Ortslage und Siedlung (bis 1970): | 1037 erstmals urkundlich erwähnt (»Pfadelbach«), dürfte Pfedelbach bereits im 8. oder 9. Jahrhundert entstanden sein; den Namen führt der Ort nach dem ihn durchfließenden Bach. Vom südwestlichen Teil der Gemarkung, östlich von Obergleichen, liegen einzelne Funde aus der Mittelsteinzeit vor, im Osten, gegen die Ohrn, haben sich Reste von Wachtposten des dort vorüberziehenden Obergermanischen Limes erhalten, darunter die Fundamente eines sechseckigen Turms, des merkwürdigsten aller Limestürme. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das wohl schon davor stattliche Dorf zur Residenz ausgebaut sowie mit einem Etter und vier Toren eingehegt. 1689 belief sich die Zahl der Häuser auf etwa hundert, die der Scheunen auf fünfzig. Zur Gemarkung gehörte im Hochmittelalter vermutlich noch Windischenbach. Auch die Weilersiedlungen Buchhorn, Griet, Vorder- und Hinterespig sind mittelalterlichen Ursprungs; Vorderespig war seit 1615 Teil des waldenburgischen Amts Ohrntal, Hinterespig Teil des Amts Mainhardt. Ober- und Untergleichen entstanden im Anschluss an die Burg Gleichen (1294 »Gliche«, 1471 Burgstall), die wohl von den Reichsministerialen dieses Namens (ausgestorben um 1300) gegründet wurde und im 14. Jahrhundert über die Grafen von Löwenstein und die von Weinsberg an die Herren von Hohenlohe gelangte (1416, Amt Mainhardt). Ein Hof auf dem Heuberg ist seit 1372 bezeugt. Bei ihm haben sich seit 1730 auf Betreiben der Herrschaft in großer Zahl Katholiken angesiedelt, die als Hausierer, Tagelöhner und Kleingewerbetreibende ein karges Leben führten. Ihre Sprache war zum Teil Jenisch, eine Gaunersprache, die sich in Relikten bis in die Gegenwart erhalten hat. Charlottenberg ist ein 1712/13 erbautes Lusthaus der Pfedelbacher Grafen, das bereits 1782 in Privatbesitz überging. Im Lauf der Jahrhunderte wüstgefallen sind der Bunzhof unmittelbar südlich von Heuberg (Flurname) und die 1037 erwähnte Siedlung »Bergeheim« (gegen Harsberg?) sowie die Wohnplätze Buch in der Ohrn (1357, 1472, wohl unweit Pfedelbach) und Oberweiler (1360, vor 1686, südwestlich von Pfedelbach). In Oberweiler waren im 14. Jahrhundert die von Rappach und das Kloster Gnadental begütert, im 15. Jahrhundert das Stift Öhringen und die von Pfedelbach beziehungsweise von Adelsheim. Die ehemalige Funktion als Burgsiedlung und hohenlohische Residenz bestimmt noch weitgehend das heutige Ortsbild. Neue Wohngebiete entstanden nach dem zweiten Weltkrieg rings um den alten Ortskern im Norden, Osten, Westen und Südwesten. |
Geschichte: | Pfedelbach gehörte 1037 zur Gründungsausstattung des Stifts Öhringen. Die später dort ansässige ritteradlige Familie entstammte vermutlich der staufischen Ministerialität und dürfte an dem Ort, dem sie ihren Namen entlehnte, zunächst in der Funktion von Untervögten tätig gewesen sein. Bezeugt ist sie seit 1270, erloschen um 1419/22. Erben der Pfedelbacher waren die von Adelsheim; eine ältere Auffassung, wonach beide Geschlechter eines Stammes waren, gründet allein auf der Ähnlichkeit ihrer Wappen (Pfedelbach: ein rotes Steinbockshorn in Silber), wird aber ansonsten durch nichts gestützt. Der Besitz der Pfedelbacher konzentrierte sich im wesentlichen in der näheren Umgebung, Lehen trugen sie von der Herrschaft Weinsberg und der Grafschaft Löwenstein. Als Geistliche findet man ihre Angehörigen wiederholt am Stift in Öhringen, außerdem im Nonnenkloster Gnadental. Beim Verkauf des Schlosses Pfedelbach samt Zugehörungen durch die von Adelsheim an die Grafen von Hohenlohe wird 1472 der ganze Umfang der kleinen Ritterherrschaft deutlich; zu ihr gehörten Güter in Buchhorn, Oberweiler, Buch, Ohrntal, Eschelbach, Bretzfeld, Tannhof, Ebersberg, Zweiflingen, Langenbeutingen, Rappach, Schwabbach und Michelbach. Schon davor hatten die Grafen im Dorf und seiner Gemarkung über diverse Berechtigungen verfügt, nun aber waren sie im Besitz aller hohen und niederen Obrigkeit und machten Pfedelbach zum Sitz eines Amts, an dessen Spitze ein Vogt beziehungsweise Amtmann stand. In der Landesteilung von 1553/55 kamen Schloss und Amt an Hohenlohe-Waldenburg. Von 1615 bis 1728 war hier die Residenz einer eigenen hohenlohischen Linie. Die alte Wasserburg der niederadligen Herren von Pfedelbach wurde in den Jahren 1554/72 und noch einmal 1608/13 unter Mitwirkung von Georg Kern und Heinrich Schickhardt zu einem repräsentativen, vierflügeligen Schloss ausgebaut; weitere Baumaßnahmen am Südflügel erfolgten 1730/44. Nach dem Aussterben der hier ansässigen Linie gelangte Pfedelbach 1728 an die Grafen beziehungsweise Fürsten von Hohenlohe-Bartenstein und blieb – zeitweise als Sekundogenitur – in deren Besitz bis zur Mediatisierung durch Württemberg. Die im 11. Jahrhundert bezeugten, allerdings nicht weiter spezifizierten Gerechtsame des Stifts Öhringen scheinen später so gut wie ganz im Besitz von dessen örtlichen Vögten aus der Familie von Pfedelbach aufgegangen zu sein. Daneben begegnen als Grundherren bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts die Herren von Hohenlohe, allerdings waren deren hiesige Kompetenzen bis zum Erwerb des Schlosses und seiner Zugehörungen eher geringfügig. Güter des Klosters Gnadental lassen sich seit 1312 nachweisen, solche des Spitals in Öhringen seit 1399. Am Ende des 17. Jahrhunderts gebot die Ortsherrschaft in Pfedelbach über insgesamt siebzig Güter und Lehen mit zusammen 287 Morgen Äckern, 150 Morgen Wiesen, 43 Morgen Gärten, 108 Morgen Weinbergen und 56 Morgen Holz; hinzu kamen acht Güter mit 126 Morgen Äckern, 43 Morgen Wiesen, 14 Morgen Gärten, 221 Morgen Wald und 20 Morgen Seen in Buchhorn. Dem Stift Öhringen gehörten zur gleichen Zeit in Pfedelbach 22 Morgen Äcker, 9 Morgen Wiesen, 9 Morgen Weinberge und 3 Morgen Holz sowie einige kleinere Grundstücke in Buchhorn. In Vorderespig war Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst mit sieben kleinen Gütern alleiniger Grundherr (45 Morgen Äcker, 14 Morgen Wiesen, 3 Morgen Gärten, 2 Morgen Weinberge), und in Gleichen teilten sich Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Pfedelbach in die grundherrlichen Gerechtsame. Die zunächst stark zersplitterten Zehntrechte gelangten im ausgehenden Mittelalter nach und nach an das Stift Öhringen. Schließlich war dieses in Pfedelbach und Buchhorn alleiniger Dezimator (1676). In Gleichen hatte es zwei Drittel des Fruchtzehnten zu beanspruchen, die Ortsherrschaft das übrige Drittel. Ebenso verteilte sich der Pfedelbacher Weinzehnt. Daneben bestandenen noch einige kleinere Sonderzehntdistrikte. Die Gemeinde (»rustici villani«) tritt erstmals 1427 in Erscheinung, als sie im Einvernehmen mit ihrer ritteradligen Ortsherrschaft, jedoch ohne Rücksicht auf die Belange der zuständigen Pfarrei eine Kapelle errichtet hatte und unbefugterweise weihen ließ. Zum Jahr 1686 finden zwei Bürgermeister Erwähnung. Pfedelbach fiel 1806 an Württemberg und gehörte zum Oberamt Neuenstein, seit 1807 zum Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen. Zu Pfedelbach zählten ursprünglich die Wohnplätze Pfedelbach, Buchhorn, Charlottenberg, Griet und Heuberg. Ober- und Untergleichen mit Hinterespig wurden bis 1828 angegliedert, Vorderespig 1912. — Seit etwa 1650 wurde der Ort zu einer stadtähnlichen Residenz ausgebaut, 1657 mit Wall, Graben und vier Toren befestigt. Die alte romanische Wasserburg der Herren von Pfedelbach wurde 1554/72 zu einer Vierflügelanlage erweitert, die 1608/13 durch Georg Kern unter Beratung von Heinrich Schickhardt umgebaut wurde. 1730/40 wurde der Südflügel verbreitert, 1750/55 weitere Umbaupläne Wölfflings nur teilweise ausgeführt, da Pfedelbach seit 1729 nur noch Sekundogenituren als Aufenthalt diente, nach 1764 nur Amtssitz war. 1792 versammelte der französische Graf Mirabeau hier eine Truppe, die als Legion Hohenlohe gegen das revolutionäre Frankreich kämpfte. Nach dem Erwerb durch die Stadt wurde das Schloß bis 1979 als kulturelles Zentrum ausgebaut. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Ausgangs des 17. Jahrhunderts hatte Pfedelbach rund 450 Einwohner (hundert Häuser); in Vorderespig waren es circa 25 (sechs Häuser), in Buchhorn etwa dreißig (sieben Häuser). Am Ende des Alten Reiches belief sich die Seelenzahl im Dorf und an allen dazugehörigen Siedlungsplätzen zusammengenommen auf etwa 1300 bis 1400. Außer den gewöhnlichen Feldfrüchten wurde auf der Gemarkung schon im Mittelalter Wein angebaut. Am Ende des 17. Jahrhunderts verteilte sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche zu etwa 55 Prozent auf Äcker, zu 25 Prozent auf Wiesen und zu 13 Prozent auf Weinberge. Eine Kelter wird 1357 genannt, zwei weitere 1620; im 18. Jahrhundert existierten eine sogenannte Wiesenkelter (1710) und eine Dorfkelter (1752/53) sowie eine Herrschaftskelter (1602/03), in deren Keller noch heute ein Riesenfass von 1752 steht (heute Weinbaumuseum). Die 1686 erwähnte Mühle ist zweifellos sehr viel älter. 1663 wurden zwei Jahrmärkte privilegiert, der eine zu Petri und Pauli (29. Juni), der andere zu Martini (11. November); 1801 gab es außerdem zwei Viehmärkte. Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert wird der Residenzcharakter des Fleckens nicht zuletzt in seiner Gewerbestruktur deutlich; neben den üblichen Dorfhandwerkern gab es damals zwei Wirte, einen Tuchmacher, einen Schneider und drei Goldarbeiter, 1712 obendrein einen Buchdrucker. Zeitweise arbeiteten nicht weniger als zwölf ortsansässige Handwerker speziell für den gräflichen Hof. |