Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Funde aus frühgeschichtlicher Zeit sind rar in Hochdorf. Als jungsteinzeitliche Reste wurden die 1937 im Gewann Hinter der Burg gefundenen Feuersteingeräte sowie die 1966 in der Nähe zum Ziegelhof entdeckten zwei Scherben und ein Teil eines Mahlsteins eingestuft. Seit etwa 150 nach Christus, dem Ausbau des Limes zwischen Öhringen und Lorch, gehörte die Hochdorfer Gemarkung zum Römischen Reich. Daher konnten römische Siedlungsspuren nachgewiesen werden. Bei Aushubarbeiten im Neubaugebiet Steetwiesen fand man 1984 hunderte Scherben. Daraus konnten Urnen aus zwei bis drei römischen Brandbestattungen rekonstruiert werden. Außerdem blieben Asche, Knochen sowie als Grabbeigaben eine Münze, Glas- und Tongefäße erhalten. Die Funde sind noch nicht datiert, stammen aber vermutlich aus der Zeit zwischen 154 und 260 nach Christus. Aufgrund des Ortsnamens und der Lage im Mittelbereich des alemannischen Neckargaus wird die Entstehung des Orts in der Zeit zwischen 500 und 750 nach Christus vermutet. Der Kern befand sich im näheren Bereich der Kirche und in dem Gebiet Im Hof, das wahrscheinlich den Sitz der Ortsherren bezeichnete. Die Ersterwähnung verdankt Hochdorf einem Geschäft zwischen den Klöstern Adelberg und Sankt Georgen im Schwarzwald: 1189 tauschte das Kloster Sankt Georgen sein Gut in Holzhausen (»Holzhusen«) gegen das bisher dem Kloster Adelberg gehörende Gut Hochdorf (»Hohcdorf«); die Schreibweise »Hohcdorf« ist zwar nicht korrekt, tritt aber häufig als Schreibung für Hochdorf auf. Da Holzhausen wertvoller war als Hochdorf, musste Adelberg beim Tauschgeschäft einen finanziellen Ausgleich zahlen. Die Flurnamen Vor Burg und Hintere Burg lassen darauf schließen, dass es in diesem Gewann in Richtung Steinbach (Wernau) eine Burg gegeben hat. Archäologische oder archivalische Beweise fehlen allerdings. Lediglich in einem Bericht über die Herkunft der Ortsnamen im Herzogtum berichteten Hochdorfer 1535 über eine abgegangene Burg, deren Gelände aber schon lange als Acker genutzt wurde. Die Felder der Hochdorfer Gemarkung waren in drei Zelgen aufgeteilt, die ihrer Lage entsprechend gegen Roßwälden, gegen Reichenbach und gegen Steinbach bezeichnet wurden. Die Abgabe aus diesen Äckern, der Zehnt, stand dem Kloster Adelberg, der Pfarrei (dem Heiligen) Hochdorf und dem Mesner in Hochdorf zu. Zur Sammlung und zum Dreschen der Garben wurde 1530 in Hochdorf die Zehntscheuer erbaut. Der Ortsteil Ziegelhof, vor 1935 Ziegelhütte, wurde nach der dort vorhandenen Ziegelei benannt. Im Tal eines Nebenbachs der Fils hat sich der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg durch Wohnsiedlungen hauptsächlich gegenüber dem alten Dorf am Hang östlich des Flüßchens ausgedehnt. Zu den Neubaugebieten aus Ein-, Zweifamilien-und Reihenhäusern gehören Stellestraße - Wolfskehlenweg (1950/52, 1962/64, 1973/ 77), »Steigäcker«, Eugenstraße (1952/74), »Riedäcker«, »Renzäcker« (Nebenerwerbssiedlungen 1954/59 bzw. 1965/72), »Breitwiesen« (1957/60), »Mühläcker« (Nebenerwerbssiedlung 1960/66), »Holderbett« (1971/76), »Brunnenwiesen« (1972/74), »Mühlweg« (1977ff.). Gewerbliche Niederlassungen im Nordosten (»Steetwiesen« 1957/61) und Südosten (»Stock« 1974ff.). |
Historische Namensformen: | |
Geschichte: | Aus dem Göppinger Geschlecht der Wernzhauser stammte der erste namentlich bekannte Ortsherr der Gemeinde Hochdorf, Werner Wernzhauser. Die Familie kam ursprünglich aus dem Gebiet südlich von Nellingen, unterhielt aber mit den Grafen von Württemberg rege Geschäftsbeziehungen und erhielt so Besitzungen im Bereich der Voralb. Am 24. April 1454 erwarb Graf Ulrich V. von Württemberg das Dorf Hochdorf mit allen Rechten von Werner Wernzhauser im Tausch gegen Güter in Kleineislingen, Holzheim und Jebenhausen. Württemberg wurde damit zum größten Grundbesitzer und ordnete Hochdorf dem Amt Kirchheim zu. 1485 wurde der Ort zur Unterstützung von Stadt und Amt in das Amt Göppingen umgegliedert und verblieb dort bis 1842. Zwischen 1635 und 1649 gehörte Hochdorf mit den anderen Orten des Amtes Göppingen zur österreichischen Herrschaft der Erzherzogin Claudia. Neben der Familie Wernzhauser wurden seit 1322 Esslinger Bürger namens Eberhard und Eberlin von Hochdorf urkundlich erwähnt. Diese Esslinger Bürger erwarben von den Herren von Nellingen Zehnten in Baltmannsweiler und Thomashardt. Vermutlich gehörte zumindest Eberlin dem früheren Ortsadel aus Hochdorf an. Für die Existenz einer adeligen Familie von Hochdorf spricht auch das Auftreten Eberhards als Zeuge eines Güterkaufs zwischen den Klösterm Sankt Georgen und Adelberg im Jahre 1331, bei dem auch Güter in Hochdorf veräußert wurden. Zu den ältesten Grundbesitzern im Ort gehörten die Klöster Adelberg und Sankt Georgen. Das Kloster Sankt Georgen veräußerte bis etwa 1350 seinen Besitz im Ort, während Kloster Adelberg zwischen 1410 und 1518 zahlreiche Güter und Zehntrechte in Hochdorf erwarb. Über die Familien von Wildenau und Nellingen sowie die Herren von Mannsberg aus Dettingen unter Teck erhielt das Kirchheimer Frauenkloster seit 1324 Güter wie den Pfründhof im Ort. Zwischen 1442 und 1648 gab das Kloster Kirchheim sein Gut im Schlat in der Größe von etwa 100 Morgen als Lehen an die Gemeinde. Nach der Auflösung der Klöster gelangte auch deren Grundeigentum an die Herrschaft Württemberg. Kleinere Grundstücke gelangten durch Stiftungen an die Pfründe des Sankt Barbara-Altars der Pfarrkirche in Kirchheim sowie an die Kaplanei Notzingen. Auch die Spitäler Esslingen (1304) und Kirchheim (1492) besaßen Höfe. Die Edelfreien von Leidringen und die adelige Familie Speth hielten zeitweise Grundbesitz in Hochdorf. Ob die Württemberger vor 1454 Güter im Ort besaßen, ist nicht bekannt. Der erste Schultheiß wird 1402 genannt. Daneben vertrat ein Anwalt seit etwa 1640 die kommunalen Belange. In Hochdorf bestand 1524 die Gemeindeverwaltung aus vier Verordneten, die von den Einwohnern gewählt wurden, und sieben Richtern, die vom Gericht gewählt wurden. 1617 sind fünf Verordnete und zehn Richter nachgewiesen. Bis 1485 gehörte Hochdorf zum Amt Kirchheim, danach bis 1842 zum Amt bzw. Oberamt Göppingen, 1938 wieder zum Oberamt Kirchheim. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Seit dem 13. Jahrhundert tauchen in Urkunden immer wieder einzelne Hochdorfer Bewohner auf, die Anzahl der im Ort wohnhaften Personen lässt sich aber nicht ermitteln. Erst durch die Anlegung der so genannten Türkensteuerliste kann für das Jahr 1545 erstmals die Einwohnerzahl von 280 Personen errechnet werden. Bis 1633 wuchs die Bevölkerung auf etwa 400 Menschen an, bevor sie durch die siegreichen kaiserlichen Truppen 1634 und die nachfolgenden Notzeiten auf rund 95 Personen im Jahr 1637 dezimiert wurde. Es dauerte fast 100 Jahre, bis die Bevölkerung wieder den Stand von 1633 erreichte, rund 390 Einwohner. Die Bevölkerung wuchs im 18. Jahrhundert stetig an und erreichte 1799 den Stand von 633 Personen. 1545 besaß jeder Hochdorfer im Durchschnitt ein Vermögen von knapp 83 Gulden, womit der Ort als arm eingestuft wurde. Etwa Dreiviertel der Einwohner konnten der unteren Vermögensschicht, das übrige Viertel der Mittelschicht zugerechnet werden. Im 18. Jahrhundert steigerte sich der Wohlstand soweit, dass der Vermögensstand als mittelmäßig bezeichnet wurde. Die meisten Hochdorfer waren leibeigene Bauern der Herrschaft Württemberg und des Klosters Denkendorf; 1621 wurden 170 württembergische Leibeigene gezählt. 1608 unterlagen noch drei Hochdorfer der Staufener Leibeigenschaft, die mit der Ausstattung der Burg Hohenstaufen zusammenhing. Während des Bauernkriegs von 1525 zogen die Aufständischen aus dem Remstal, vermutlich verstärkt durch Bauern aus Kirchheim und Umgebung, über Hochdorf und Notzingen nach Kirchheim. Örtliche Handwerker aus den Zweigen Bäcker, Branntweinbrenner, Krämer, Maurer, Metzger, Müller, Schmied, Schneider, Schuhmacher, Weber und Zimmermann wurden erstmals im 18. Jahrhundert systematisch erfasst. Eine spezielle Art des Handels stellte das Sauerbrunnentragen dar. Die Träger holten das begehrte heilkräftige Wasser des Sauerbrunnens in Göppingen und brachten es Kranken in die Städte. Auch arme Hochdorfer, wie zum Beispiel der Kuhhirte, verdienten so ein wenig Geld hinzu. Das Göppinger Lagerbuch von 1524 erwähnte den Hochdorfer Müller Lentz Ecker und damit indirekt auch die Mühle erstmals, die als Erblehen und Herrschaftsmühle am Talbach bereits vorher bestanden hatte. 1583 wurde an die Mahlmühle eine Sägmühle angebaut. 1797 soll das heutige Gebäude erstellt worden sein, das auch ein Bad mit dem mineralhaltigen Wasser des Ettrischen Brunnens beherbergt hat. 15 Minuten Fußmarsch vom Dorf entfernt, aber von der Landstraße im Filstal her gut sichtbar, befand sich eine Ziegelei, die 1733 erstmals erwähnt wurde. Seit 1661 ist das erste Wirtshaus bekannt, Schildwirte tauchen erst ab 1760 auf (1760 Ochsen, 1764 Löwen und 1798 Lamm). |