Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Zweiflingen gehört nach Ausweis seines Namens zur ältesten nachantiken Siedlungsschicht, findet indes seine erste schriftliche Erwähnung nicht vor 1230 (»de Zwiuelingen«). Die beiden Siedlungszellen, aus denen der in die Länge gebaute Ort erwuchs, entstanden im Quellbereich des Pfahlbachs an einer alten, von Westen nach Osten ziehenden Straße, wobei die nördliche, um die Nikolauskapelle gelegene Zelle die ältere sein dürfte. In der Nähe der Kapelle befindet sich der Ailhof, in dem man vermutlich den Herrensitz der im 13. und 14. Jahrhundert hier ansässigen Ministerialen zu erkennen hat. 1672 bestand der Ort aus dem Gotteshaus, 29 Häusern, 24 Scheunen, einem Schafhaus, einer Zeug- oder Jagdscheune und der 1670 erbauten Kelter. Um 1790 gab es in 36 Wohngebäuden vierzig Herdstellen. 1982 waren noch 22 alte Hausnamen bekannt. Auf der sich weit über die Hohenloher Ebene zwischen Sall- und Ohrntal erstreckenden Gemarkung von Zweiflingen lagen das 771 und 779 in der Überlieferung des Klosters Fulda erwähnte und nach 1428 wüstgefallene Banigen sowie die ebenfalls untergegangenen Siedlungen Bradbach (1410) und Fockenweiler (1574/1615). Das nördlich von Zweiflingen, am Sallhang gelegene Heiligenhaus wurde erst 1854 von Orendelsall nach Zweiflingen umgemeindet. Bei dem seit 1819 als Forsthaus umgenutzten Gebäude handelt es sich im Kern um die einstige Kapelle des unweit davon gelegenen Weilers Eselsdorf, die 1480 mit zwei Altären geweiht worden war. Eselsdorf gehörte bereits 1177 zum Besitz des Klosters Schöntal. Die örtlichen Zehntrechte waren 1230 zwischen dem Pfarrer von Sindringen einerseits und Schöntal andererseits umstritten und wurden im genannten Jahr dem Kloster zugesprochen. Im 14. Jahrhundert trugen die von Neuenstein einen Teil des Zehnten von Würzburg zu Lehen. Hohenlohe bezog 1491 Einkünfte aus Eselsdorf. 1672 war der Weiler bereits abgegangen. Eine 1672 vorgenommene Markungsbeschreibung von Zweiflingen berichtet von sieben Seen: Pfahlbach, dem oberhalb gelegenen Großen See, dem Neuen See beim Tierhaus (im Tiergarten), dem Krummen See, dem Breiten Seelein, dem Obersten Seelein und dem Westernbacher See. Über die genannten Wüstungen hinaus gehören zu Zweiflingen mehrere noch bestehende Siedlungen mit eigener Gemarkung: Das ganz im Nordwesten von Zweiflingen gelegene Eichach gehörte 1037 zur Gründungsausstattung des Stifts Öhringen. Herrschaftsrechte über die Siedlung gelangten mit der Vogtei über das Stift um 1250 an das Haus Hohenlohe, das 1357 Geld- und Naturalzinse aus acht hiesigen Gütern bezog. Weiteren Besitz sowie Vogtei- und Gerichtsrechte hatten 1399 die von Weiler, die all dieses den Herren von Weinsberg zu Lehen auftrugen. Bald darauf müssen die Hohenlohe in den alleinigen Besitz von Vogtei und Gericht gelangt sein. Spätestens seit 1464 gehörte der Ort zum Amt Ohrnberg; für die Blutgerichtsbarkeit war das Gericht in Neuenstein zuständig. Die Grafen von Hohenlohe-Neuenstein, denen Eichach seit der Teilung von 1553/55 zustand, waren 1672 die weitaus größten Grundbesitzer. In den Zehnt teilten sich die Grafen mit dem Stift Öhringen, das hier ebenso wie die Herrschaft Hohenlohe-Pfedelbach und das Kloster Schöntal über kleineren Grundbesitz verfügte. Damals umfasste der Ort 28 Wohnhäuser und achtzehn wüst liegende Hausplätze. Um 1790 war Eichach mit 25 Herdstellen (circa 110 Einwohner) dem Amt Michelbach im Fürstentum Hohenlohe-Ingelfingen zugeordnet. Kirchlich war das Dorf ursprünglich Filial von Baumerlenbach, seit 1373 gehörte es zu Ohrnberg. In der Gemarkung von Eichach sind vier wüstgefallene Wohnplätze aufgegangen: Das an der westlichen Gemarkungsgrenze gelegene Archenbrunnen wird 1438 erwähnt und 1575 als abgegangen bezeichnet. Das anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch bereits 795 genannte Büttelhausen (»Buttineshusen«) lag etwa einen Kilometer südwestlich von Eichach und wurde zu unbekannter Zeit aufgegeben. Für das nordwestlich davon gelegene Poppenreut, eine hochmittelalterliche Rodungssiedlung, in deren Namen ihr Gründer fortlebt, ist 1350 und 1489 das Kloster Schöntal als Grundherrschaft bezeugt; außerdem waren die Nonnen von Gnadental und die Herrschaft Hohenlohe (1583/1672) hier begütert. Die Bewohner des Weilers wurden vermutlich um 1700 nach Eichach umgesiedelt; der hernach von Wald bedeckte Siedlungsplatz war noch 1865 an Gewölberesten erkennbar. Die 1357 erwähnte und nach 1489 abgegangene Siedlung Schweinebuch ist nordwestlich von Eichach zu vermuten. Friedrichsruhe – ursprünglich Tiergarten – ist eine Gründung der frühen Neuzeit. Graf Kraft von Hohenlohe-Neuenstein ließ hier seit 1612 ein umzäuntes Jagdgehege mit einem Jagd- beziehungsweise Lusthaus und einem Bauernhof (beide 1616) anlegen. Nach ihrer Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage bis 1651 unter Einbeziehung brachliegender Güter von Tiefensall, Ober- und Untermaßholderbach, Westernbach und Pfahlbach wiederhergestellt; der als landwirtschaftliches Mustergut konzipierte Hof diente der gräflichen Pferdezucht. Als Ersatz für das 1708 als baufällig beschriebene alte Lusthaus entstand 1712 das Schloss, das hernach zum Kern einer barocken Anlage mit mehreren symmetrisch angeordneten Nebengebäuden wurde; heute sind davon nur noch das Schloss, ein Stallgebäude, das Jägerhaus und das Forsthaus erhalten. Aus dem Areal des Gutshofs, der 1738 zwecks Finanzierung des Schlossbaus aufgelöst wurde, entstanden zehn Bauernhöfe, deren Häuser entlang einer Mittelachse auf das Schloss zugeordnet waren. Die Einwohnerschaft rekrutierte sich zumeist aus Bauern von Kupfer, Übrigshausen, Wolpertshausen, Goggenbach, Gailenkirchen und Kirchensall, zu einem kleinen Teil auch aus Salzburger Emigranten. Bis 1799 wuchs die Seelenzahl auf etwa 72. Für den Broterwerb der Einwohnerschaft erlangte der Obstbau große Bedeutung. Zuständige Pfarrei war Orendelsall. Bis zum Jahr 1819 war die vermutlich 1764 im Zusammenhang mit der Fürstenstandserhebung des Grafen Johann Friedrich von Hohenlohe-Neuenstein in Friedrichsruhe umbenannte Siedlung auf 21 Wohn- und dreizehn Nebengebäude angewachsen. 1781 wurde vorübergehend das für die Familie von Imhoff angelegte Hofgut Schönau aus der Gemarkung Friedrichruhe herausgelöst, aber schon 1823 wieder mit ihr vereinigt. In Pfahlbach hatten um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert die Klöster Lorsch und Fulda Besitz. Der Name ist aus der unmittelbaren Nähe zu dem in alter Zeit als Pfahldöbel bezeichneten Limes zu erklären. 1037 gelangte der Ort an das Stift Öhringen und mit der Vogtei über dieses um 1250 unter die Herrschaft des Hauses Hohenlohe. 1357 wurde das Dorf dem Amt Waldenburg zugerechnet, 1491 dem Schultheißenamt Neuenstein; ein hohenlohisches Lagerbuch von 1672 verzeichnet Pfahlbach – vierzehn Güter und Lehen mit fünfzehn Häusern und Scheunen – als nach Zweiflingen inkorporierten Flecken. Der ursprünglich vom Stift Öhringen beanspruchte Zehnt war bis 1672 ganz in Hohenlohe-Neuensteiner Besitz. 1410 ist ein hohenlohischer Lehnsmann mit dem Namen von Pfahlbach bezeugt; sein Sitz war vermutlich der Eul- oder Ailhof. Ein spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher Fließbrunnen ist durch eine außerhalb des Dorfs archäologisch nachgewiesene Wasserleitung zu erschließen. Die Einwohnerzahl lag im späten 17. Jahrhundert zwischen siebzig und achtzig, um 1790 bei rund hundert. Kirchlich gehörte Pfahlbach bis 1373 zu Baumerlenbach, danach war es wie Eichach Filial von Ohrnberg. In dem vermutlich erst im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus entstandenen Tiefensall trugen 1231 die Herren von Weinsberg dem Würzburger Bischof ihr Erb- und Eigengut zu Lehen auf. Während der beiden folgenden Jahrhunderte waren die örtlichen Gerechtsame unter zahlreichen Berechtigten aufgeteilt, darunter die Ritteradligen von Herbolzheim, von Nagelsberg, von Neuenstein, von Sindringen, von Zweiflingen und von Neufels, Schwäbisch Haller und Öhringer Bürger, die Klöster Murrhardt, Schöntal und Gnadental, das Predigerkloster in Wimpfen, das Stift in Öhringen sowie die Grafen von Dürn. Zum Jahr 1410 findet ein hohenlohischer Lehnsmann von Tiefensall Erwähnung, der vermutlich auf dem Eul- oder Ailhof saß. Als Ortsherrschaft konnten sich schließlich die Grafen von Hohenlohe durchsetzen; 1491 sind sie als Vogts- und Gerichtsherren bezeugt, begütert waren sie hier aber schon 1357. 1702 verfügte Hohenlohe über den größten Teil des örtlichen Grundbesitzes. In der Landesteilung von 1553/55 an die Linie zu Neuenstein gefallen, gehörte Tiefensall 1672 zum Amt Zweiflingen und kam nach dessen Auflösung im ausgehenden 18. Jahrhundert zum Amt Neuenstein. 1702 zählte der Ort siebzehn Häuser, vierzehn Scheunen und eine Mühle, um 1790 25 Häuser; daraus errechnen sich achtzig bis neunzig (1702) beziehungsweise 110 bis 120 Einwohner. Ihren Lebensunterhalt fanden diese im Ackerbau. Der 1672 bezeugte Weinbau – 1702 noch auf 19 Morgen betrieben – wurde vor 1785 aufgegeben. Zuständige Pfarrei war Orendelsall. Die Tiefensaller Sankt Martin-Kirche findet zwar erst 1499 Erwähnung, jedoch deuten die unteren Teile des romanischen Chorturms auf ein wesentlich höheres Alter hin; 1930/31 konnten im Chor Fresken aus dem 14. Jahrhundert freigelegt werden. |
Geschichte: | Im frühen 13. Jahrhundert hatten die Herren von Weinsberg Eigengüter in Zweiflingen und Tiefensall, die sie seit 1231 aufgrund eines Tauschs vom Hochstift Würzburg zu Lehen trugen. Als Nachfolger der Weinsberger treten namentlich in Bezug auf die Herrschaftsrechte seit dem 14. Jahrhundert die Herren von Hohenlohe auf, die wie schon ihre Vorgänger diverse Güter am Ort ihren Vasallen zu Lehen gaben; darunter waren von 1230 bis 1339 eine Ministerialenfamilie von Zweiflingen, 1336 die von Sindringen und 1339 die von Nagelsberg. Hohenloher Gerechtsame sind seit 1357 ausdrücklich bezeugt, desgleichen ein hohenlohisches Amt Zweiflingen. In der Teilung von 1553/55 fiel dieser Besitz der Neuensteiner Linie zu. 1672 gehörten zum Amt die Orte Pfahlbach, Tiefensall, Westernbach, Ober- und Untermaßholderbach, Büttelbronn, Tiergarten (dann Friedrichsruhe) und Zweiflingen, wo das 1595 erstmals erwähnte Rüggericht gehalten wurde. Im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde das Amt Zweiflingen aufgehoben und Zweiflingen selbst dem Amt Michelbach unterstellt. Im Zuge der Mediatisierung kam das Dorf 1806 an Württemberg. – Der Zehnt gehörte 1672 ganz den Grafen von Hohenlohe. Schultheiß, Bürgermeister und Gericht finden 1577 erstmals Erwähnung. 1672 verfügte die Gemeinde über ein Schaf- und ein Hirtenhaus, 9 Morgen Weiden und 33 Morgen Wald; in Eichach gab es zur gleichen Zeit ein kommunales Schafhaus, in Pfahlbach ein Armenhaus. Der Gemeindeschäferei in Tiefensall durfte im 17. Jahrhundert jeder Gemeindebürger acht Schafe zutreiben. Nach dem Anfall an Württemberg gehörte Zweiflingen bis 1809 zum Oberamt Neuenstein, dann zum Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Näherungsweise Aussagen über die Einwohnerzahl von Zweiflingen lassen sich erst seit 1672 treffen; in 29 Häusern lebten damals etwa 130 Personen. Um 1790 hatte der Ort rund 180 Einwohner (40 Herdstellen), 1814 zählte man 236 Köpfe. Die fruchtbaren Böden der Gemarkung begünstigten von alters her den Ackerbau. Der zunächst auch betriebene Weinbau – 1670 wurde eine Kelter errichtet – endete 1793 mit dem Aushacken der Reben und dem Verkauf der Kelter. Die Geräumigkeit der 1672 mit einer Fläche von etwa 18 auf 9 Meter beschriebenen Zeug- oder Jagdscheune, die dem Trocknen von Garn diente, zeugt von der Bedeutung des Flachsanbaus und der Weberei. 1706 gab es am Ort vier Weber, einen Schmied, einen Schneider, einen Bäcker und ein Wirtshaus. Knapp hundert Jahre später spielte der Obstbau eine große Rolle. Neben 26 Landwirten und einem Söldner zählte man im Jahr 1800 einen Zimmermann, einen Maurer, einen Forstknecht, einen Küfer, einen Weber, einen Schäfer, einen Hirten und einen Schneider. |