Nabern - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0861 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
In den Fluren Weinberg und Aulen aufgelesene Scherben beziehungsweise Scherbenbröckchen belegen die Anwesenheit von Bauern der Jungsteinzeit. 1942 wurde links der Straße nach Bissingen in der Gemeindekiesgrube (Flur Hinter der Wette) ein alemannisches Reihengräberfeld mit 28 Gräbern aus der Zeit nach 600 aufgedeckt. Die zugehörige Siedlung aus der Landnahmezeit (5. bis 7. Jahrhundert) scheint eine Tochtersiedlung der älteren Gründung Bissingen zu sein. Der 861 erstmals belegte Ortsname leitet sich wohl nicht, wie die ältere Forschung meinte, von einer Kapelle zum Heiligen Naborius ab, sondern bezieht sich als Gewässernamen auf den Bach, an dem sich der Ort entwickelte – der Name »Gießnaubach« ist somit nicht der ursprüngliche. Der alte Kern des Haufendorfes erstreckt sich um die Kirche, von wo sechs Straßen ausgehen. Die Erweiterung des Ortes seit dem Mittelalter erfolgte entlang dieser Straßen. Von den drei Herrschaftsseen bei Nabern in der Mulde des Jauchernbachs an der Gemarkungsgrenze mit Dettingen lag nur einer davon etwa zur Hälfte auf Naberner Gemarkung. Die Seen wurden in der Mitte des 15. Jahrhunderts künstlich angelegt, um den fürstlichen Tisch mit Fischgerichten zu bereichern. Im 18. Jahrhundert trocken gelegt, erinnern heute noch die Seedämme und Flurnamen daran. Das kleine Dorf am Gießnaubach im Kirchheimer Becken zeigt Wachstumsspitzen im Westen (»Hanfwiesen« 1951, »Mühlsteig/Keltergärten« 1967), Südwesten (»Im Auchert« 1971) und Norden (»Bühl/Mühläcker/Ochsenrain« 1977).
Historische Namensformen:
  • Nabera 0861 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
  • Naberon
Geschichte: Bei der Stiftung des Klosters Wiesensteig durch einen nicht weiter identifizierbaren Königsvasallen namens Rudolf im Jahre 861 zählten Güter in dem im Neckargau gelegenen Nabern (»Nabera«) zum Ausstattungsgut. Ende des 11. Jahrhunderts gehörte der Ort (»Naberon«) mit der Kirche dem Grafen Burkhard von Nellenburg. Nach dessen Tod gelangte Nabern erbweise an die Herzöge von Zähringen und von diesen 1187 an die Herzöge von Teck. 1303 erwarben die Herzöge von Österreich mit einer Hälfte der Herrschaft Teck den Ort, verpfändeten aber 1314 ihr Vogtkorn an Dettinger Niederadlige und mussten Nabern mit ihrer Hälfte der Herrschaft Teck bereits Ende der 1320er Jahre an die Grafen von Württemberg weitergeben, die seitdem im Besitz der hoheitlichen Rechte blieben. Nabern besaß kein eigenes Gericht, sondern war bis ins ausgehende 17. Jahrhundert nach Bissingen gerichtsbar (noch 1676 belegt), allerdings saßen Naberner Bürger im Bissinger Gericht (1568 belegt). Naberner »Geschworene« beziehungsweise ein Heimbürge, der für die Gemeinderechnung zuständig war, sind 1566/68 nachweisbar. Im Vogtgericht von 1639 wird vom Schultheiß, der mit den »eingezogenen Steuern nicht treu gehaußt habe«, berichtet. Namentlich sind die Schultheißen seit 1662 nachweisbar. Am Ende des 17. Jahrhunderts, vermutlich zeitgleich in Verbindung mit dem Rathausbau 1684, wurde Nabern selbständig, das heißt getrennt von Bissingen in Ortsverwaltung und niederer Gerichtsbarkeit. Im 18. Jahrhundert standen dem Schultheiß sechs Richter beziehungsweise Geschworene zur Seite. Ein einziges Mal wird im 12. Jahrhundert ein Ortsadliger (»Arnoldus de Nabera«) genannt, als er Güter in Nabern dem Kloster Sankt Peter schenkte. Als sein Sitz lässt sich ein Herrenhof jenseits des Gießnaubachs östlich der Kirche vermuten. Bereits im 12. Jahrhundert bezog das Kloster eine Geldgült aus einem Naberner Hof, der einer Dettinger Niederadelsfamilie gehörte. Ein 1290 erwähnter Hof des Klosters Sankt Peter zu Nabern wird 1426 als Drittelhof bezeichnet. Weingärten und Äcker zu Nabern verkauften die Stein von Rechtenstein 1412 an den Dettinger Kirchherrn. 1501 erwarb das Stift Oberhofen zu Göppingen zwei Höfe in Nabern.
Wirtschaft und Bevölkerung: Im September 1519 brannte in den Kämpfen des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich eine bündische Truppe 14 Häuser und sieben Scheuern nieder. 1690 zählte der Ort 30 Wohngebäude mit Scheuer und acht ohne Scheuer, 1730 waren es 48 mit und zehn ohne Scheuer sowie sechs allein stehende Scheuern. Die Gebäude wurden für »fein, durchgehends mit blattendächern, auch guetentheyls mit eisernen Öfen versehen erfunden«. 1730 lebten 70 Steuerbürger im Ort, 1598 dagegen erst 45. In den Wirren des 30-jährigen Kriegs wurden zunächst nach der Schlacht von Nördlingen fünf Gebäude weitgehend eingeäschert, schließlich waren am Ende des Krieges von 57 Gebäuden nur noch 28, also circa die Hälfte, unzerstört geblieben. Die Bevölkerung ging auf 35,7 Prozent zurück (20 Steuerbürger 1655 gegenüber 56 im Jahr 1634). Nach dem 30-jährigen Krieg wuchs die Bevölkerung von 1654 mit 82 Einwohnern auf 318 Einwohner im Jahr 1721 stark an, was sich nach einer Stagnation in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wiederholte mit 347 Einwohner (davon 87 steuerpflichtig) im Jahr 1763 auf 449 Einwohner (davon 112 steuerpflichtig) im Jahr 1802. Kriege und Seuchen sorgten für kurzfristige Einbrüche in der Bevölkerungskurve. Die Ackerflur wurde in den drei Öschen Gegen Weilheim, Gegen Jesingen und Gegen Dettingen angebaut. 1730 wird berichtet, die Äcker (523 Morgen) seien »vom Boden lettig, steinig und sandig, auch theils haißgräthig, naß und kalt, auch hart zu bauen«. Die Qualität der Wiesen (401 Morgen) dagegen wurde für gut befunden. Es werden keine Flachs- und Hanfländer, nur Baum-, Gras- und Kuchengärten mit 9 Morgen aufgeführt. Waldbesitz der Gemeinde umfasste 85 Morgen, das von Privat 82 Morgen. Die alleine der Gemeinde gehörenden Viehweiden, Allmenden und Egärten maßen 128 Morgen. Der Ort war in die Jesinger Mühle gebannt, konnte sich aber bereits 1797 – ein halbes Jahrhundert vor der allgemeinen Aufhebung der Mühlenbannrechte – von diesem Zwang um 2500 Gulden freikaufen. Vorausgegangen war ein jahrelanger Mühlbannstreit (1747 bis 1768) zwischen den beiden Orten. Der Weinanbau auf der Flur Weinberg ist bereits 1412 belegt, die der Gemeinde gehörige Kelter (1868 abgebrochen) lag – wie die Kiesersche Forstkarte (um 1683) zeigt – außerhalb des Ortes am Hungerberg an dem Weg nach Kirchheim. Der Weinbau ging erst im 19. Jahrhundert stark zurück. 1730 wurden 12 Morgen, 1862 noch 10 Morgen, 1872 dann nur noch 2 Morgen mit Weinstöcken bepflanzt. Das Handwerk wurde 1730 mit 315 Gulden in der Steuer veranschlagt und spielte demnach in jener Zeit noch kaum eine Rolle.

Ersterwähnung: 1099 [Ende 11. Jahrhundert]
Kirche und Schule: Bereits Ende des 11. Jahrhunderts wird die Kirche zu Nabern, deren Patrozinium Sankt Johannes erst 1569 belegt ist, als zehntberechtigte Taufkirche bezeichnet. Über die Nellenburger in den Besitz der Zähringer gelangt, wurde sie vor 1122 durch eine Schenkung des Zähringer Herzogs Berthold III. und seines Bruders Konrad an das Kloster Sankt Peter übertragen. 1275 besaß die Pfarrpfründe der dem Kloster Sankt Peter inkorporierten Kirche der Dekan von Grunbach. Als Seelsorger setzte das Kloster wechselnd Weltpriester oder Mönche von Sankt Peter ein. Laut einer 1797 im Taufbuch notierten, 1862 übertünchten Inschrift am Schwibbogen des Chors wurde die spätgotische Kirche 1487 erbaut – der freistehende Turm hatte die Funktion eines Torturms für die durch eine hohe Kirchhofmauer geschützte Kirchenburg. 1580 und erneut 1750 wurde die Kirche renoviert. Bis 1871 hatte der Turm ein niederes Zeltdach, wie auf der Kieserschen Forstkarte von 1683 zu sehen ist. Die Glocken stammen von Christian Günther aus Königsbronn aus dem Jahr 1748 und von der Firma Kurtz in Stuttgart aus dem Jahr 1950. Der letzteren voraus gingen Glocken, die in beiden Weltkriegen zu Kriegszwecken abgeliefert werden mussten. Die ursprüngliche Glocke stammte aus dem Jahr 1713. Die Schlaguhr wurde 1748 angebracht. Das Langhaus hatte ursprünglich eine Flachdecke. Die Sakristei an der Nordseite (1967 abgebrochen) wurde in ihrer Funktion bereits 1778/79 durch eine neue an der Südseite ersetzt. Aus dem Inneren der Kirche sind zu erwähnen die Orgel von 1743 mit zwei Posaunenengeln von 1807, der aus Holz geschnitzte Christus auf dem Altar von 1681 und ein vergoldeter Kupferkelch aus dem 16. Jahrhundert sowie ein vergoldeter Silberkelch von 1752. 1716 wurde der Kirchhof erweitert. Von 1534 an war Nabern zunächst ohne eigenen Pfarrer und mit Bissingen vereinigt. Auch im Interim (1548–52) besetzte das Kloster nur die Pfarreien in Weilheim und Bissingen mit Mönchen, nicht aber in Nabern. Erst nach Ende des Interims erhielt Nabern seinen ersten evangelischen Pfarrer, die Nomination stand bis 1806 dem Kloster zu, das auch den Pfarrer zu besolden hatte, dafür aber auch den großen Fruchtzehnt bezog; hierfür wurde die Zehntscheuer errichtet. Der Pfarrhof, 1559 erwähnt, wurde 1656 renoviert, nachdem er von 1635–56 vom Gemeindehirten bewohnt wurde. Pfarrer M. Christoph Creuser wurde »ausgeplündert« und starb 1635 »in exilio zu Kirchheim«, vermutlich an der Pest. Sein Nachfolger wurde nach Weilheim geschickt, sodass Nabern wegen kriegsbedingten Pfarrermangels bis 1656 Filiale von Bissingen war. Ein Pfarrhausneubau erfolgte 1719 durch das Kloster Sankt Peter, das seine Besitzrechte durch ein Wappen dort sichtbar machte. Von 1559 bis 1602 hielt der Pfarrer den Schulunterricht, allerdings nur im Winter. 1605 wurden die Knaben nach Bissingen zur Schule geschickt. Während 1617 ein eigener Schulmeister genannt wurde, gingen die Schüler im 30-jährigen Krieg und noch 1654 wieder nach Bissingen in die Schule. Um 1661 wurde ein Schulmeister eingestellt, nachdem vorher wieder der Pfarrer einige Winter lang Schule gehalten hatte. Mittlerweile wurde auch im Sommer an zwei Wochentagen unterrichtet. Zunächst fand der Unterricht im Haus des Schulmeisters, ab 1684 mit dem Bau des Alten Rathauses dort im Erdgeschoss statt. 1692 besuchten 25 Knaben und 22 Mädchen, 1802 35 Knaben und 30 Mädchen die Winterschule, im Sommer waren es jeweils weniger. Evangelische Pfarrkirche ein flachgedeckter spätgotischer Bau von 1487 mit freistehendem Kirchturm, der 1870 einen Achteckhelm erhielt. Katholisch nach Kirchheim (Maria Königin) eingepfarrt.
Patrozinium: St. Johannes
Ersterwähnung: 1569

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