Dettingen unter Teck - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1251

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die mit rund 1500 Hektar große Gemarkung zählt zu den sehr früh besiedelten Gebieten. Auf dem Käppele im Westen finden sich nicht nur zahlreiche Spuren eiszeitlicher Rentierjäger, sondern auch Hinweise auf eine bäuerliche Siedlung der Jungsteinzeit. Besondere Bedeutung hatte die Gegend in römischer Zeit. Die südlich des Orts das Lautertal querende, an veränderter Vegetation häufig erkennbare Sibyllenspur war eine römische Befestigung mit Kleinkastell, von der das Tal zwischen Lauter und Teckberg gesperrt wurde. Durch das Tal verlief eine römische Straße. Die heutige Siedlung, deren Name auf den Personennamen Tatti oder Tatto zurückgeht, scheint aus wenigstens zwei merowingerzeitlichen Hofgruppen entstanden zu sein. Darauf deuten die Siedlungsstruktur und zwei Friedhöfe an den Dorfrändern beim Bahnhof und beim früheren Berger-Areal hin, die ungefähr vom 6. bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts genutzt wurden. Erst danach entwickelte sich um die Kirche, an der Straße und am Lauterübergang beim Schlossberg das mittelalterliche Dorf, aus dem schließlich entlang zweier nord-südlich verlaufender Straßen mit Querverbindungen die neuzeitliche Siedlung entstand. 1525 zählte der Ort 202 Häuser, 1730 224 Gebäude. Das Wirtschaftsland mit den drei Öschen lag bis in die Frühe Neuzeit fast vollständig östlich der Lauter. Die bewaldeten Höhenzüge im Westen wurden jedoch teilweise schon im Mittelalter gerodet. Dort wuchs die Gemarkung wohl zunächst auf Kosten abgegangener Orte wie Denzendorf (Donzdorf) bei Reudern, bevor sie im 17. Jahrhundert schrumpfte, als die Spitäler Kirchheim und Nürtingen ihre Wälder ummarken ließen. Dem Ausbau des Naberner Sees vor 1473 zu einer großen Fischzuchtanlage fielen Allmenden zum Opfer, welche Württemberg mit dem Pliensholz am Teckberg entschädigte, das nach 1489 gerodet wurde. Bei Burg Mannsberg entstand im Mittelalter ein Weiler, der erst im 30-jährigen Krieg aufgegeben wurde. Zu Burg Tiefenbach gehörten sieben Hofstätten, die verstreut im Tiefenbachtal lagen, darunter die 1399 genannte »Rutinau«. Ob die Flurnamen Beibergle (1356 Biburg) im Osten und Altenberg im Südwesten auf Befestigungen zurückgehen, ist fraglich. Südöstlich, unterhalb der Teck, deutet der Flurname Fußhausen auf eine abgegangene Siedlung hin. Ein Luftangriff vernichtete 1945 fast den ganzen Ortskern, darunter das Rathaus, das »Schlössle« des ehemaligen Ortsadels, 69 Wohnhäuser und 39 Scheunen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden neue Wohnsiedlungen im Süden (Obere Straßenäcker 1962 bzw. 1972, »Goldmorgen« 1976) und Osten (»Guckenrain« 1954 bzw. 1970), die Industrie hingegen bevorzugte seit 1960 den nördlichen Ortsrand nahe der Eisenbahn (»Untere Wiesen«).
Historische Namensformen:
  • Tettingen 1251
Geschichte: Um 1120 kaufte das Kloster Sankt Peter von den Söhnen Liutfrieds von Dettingen Güter in Nabern. Der Ort ist nicht zweifelsfrei zu identifizieren, auch wenn aufgrund der Nähe zu Nabern viel für Dettingen unter Teck spricht. Ebenso unsicher ist die Herkunft des 1199 genannten Klerikers Albert von Dettingen. 1251 nannte sich die Adelsfamilie Münch nach dem Ort, der später meist als »Dettingen Schlossberg« bezeichnet wurde. Seit dem 13. Jahrhundert ist erkennbar, dass der Ort als Teil der Herrschaft Teck wie diese starker rechtlicher Zersplitterung ausgesetzt war, die im Einzelnen nicht zu klären ist. Anscheinend blieb die hohe Obrigkeit stets mit den teckischen Herrschaftsrechten verbunden und gelangte mit diesen, ohne eigens erwähnt zu werden, bis 1386 an Württemberg. Die örtlichen, als Vogtei formierten Herrschaftsrechte dagegen lagen in der Hand des teckischen Dienstadels und wurden 1415 von den Herren von Mannsberg an Württemberg verkauft, nachdem diese schon 1389 wegen ihrer Beteiligung am Städtekrieg unter württembergische Lehenshoheit gezwungen worden waren. Württemberg übte die Herrschaft seit 1415 unmittelbar aus und war durch einen Schultheißen vertreten. Die Zersplitterung zeigt sich auch an den fünf Adelssitzen des Ortes: Neben dem Sitz im Ort bei der Kirche, der sich vom Herrenhof zur kleinen Ortsburg und schließlich zum Schlössle entwickelte, gab es am Ortsrand den namengebenden, im Bauernkrieg 1525 zerstörten Schlossberg. Außerdem schufen sich Niederadlige im hügeligen Westteil der Gemarkung im 13. Jahrhundert die Burgen Bol, Mannsberg und Tiefenbach. Bei den vom 13. bis Anfang des 15. Jahrhunderts ansässigen Adeligen lassen sich zwei Familienkreise unterscheiden. Auf der Ortsburg saßen die von 1237-1447 erwähnten Münch von Dettingen, die sich später nach Hohenstein bei Bönnigheim nannten. Sie führten wie die Herren von Bol eine Hirschstange und einen Flug (Flügel) im Wappen. Auf dem Schlossberg dagegen hatten die 1233-1375 genannten Vinken von Schlossberg ihren Sitz, die mit den 1269-1403 bezeugten Kiver von Tiefenbach und den 1287-1536 genannten Herren von Mannsberg verwandt waren. Sie führten alle einen geschachten Schild im Wappen. Während die Münch und Bol demnach ursprünglich Ministerialen der Grafen von Aichelberg gewesen sein dürften, ist der zweite Familienkreis dem Umfeld der Herren von Sperberseck und von Tachenhausen zuzurechnen. Das könnte darauf hindeuten, dass sich auf der weit nach Westen ausgreifenden Gemarkung, die im Mittelalter entstand, zuvor mehrere Herrschaftsbereiche überschnitten haben. Während die ungefähr Mitte des 13. Jahrhunderts in einfacher Weise erbauten Burgen Bol, Mannsberg und Tiefenbach nach Ausweis der Keramikfunde jeweils nur rund hundert Jahre bewohnt wurden, wechselten der Schlossberg und der Sitz bei der Kirche häufig die Herren. Der 1408 »Burgstall« genannte Sitz im Ort kam Ende des 13. Jahrhunderts über Heirat an die Herren von Thurn, von denen ihn samt Zubehör 1408 Berthold Speth genannt Mager, der Sohn einer von Mannsberg, als freies Eigen kaufte. Das Gut blieb im Wesentlichen in der Hand wechselnder Linien der Speth, seit 1587 Speth-Höpfigheim. 1691 kam es durch Heirat an Johann Nikolaus von Hermersdorf, der das Schlössle neu errichten ließ (1945 zerstört). Umstritten war im 18. Jahrhundert, ob das Gut reichsritterschaftlich sei oder ob Württemberg die Gerichtshoheit zu Recht beanspruchte. 1762 wurde das Gut an Bürger verkauft, viele Jahre war es Eigentum der Amtmannsfamilie Klett. 1857 erwarb es die Gemeinde. Der Schlossberg gelangte spätestens 1422 an die Schilling von Cannstatt, die bereits seit 1354 über das mit Hohenberg an Österreich übergegangene Lehen des Kirchensatzes verfügten. 1443 trugen die Schilling ihren Sitz Österreich zu Lehen auf, dafür wurde der Kirchensatz zum Eigen. Anscheinend vor 1459 kam der Schlossberg an die Herren von Grafeneck. Nach dem Bauernkrieg verkaufte Klaus von Grafeneck seinen Besitz schrittweise. Den zerstörten Schlossberg, von der Lehenschaft gelöst, kaufte 1539 Jörg von Ow als Eigen. Ows Nachfahren verkauften das Gut um 1590 mit dem verfallenen, seit 1573 an Bürger verliehenen Schlossberg an Georg Speth, der nun beide Adelsgüter in seiner Hand vereinte. Auch die Grundherrschaft war im Spätmittelalter sehr zersplittert. Bedeutende Anteile gelangten von den Mannsbergern an Württemberg, darunter eine Mühle, eine Kelter und 21 Hoflehen. Daneben verfügten stets die ortsansässigen Herren über Rechte. Aus früherem Besitz der Speth erwarb 1562 das Spital Nürtingen 19 Häuser und Hofstätten, zu denen umfangreiche Wälder kamen. Zubehör des Schlossbergs waren offenbar 23 Hofstätten, die untere Mühle sowie weitere Zinse und Flächen. 1738 und 1739 kaufte das Spital Kirchheim diese Güter. Bereits seit 1452/53 verfügte dieses Spital über die Kirchenvogtei mit Zehnt und anderen Rechten. Kloster Adelberg erhielt 1410 acht Hoflehen (1601: neun Häuser). Stiftungen und Käufe machten das Kloster Kirchheim seit dem 14. Jahrhundert zu einem der größten Grundherrn. Es besaß unter anderem 32 Hofstätten. Weitere nennenswerte Güter und Zinse gehörten Kirchheimer Pfarr- und Kaplaneipfründen, der Bruderschaft Sankt Fridolin dort und dem Kloster Sankt Peter in Owen. Auch bäuerlicher Eigenbesitz ist nachweisbar. Bemerkenswert sind die vielen Keltern: Württemberg verfügte 1560 über drei, die 1604-1610 durch eine neue ersetzt wurden (1956 abgebrochen). Daneben gab es die Thurnsche Kelter beim Schlössle und die 1824 abgebrochene des Spitals Kirchheim. Gemeinde und Heiligenpflege bauten 1489 ein Haus zur Lagerung ihrer Fruchteinnahmen, das auch als Rathaus und Brotlaube diente und 1945 zerstört wurde. Aus der Badstube ging ein Zins an die Herrschaft. Der 1321 genannte Schultheiß war herrschaftlicher Beamter, führte später den Titel Amtmann und hatte seit dem 16. Jahrhundert seinen Sitz im Amtshaus. Als Vertreter der Gemeinde fungierten zwei Bürgermeister. Neben dem zwölfköpfigen Gericht ist seit dem 16. Jahrhundert ein Rat mit neun Mitgliedern nachweisbar. 1596 prozessierte die Gemeinde gegen Schultheiß und Gericht wegen schlechter Amtsführung. Schon 1514 hatten sich viele Bürger unter Führung Caspar Suters am Armen Konrad und 1525 am Bauernkrieg beteiligt. Mit der Nachbarstadt Owen gab es 1519 Auseinandersetzungen beim Eroberungszug des Schwäbischen Bunds. Neben wenigen Allmendflächen verfügte die Gemeinde 1730 über 772 Morgen Wald. Das Schlössle, zuletzt Rathaus, wurde 1945 zerstört. Der Ort mit dem Oberamt Kirchheim 1938 zum Landkreis Nürtingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1525 zählte der Ort knapp 1000 Einwohner. Bis 1617 stieg diese Zahl auf 1181 an, obwohl mehrfach Seuchen ausgebrochen waren; so starben 1597/98 474 Menschen, was rund 40 Prozent der Einwohner entsprach. Nach dem 30-jährigen Krieg wohnten 1654 noch 511 Menschen im Ort. 1725 war mit 1222 Einwohnern wieder der Vorkriegsstand erreicht. 1752 wanderte eine Gruppe nach Amerika aus. Der Ort war stets agrarisch geprägt. Der einst ertragreiche Weinbau (1630: 420 Morgen) kam seit dem 18. Jahrhundert in Niedergang und hörte 1905 auf. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gewann die von der Gemeinde geförderte Viehzucht an Bedeutung. 1709 und 1715 wurden ein Herbst- und ein Frühlingsmarkt eingerichtet, die bis um 1800 einen Aufschwung nahmen. Zuvor wurde nur wenig Handel betrieben. Erst um 1700 traten zu agrarisch geprägten Handwerken Berufe wie Rotgerber, Schlosser und Schieferdecker, die Weberei nahm deutlich zu. Bereits im Mittelalter gab es zwei Mühlen. Nur im Gelände nachweisbar ist die umfangreiche, industrielle Züge tragende mittelalterliche Eisenverhüttung bei der Teck und im Westteil der Gemarkung. Wohl bis um 1200 wurden die Lagerstätten ausgebeutet, Flurnamen wie Eisenwinkel erinnern daran.

Name: Ortsburg/Schlössle – Schlossberg – Burg Bol – Burg Mannsberg – Burg Tiefenbach
Datum der Ersterwähnung: 1200 [13. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1269
Kirche und Schule: Ein 1269 genannter Leutpriester und Angaben im Liber decimationis von 1275 weisen erstmals die Pfarrkirche nach, die stets zum Dekanat Kirchheim beziehungsweise Owen zählte. Ihr Sprengel war auf die Gemarkung beschränkt. Neben dem Patrozinium Sankt Georg gab es Altäre der Jungfrau Maria, für Sankt Pankratius und eine 1422 gestiftete Katharinenkaplanei, deren Haus nach der Reformation Sitz der Diakone wurde. Die 1945 stark zerstörte Kirche war Mitte des 15. Jahrhunderts erweitert worden und hatte einen steinernen Vorgängerbau. Die reiche Kirchenvogtei mit Patronat, Zehntrechten und Widumhof war bis 1452 hohenbergisches Lehen und wurde danach an das Spital Kirchheim verkauft. Von zwei 1447 und 1751 errichteten Zehntscheuern in der Mittleren Straße existiert noch die kleine, jüngere als Wohnhaus. Ein abgeteiltes Zehntrecht war der Laienzehnt, der 1410 an Kloster Adelberg gelangte. Beim alten, 1592 im Nikolausgarten angelegten Friedhof wurden 1937 Fundamente der 1360 genannten und nach der Reformation abgetragenen Nikolauskapelle entdeckt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich um eine lange vor 1275 zur Kapelle herabgesunkene Pfarr- oder Eigenkirche handelte. Unbekannt ist das Patrozinium der 1556 genannten Kapelle auf dem Käppele; vielleicht handelte es sich um eine weitere Nikolauskapelle. Eine große Gruppe Täufer, rund 70 Personen, wanderte zwischen 1560 und 1615 nach Mähren aus. Erste pietistische Strömungen lassen sich um 1710 nachweisen. Sie blieben aber im Rahmen der Kirche, bis um 1800 einige Separatisten zunächst Aufsehen und 1805 einen Militäreinsatz verursachten. Schule wurde bis zur Einführung geregelten Unterrichts durch den Diakon 1551 nur winters von einzelnen Einwohnern gehalten. 1559 versah das Schulmeisteramt der Gerichtsschreiber, später der Mesner. 1570 wurde das 1744 erweiterte Schulhaus am Kirchplatz eingerichtet, das 1811 abgebrochen wurde. Die 1444 von Aberlin Jörg neu erbaute Kirche wurde durch Luftangriff vom 20.4.1945 schwer beschädigt. Erhalten blieb der im Erdgeschoss kreuzgratgewölbte Westturm ohne Fachwerkoberstock und Helm, sowie die Umfassungsmauern von Schiff und Chor. Evangelische Pfarrkirche erneuert. Katholisch nach Kirchheim (Maria Königin) eingepfarrt.
Patrozinium: Hl. Georg
Ersterwähnung: 1422

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