Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Auf der vom Kochertal nach Norden hin steil, im Süden aber sanft ansteigenden Gemarkung zeugen links des Kochers, beim Guthof, Hügelgräber aus dem dritten Jahrtausend vor Christi Geburt und im nördlich davon gelegenen Wald Beerberg mehrere Gruppen undatierter Grabhügel von Ansätzen früherer Besiedlung. Das 1283 erstmals erwähnte Weißbach (»de Wizbach«), dessen Name als Stellenbezeichnung zu deuten ist, entstand wohl in der Ausbauzeit des frühen Mittelalters. Von der durch den Ort führenden Kochertalstraße zweigt hier eine über Crispenhofen ins Jagsttal führende Straße ab. Weit östlich von dieser Kreuzung errichtete man um 1380 die Filialkirche, und in den folgenden Jahrhunderten wurde das Gelände dazwischen nach und nach aufgesiedelt. Um 1790 bestand der Ort aus 54 Häusern; nur eines von ihnen beherbergte zwei Herdstellen. Einen Kilometer südlich von Weißbach, hoch über dem linken Kocherufer, liegt der Guthof, der unter der Bezeichnung Hertwigsweiler ob Niedernhall 1417 von denen von Veinau an die Hohenlohe verkauft wurde. Bis 1671 hatte Hohenlohe-Neuenstein alle Herrschaftsrechte an dem Hof erworben, und sich überdies in den Besitz der zuvor dem Kloster Amorbach gehörigen Einkünfte und Zehntanteile gebracht. Die Gemarkung des Hofs, dessen älterer Name von dem Personennamen Hertwig abgeleitet ist, reichte – wie 1671 beschrieben – nicht über seine Einfriedung hinaus. 1635 hatte das Anwesen, dessen Inhaber damals von kaiserlichen Soldaten erschossen wurde, nur etwa fünf Bewohner; um 1790 lebten dort etwa doppelt so viele Personen (zwei Herdstellen). Kirchlich und schulisch gehörten die Hofbewohner nach Crispenhofen. Nahe des Bahnhofs von Weißbach entstand das Industriegebiet jenseits des Kochers (seit 1950). Zu den Ortserweiterungen der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg zählen ferner die Wohnsiedlungen im Norden (»Mergel-Fuchsberg« 1960), im Nordosten (»Hörnle-Dorfäcker« 1952, »Hofäcker« 1967, »Frühmeß« 1977), im Оsten (»Beim Friedhof« 1955) und im Westen (»Altenberg-Weiher« 1964). |
Historische Namensformen: | |
Geschichte: | Die zur Herrschaft Wülfingen-Forchtenberg gehörende Siedlung gelangte im 13. Jahrhundert an die Grafen von Dürn. Diese machten 1284 das vorherige Eigengut statt des an das Kloster Schöntal verkauften Niedernhaller Zehnten dem Hochstift Würzburg lehnbar. Von den Dürnern gelangte Weißbach 1323 als Teil der Herrschaft Forchtenberg an die Herren von Hohenlohe. Nach dem Erwerb des Herrschaftsanteils der von Veinau, der wahrscheinlich aus dem Erbe der seit 1283 bezeugten und nach Weißbach benannten Dürner Ministerialenfamilie stammte, hatten die Hohenlohe seit 1416 die Ortsherrschaft allein inne. In der Landesteilung von 1553/55 fiel Weißbach an Hohenlohe-Neuenstein. 1803 dem neu geschaffenen hohenlohe-oehringischen Justizamt Niedernhall zugeschlagen, kam das Dorf 1806 im Zuge der Mediatisierung an Württemberg. Grundbesitz am Ort hatten zweifellos die Dürner Vasallen von Weißbach, die wohl auf der schon 1345 als abgegangen bezeichneten Burg ihren Sitz hatten, hernach ihre Erben, die von Bebenburg und von Veinau, die den Burgstall und mehrere Güter sowie die Ortsvogtei teils von Hohenlohe, teils von Würzburg zu Lehen trugen. Alle diese Güter gelangten 1414 und 1416 in Hohenloher Besitz. Weitere Grundbesitzer waren die von Bachenstein, von Tann und von Berlichingen sowie das Kloster Schöntal. Der Zehnt, groß und klein, war aufgrund einer Dürner Schenkung zum größeren Teil in Amorbacher Besitz. Hohenlohe partizipierte daran nur zu einem Viertel, erwarb aber 1598 die Amorbacher Rechte hinzu und war seither alleiniger Dezimator. 1671 teilten sich darein die Linien Hohenlohe-Neuenstein, -Langenburg und -Kirchberg. Die Dorfordnung von 1671, die das Zusammenleben in der Gemeinde regelte, nennt außer dem bereits 1521 bezeugten Schultheißenamt auch das Amt des Bürgermeisters. Ein eigenes Dorfgericht gab es nicht; zuständig war das Gericht in Forchtenberg. 1806 fiel Weißbach an Württemberg. Es gehörte bis 1808 zum Oberamt Ingelfingen, danach zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Künzelsau. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Um 1790 hatte Weißbach bei 55 Herdstellen etwa 250 Einwohner; 1812 waren es 329. Für den Lebensunterhalt der Bevölkerung war der Anbau von Wein im ausgehenden 18. Jahrhundert von größerer Bedeutung als der Ackerbau. Der Weinbau ist seit 1312 nachzuweisen, eine vom Würzburger Bischof zu Lehen rührende Kelter findet 1323/24 Erwähnung. Gewerbe außerhalb der Landwirtschaft waren die seit 1395 genannte und nach 1645 erneuerte Mühle, vereinzelte Handwerke sowie die mit zugeleiteter Sole aus Niedernhall betriebene Saline. Um 1790 wurden am Ort 23 Söldner und Häcker, sechs Bauern, zwei Bauern und Häcker, drei Söldner, drei Taglöhner, drei Küfer, drei Schneider, je zwei Zimmerleute und Maurer, ein Bäcker und Wirt (zur Traube), ein Müller, ein Sudmeister und ein Salinenknecht sowie je ein Schmied, Weber und Gemeindehirt gezählt. Zumeist trieben die Handwerker nebenbei noch Landwirtschaft. Seit 1590 wurde die im benachbarten Niedernhall gewonnene Sole nach Weißbach geleitet und hier versotten, seit 1781 unter Leitung von Mitgliedern der Salinistenfamilie Glenck. Mit dem Verkauf der Saline 1812 und ihrer Verlegung nach Niederhall 1822 wurde der Betrieb in Weißbach eingestellt, die Gebäude bis auf das sogenannte Schlössle abgebrochen. 1828 wurde die Saline an Württemberg verkauft, die Produktion eingestellt. Die 1898 gegründete Konrad-Hornschuch AG entwickelte sich nach 1945 zum größten Industrieunternehmen des Kreises. |