzahler. Von 1654 bis 1702 wuchs die Bevölkerung von siebzig auf achtzig Seelen; wurden 1763 noch hundert gezählt, so nahm die Bevölkerung bis 1804 auf 180 Einwohner zu. Der Ort war Filial der Pfarrei Wüstenrot, die 1646 den Zehnt bezog. 1543/44 erscheint der westlich von Stangenbach gelegene Greuthof, der 1726 Filial von Lichtenstern war und 1804 73 Einwohner hatte. 1646 bezog die Mutterpfarrei Wüstenrot den Zehnt auf der Gemarkung des nördlich von Stangenbach gelegenen Schmellenhofs (1559/60). 1735 waren dort zwei Häuser und zwei Scheunen steuerpflichtig. Die wirtschaftliche Nutzfläche 1735 belief sich auf 56 Morgen, davon 33 Morgen Weiden. 1771 wurden 26 Rinder und 1804 49 Einwohner gezählt. Der nördlich von Wüstenrot gelegene Spatzenhof (1559/60) gehörte zur Pfarrei und Grafschaft Löwenstein. 1499 wird nördlich vom Spatzenhof der Stollenhof als »Stollenweyler« erwähnt; auch er kam 1504 an Württemberg. 1735 standen dort ein Haus mit Scheune unter einem Dach, zwei einzeln stehende Häuser und eine Scheune. Das Wirtschaftsland umfasste 61 Morgen. Damals lebte auf dem Stollenhof auch ein Ziegler. 1804 wurden 41 Einwohner gezählt. Der östlich des Stollenhofs gegründete und seit 1751 bezeugte Hasenhof war Filial der Pfarrei Wüstenrot und kam 1806 an Württemberg. Zwischen 1344 und 1362 war »Huge von Hainiberg« von Württemberg mit einem Wald belehnt, der »in dem Bernbach« lag. 1726 wird das westlich vom Stollenhof gelegene Bernbach als Filial von Lichtenstern genannt. 1809 lebten dort 26 Menschen. Das 1577 als »Horgenbrück« genannte Horkenbrück war Filial der Pfarrei Löwenstein. Das 1784 belegte Chausseehäuslein bei der Horkenbrücke war eine Zollstelle. Nordöstlich von Wüstenrot gab es um 1430 eine Wallfahrt zu einem Brunnen bei einer Glashütte (»Weyhenbronn«). Die Wallfahrtskapelle zu Ehren Johannes des Täufers und der Muttergottes war Filial von Wüstenrot und ist bald nach 1525 zerfallen. In Weihenbronn stand 1528 ein Hof der Herrschaft Hohenlohe. Der Ort zählte 1804 72 Einwohner und gelangte 1806 an Württemberg. 1646 bezog die Pfarrei Wüstenrot den Zehnt von der Markung des Hofs Hals, der ebenfalls 1806 an Württemberg kam. 1720 wurde eine Glashütte als Filiale der Spiegelberger Glasmanufaktur gegründet, die nach dem Spiegelberger Kammerrat Joachim Schmid auch »Joachimstaler Hütte« genannt wurde. Nachdem die Neuhütte im Joachimstal 1736 aufgegeben worden war, wurde hier 1778 ein bäuerliches Anwesen errichtet, das 1879 in ein Forsthaus umgewandelt und 1999 ins Freilandmuseum Wackershofen überführt wurde. Östlich Stangenberg und Raitelberg auf der reichzertalten Stubensandsteinhochfläche gelegen, hat sich der Ort nach dem zweiten Weltkrieg besonders im Westen (1965/75), Norden (1966 beziehungsweise 1970 fortfolgend) und Оsten (1978 fortfolgend) vergrößert. Zu den neuen Wohngebieten zählen unter anderem »Fuchsäcker« und »Vorderer Neubruch«. |
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Historische Namensformen: |
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Geschichte: | Wüstenrot gehörte zur Herrschaft Böhringsweiler, die die Weinsberg mit allem Zubehör 1330 an die Hohenlohe verkauften. 1471 kam Böhringsweiler an Kurpfalz und 1504 an Württemberg. Das kleine Amt Böhringsweiler bildete fortan und bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts ein Unteramt des württembergischen Amts Weinsberg. Württemberg hatte alle obrigkeitlichen Rechte und setzte in Böhringsweiler einen Schultheißen ein, der seit 1700 den Titel Amtmann führte. Ihm stand als untere Instanz das Gericht in Böhringsweiler zur Seite, dessen Schöffen sich aus dem gesamten Amtsbezirk rekrutierten. Erst seit 1783 gab es für Wüstenrot einen eigenen Unterschultheißen. 1528 hatte Württemberg hier neun Erblehngüter zu vergeben. Die Gemarkung einschließlich des »gemeinen« Walds war unter den Inhabern der Hoflehen aufgeteilt. Im Besitz der Gemeinde waren 1735 ein Waschhaus, eine Scheune und ein Stall. 1745 teilten sich in die neun Erblehnhöfe achtzehn Bürger; siebzehn Söldner waren ohne Anteil an den Gemeinderechten. 1803 wurde die Teilung der Erblehngüter endgültig genehmigt und ein Bürgermeisteramt geschaffen. Jedes Gemeindemitglied hatte fortan dieselben Rechte und Pflichten. 1804 gab es einen Schultheißen, sechs Schöffen (darunter der Bürgermeister) und vier Gemeindedeputierte als Vertreter der Bürgerschaft. Wüstenrot gehörte zum Amt bzw. ab 18.3.1806 Oberamt Weinsberg, ab 1.4.1926 Oberamt Heilbronn (30.1.1934 Kreis), ab 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. – 1772 errichteten Prälat Ötinger, Hauptmann J. C. Schiller und der sächsische Bergrat Riedel ein Bergwerk am Heidenbuckel. Von Wüstenrot nahm nach dem ersten Weltkrieg der Bauspargedanke seinen Ausgang. Der Schriftsteller Georg Kropp gründete auf genossenschaftlicher Basis die »Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot«, deren Sitz heute in Ludwigsburg ist. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | In einer Herdstättenliste von 1525 werden neun Wüstenroter Familien, die Inhaber der Erblehnhöfe, aufgezählt; demnach dürfte der Ort damals kaum mehr als vierzig Einwohner gehabt haben. Bis 1545 stieg die Einwohnerzahl auf etwa sechzig an (13 Haushalte). Die Mehrzahl der Haushalte verfügte damals über ein mittleres Vermögen. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung weiter zu. Der Dreißigjährige Krieg bedeutete auch hier eine Zäsur, indem 1654 nur noch 57 Einwohner gezählt wurden. 1702 waren es aber schon wieder 148, 1742 208 und 1802 sogar 294. Das Wirtschaftsland, das 1735 insgesamt 1926 Morgen umfasste, die Weiher nicht mitgerechnet, war unter den Inhabern der Hoflehen aufgeteilt. Es bestand aus 185 Morgen Äckern, die nicht der Dreifelderwirtschaft unterlagen, 335 Morgen Wiesen und Mähdern, 24 Morgen Gärten sowie 1382 Morgen Wald und Weiden. Für die Hofinhaber spielte der Holzhandel eine große Rolle; die Beisassen lebten vom Holzhacken und Viehhüten. 1771 wurden dreizehn Pferde und 235 Rinder gezählt. Seit 1796 fand in Wüstenrot zweimal im Jahr ein Vieh- und Krämermarkt statt. An Gewerbetreibenden sind 1735 je zwei Bäcker, Grempler (Kramhändler) und Schmiede, je ein Barbier, Hafner, Küfer, Mehlhändler, Metzger, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Wagner und Weber sowie drei Schild- (Lamm, Ochsen, Hirschen) und zwei Gassenwirte nachzuweisen; mit einem steuerpflichtigen Vermögen von 75 Gulden beziehungsweise 20 Gulden waren unter ihnen der Barbier der reichste und der Schneider der ärmste. Bereits 1425 und 1471 gab es in Wüstenrot und seiner Umgebung Bergbau. 1772/73 legte Württemberg auf der Gemarkung ein Erzbergwerk an. |
Kirche und Religion
Ersterwähnung: | 1325 |
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Kirche und Schule: | Kirche und Pfarrei in Wüstenrot sind erstmals 1325 bezeugt. 1348 bestätigte der Würzburger Bischof dem Kraft von Hohenlohe eine ganze Reihe Würzburger Lehen, darunter das »ius patronatus« in Wüstenrot. Zusammen mit dem Amt Böhringsweiler gelangte die Lehenschaft der Pfarrei 1504 an Württemberg, das hier 1534/35 die Reformation einführte. 1602 werden sieben, 1730 neben vier hohenlohischen (Finsterrot, Hals, Hasenhof und Weihenbronn) noch elf württembergische Filialen (Alt- und Neufürstenhütte, Böhringsweiler, Großhöchberg, Knickenhöfle, Kuhnweiler, Neuerlach, Schmellenhof, Stangenbach, Stollenhof und Vorderbüchelberg) genannt. Die Pfarrkirche mit altem Ostturm wurde 1733 erweitert. 1626 erscheint in Wüstenrot ein Schulmeister. Das Schulhaus wurde um 1730 von der Heiligenpflege unterhalten. Der Einzugsbereich der Schule entsprach im 17. Jahrhundert dem Sprengel der Pfarrei; 1702 und 1780 sind weitere Filialschulen belegt. 1745 besuchten dreißig Knaben und zwanzig Mädchen die Winterschule, vierzehn Knaben und sechs Mädchen die Sommerschule. Die evangelische Pfarrkirche wurde 1967 renoviert. Katholiken zu Mainhardt (Landkreis Schwäbisch Hall). |
Patrozinium: | St. Kilian |
Ersterwähnung: | 1247 |