Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Auf der Gemarkung von Kochersteinsfeld wurden Reste zweier römischer Landgüter ergraben. Die Entstehung des heutigen Dorfs ist aber wohl der jüngeren Ausbauzeit zuzurechnen. In einer Dürner Urkunde von 1253 erscheint erstmals der Name »Steinesfelt«. Die Siedlung führt ihren Namen nach dem hier in den Kocher mündenden Bach. Ob sich das im Komburger Schenkungsbuch (11. Jahrhundert) neben Lampoldshausen erwähnte »Steinaha« auf Steinfeld bezieht, erscheint zumindest fraglich. Im Nordosten von Kochersteinsfeld liegt die Ortswüstung Hertrichshausen (1257 »Hertingeshusen«). Das Gebiet des ehemaligen Weilers ist heute eine Exklave in der alten Gemarkung von Lampoldshausen. Das Kloster Lichtenstern hatte dort im 13. Jahrhundert Gerechtsame, die es später an die Nonnen von Seligental verkauften. 1354 wurden die von Berlichingen und von Hausen mit dem Kloster Seligental wegen der Herrschaft im Weiler und dem dazugehörigen Kammerforst verglichen. 1510 verkaufte Seligental seinen Hof »Hertigshausen« an die Gemeinde Kochersteinsfeld. Spätestens im 18. Jahrhundert war die Siedlung abgegangen. In der gleichen Exklave lag auch der Hof »Hohennbuch« (Buchhof) des Klosters Schöntal, der 1523 mehr als 100 Morgen Äcker in drei Fluren auf eigener Markung und ebensoviel Wald umfasste. 1699 verkauft das Kloster Schöntal den Hof an den Herzog von Württemberg-Neuenstadt. Den Schweizerhof ließ um 1730 der Herzog von Württemberg-Neuenstadt als Jagdhaus bauen; dazu gehörten auch eine Käserei und eine Ziegelei. Ein Gut »Katzenbrunne« bei Kochersteinsfeld hatte 1407 Peter von Berlichingen in Besitz; seine Witwe vermachte es 1449 dem Stift Öhringen. Noch 1507 wird ein Hofmann zu Katzenbronn genannt, aber danach ist von der Siedlung am Platzholz nichts mehr zu hören. Neue Wohngebiete siedelten sich östlich (Schafgarbenweg, Riegelberg um 1968), nordöstlich (1976) und westlich (Häldenweg 1966) des Ortskerns an. |
Geschichte: | Über die Frühzeit von Kochersteinsfeld ist wenig bekannt. Im 13. Jahrhundert gehörte der Ort zum Herrschaftsbereich der Grafen von Dürn, deren Befugnisse zum einen Teil auf ihre Eigenschaft als Vögte des Klosters Amorbach zurückzuführen sind, zum anderen auf das Erbe der Grafen von Lauffen. Der hier ansässige Ritteradel gehörte zur Ministerialität der Herren von Dürn. Er tritt vom 13. bis ins frühe 15. Jahrhundert unter dem Namen von Steinsfeld in Erscheinung und war mit denen von Gochsen und den Capler von Oedheim verschwägert. Letztere nannten sich zeitweise ebenfalls von Steinsfeld. Enge Beziehungen unterhielt die Familie zu den Klöstern Gnadental und Seligental. Spätestens seit dem 14. Jahrhundert standen die von Steinsfeld in Dienst- und Lehnsbeziehungen zu den Hohenlohe und den Weinsberg. Der letzte Beleg für einen Agnaten datiert von 1408. Eine 1356 als Würzburger Lehen bezeugte Burg zu Steinsfeld ist bereits 1523 nur noch in Flurnamen (»Alte Burgk«, »am Burckgraben« und »Burckstadel«) zu fassen, aber nicht mehr näher lokalisierbar. Die Zugehörigkeit von Burg und Dorf Kochersteinsfeld zum Herrschaftsbereich der Herren von Weinsberg ist seit 1325 schriftlich zu fassen. Als Teil des Amts Neuenstadt war der Ort seit dem Ende des 14. Jahrhunderts immer wieder verpfändet, an die von Wunnenstein (vor 1385), die von Helmstatt (1405, 1431), die Pfalz (1424) und die von Sickingen (1428). Der definitive Übergang an Kurpfalz erfolgte zwischen 1446 und 1451. Nach der Niederlage im Landshuter Krieg gelangte Kochersteinsfeld 1504 mit dem Amt Neuenstadt an Württemberg. Dem Kloster Gnadental gelang es seit dem 13. Jahrhundert in Kochersteinsfeld einen großen Besitzkomplex zu erwerben. Später komplettierten die Nonnen diesen Besitz mit Gütern, die sie von kleineren Adelsfamilien erhielten, etwa von den Talheim (1304, 1346), Möckmühl (1319), Michelfeld (1347), Sindringen (1352) und Stetten (1420). Ein großer Teil stammte aus Schenkungen und Verkäufen der Familie von Steinsfeld (1304, 1325, 1326, 1345, 1387). Spätestens 1380 erlangten die Herren von Weinsberg die Vogtei über den großen Hof des Klosters Gnadental und wurden von König Wenzel als dessen Vögte bestätigt. Die vom Reich lehnbare Vogtei hatten davor die Hohenlohe inne (1332). Später belehnten die Weinsberg zunächst die von Stetten, dann die von Gochsen mit dem vormals klösterlichen Hof, den 1447 die Capler von Oedheim erwarben (Caplanshof). Im 16. Jahrhundert zählten die Herzöge von Württemberg als Orts- und Landesherren zu den großen Grundherren auf der Gemarkung, größte Grundherrschaft blieb aber weiterhin das Kloster Gnadental. Daneben begegnen das Stift Möckmühl, das Stift Öhringen und das Kloster Lichtenstern. Mit kleineren Gütern waren die Capler von Oedheim, das Deutsch-Ordens-Haus Neckarsulm und die Frühmessen von Kochersteinsfeld und Neckarsulm vertreten. Nach der Aufhebung des Klosters Gnadental fielen dessen Güter und Rechte an die Grafen von Hohenlohe, die sie 1563 an Württemberg vertauschten. Kurz zuvor (1558) hatte Württemberg auch schon den Möckmühler Stiftsbesitz übernommen. Zehntrechte in Kochersteinsfeld werden in einer gefälschten Urkunde von angeblich 996 dem Kloster Amorbach zugeschrieben, was sich dazu fügt, dass Amorbach in Kochersteinsfeld bis 1281 das Kirchenpatronat hatte. Die spätere Verteilung der Zehntrechte und der Wechsel ihrer Besitzer spiegeln einmal mehr die komplexen Herrschaftsverhältnisse am Ort. Ein von Würzburg lehnbares Drittel des Zehnten überließen die Edelherren von Dürn 1253 dem Kloster Gnadental, das 1289 ein weiteres Drittel von der Familie von Möckmühl dazu erwarb; auch dabei handelte es sich um einen Teil aus dem Erbe der Grafen von Dürn, das dann die Hohenlohe von Würzburg zu Lehen trugen. Noch im 14. Jahrhundert belehnte der Bischof von Würzburg die Hohenlohe mit Burg und Stadt Möckmühl sowie einem Drittel am Zehnt zu Kochersteinsfeld. Tatsächlich erscheint die Verteilung des Weinzehnten von Kochersteinsfeld 1523 unter der Rubrik Amt Möckmühl; zu je ein Drittel war er im Besitz des Herzogs von Württemberg, des Stifts Möckmühl und des Klosters Gnadental. Bis zum Beginn der alleinigen Herrschaft Württembergs (1563) gab es in Kochersteinsfeld zwei Schultheißen, einen des Herzogs von Württemberg und einen des Klosters Gnadental; allfällige Bußen fielen zu einem Drittel an Württemberg und zu zwei Dritteln an das Kloster. Die geteilte Herrschaft führte immer wieder zu Konflikten. So musste die Gemeinde sich 1388 mit dem Kloster Gnadental wegen Währung und Maß einigen. Das Dorfbuch von 1554 unter dem Titel »Recht, Altherkommen unnd Gewonhait« enthält eine Dorfordnung. Von 1652 bis 1774 wurde das Schultheißenamt in Kochersteinsfeld und Gochsen in Personalunion versehen. Kochersteinsfeld gehörte zum Amt Neuenstadt, ab 18.3.1806 Oberamt Neckarsulm, ab 1.10.1938 Landkreis Heilbronn. — Bei Kämpfen vom 8. bis 11. April 1945 fielen 43 Deutsche und Amerikaner; es kamen vier Einwohner ums Leben und ein Viertel des Dorfes wurde zerstört. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Auch für Kochersteinsfeld ist vor dem Dreißigjährigen Krieg ein starkes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen: 1495 waren 62 Bürger steuerpflichtig, was auf etwa dreihundert Köpfe schließen lässt. 1545 hatte der Ort vierhundert und 1605 bereits mehr als sechshundert Einwohner. Der Krieg führte dann zu deutlichen Einbußen; 1654 zählte man nur rund zweihundert Seelen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Einwohnerzahl von um 1600 wieder erreicht. An Kocher und Steinbach gab es je eine Mühle. Das Kloster Gnadental ertauschte 1319 die Mühle in Kochersteinsfeld und verlieh sie 1383 gegen Halbpacht als Erblehen. 1556 zinsten die Kochermühle und die Bachmühle nach Gnadental. Im 18. Jahrhundert wurde der Betrieb beider Mühlen eingestellt. Neben den Müllern sind um 1500 mit Zimmermann und Schmied nur zwei weitere Vertreter des ländlichen Handwerks bezeugt. Grundlage der Versorgung waren der Acker- und der Weinbau. Eine Kelter gehörte zum großen Hofgut des Klosters Gnadental. Die Nonnen unterhielten einen Kelterknecht, zu dessen Aufgaben auch gehörte, den Zehntwein in Kochersteinsfeld und Lampoldshausen einzusammeln. Eine weitere Erwerbsquelle stellte der Wald dar. Im 18. Jahrhundert war vor allem der Holzverkauf nach Holland lukrativ, wovon Kochersteinsfeld ganz besonders profitierte, da sein Gemeindewald mit rund 970 Morgen sehr groß war. Seit dem 15. Jahrhundert war hier der Sitz eines Forstmeisters für den von Kurpfalz eingerichteten und von Württemberg so weitergeführten Waldbezirk Neuenstadter Forst. |