Kohlberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1089 [1089/90]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Eine erste Besiedlung kann aufgrund archäologischer Funde bereits für den Beginn der Jungsteinzeit angenommen werden. Im Mittleren Wasen wurden 1965/66 Hinweise auf eine Werkstatt zur Herstellung von Steinwerkzeugen gefunden. Viele Funde belegen, dass der Jusi zumindest schon begangen wurde. In der Urnenfelderzeit befand sich auf dem Jusi eine bedeutende Höhensiedlung. Bei einer archäologischen Grabung fand man im nördlichen und nordöstlichen Bereich der Jusihochfläche zahlreiche Siedlungsreste: mehrere Hütten mit Steinfußboden, Zylinderhalsurnen, weitere Keramik und eine Lanzenspitze. Mit dem Ende der Urnenfelderzeit scheint die Siedeltätigkeit abzubrechen. Die Besiedlung des Kohlberg dürfte aufgrund der Geländebezeichnung -berg in der Ortsnamensendung in der späten alemannischen Ausbauzeit, also etwa im 8. Jahrhundert erfolgt sein. Man geht davon aus, dass das Gebiet und das Dorf Kohlberg seinen Namen davon erhalten haben, weil hier aus Holz Kohlen gebrannt worden sind. Die Wohngebäude der spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Siedlung gruppierten sich in lockerer Bauweise entlang der Straßen nach Grafenberg, Kappishäusern und Neuffen, im Zentrum die Kapelle beziehungsweise Kirche mit Pfarrhaus, Kelter und späterem Rathaus. Der Ort nördlich zu Füßen des Jusi ist durch neue Wohnsiedlungen aus meist Einfamilienhäusern 1950/70 in den Gebieten »Bohl – Hardt«, 1959/65 »Krautgärten/Breite Wiesen«, 1965 »Gräble«, 1971/75 Heerweg/Kolbenäcker«, 1976 »Hintere Bildäcker« nach dem Zweiten Weltkrieg baulich gewachsen. Seit 1957 besteht das Gewerbegebiet im Osten (»Hardt«, »Erscheck«).
Historische Namensformen:
  • Colberg 1100 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
  • Choleberc 1102 [Kopialüberlieferung 16. Jahrhundert]
  • Hinderncolberg
  • Kolberg
Geschichte: Für das 11. Jahrhundert sind eine Vielzahl von Gefolgsleuten der Grafen von Achalm genannt, die über Grundbesitz auf der Kohlberger Gemarkung verfügten. Nach der Chronik des Mönchs Ortlieb von 1135/37 stifteten diese ihren Besitz in Kohlberg (»villa Colberc«) seit 1089/90 dem Kloster Zwiefalten: Eberhard von Urach und Liutold, beide ritterliche Dienstmannen des Grafen Kuno von Achalm, gaben Besitz in Kohlberg, ebenso Gisela von Hiltensweiler, die Besitz in Kohlberg sowie im angrenzenden Wäldchen Bernbold (»Berinbolt«) gab. Durch die Schenkung der einzelnen Güter in Kohlberg wurde das Kloster Zwiefalten zu einem bedeutenden Grundbesitzer im Ort. Der Hof Kohlberg, auf dem nach der Stiftung Mönche und Laienbrüder des Klosters lebten, bestand aus Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und einer 1102 dem Heiligen Nikolaus geweihten Kapelle. Zur Zeit der Gründung des Klosters Zwiefalten 1089/90 wurde das gesamte Gebiet vom Dorf Kohlberg bis zum Neuhäuser Weinberg als Kohlberg (»mons qui Choleberc dicitur«) bezeichnet. Zur besseren Unterscheidung wurden seit 1303 alle Güter, die direkt zum Hof Kohlberg gehörten und um den Neuhäuser Hofbühl lagen, als Vorderkohlberg bezeichnet. Alle Güter des Klosters im Dorf Kohlberg wurden Hinterkohlberg (»Hinderncolberg«) genannt. Die gesamten Güter des Klosters Zwiefalten auf heutiger Kohlberger Gemarkung wurden vom sogenannten Hof Kohlberg als übergeordnetem Meierhof aus verwaltet, der sich an der Westseite des heutigen Neuhäuser Hofbühls befand. Nach dem Aussterben der Grafen von Achalm gelangte nach mehrmaligen Besitzwechseln und Auseinandersetzungen um 1240 die Burg Achalm in den Besitz des Reichs, das die Burg als Verwaltungszentrum aller Reichsgüter ausbaute, wozu auch der umfangreiche Besitz des Klosters unter anderem in Kohlberg gehörte. 1307 verpfändete König Albrecht den Hof Kohlberg an die Familie des Burkhard von Ellerbach. An die Zeit, als Achalm Reichsvogtei war, erinnern noch heute die beiden Lilien im Kohlberger Gemeindewappen, die auf das Wappen des Achalmer Vogts Conrad vom Jahre 1243 zurückgehen. Die Ortsherrschaft übten die Herren von Neuffen aus, die neben Zwiefalten auch bedeutende Grundbesitzer waren. 1301 veräußerte Konrad von Weinsberg, der damalige Inhaber der Herrschaft, Neuffen an Graf Eberhard I. von Württemberg; ausdrücklich ausgenommen waren die zwiefaltischen Besitzungen in Kohlberg. 1475 besaß Württemberg die hohe Gerichtsbarkeit, der Ort gehörte von alters her ins Gericht nach Neuffen und zum Amt Neuffen; der württembergische Grundbesitz erstreckte sich auf sieben umfangreiche Lehengüter. Von 1634/40–48 wurde Kohlberg Bestandteil der Pfandschaft Achalm der Erzherzogin Claudia von Tirol, die auch den Kirchensatz unter ihre Aufsicht brachte. Im 16. Jahrhundert lassen sich in Kohlberg folgende Grundherrschaften nachweisen, die insgesamt 24 erbliche Höfe als Lehen (rund 300 Jauchert Ackerland und 130 Tagwerk Wiesen) ausgaben: Herrschaft Württemberg (1526: 7), Kloster Zwiefalten (1520: 9), Schillingspfründe Nürtingen (1547: 4), Maria-Magdalena-Pfründe in Neuffen (1525: 2), 11 000-Jungfrauen-Pfründe in Nürtingen (1540: 1), Pfarrpfründe Dettingen (1484: 1), einzelne Grundstücke besaßen das Spital Nürtingen und die Pfarrei Kohlberg. Nachdem das Kloster Zwiefalten 1431 die Ortsherrschaft in Neuhausen/Erms erworben hatte, kümmerte es sich nun verstärkt um den Hof Kohlberg und die von dort aus verwalteten Güter im Dorf Kohlberg. 1447 gelang es dem Kloster, den an die Familie von Ellerbach verpfändeten Hof Kohlberg auszulösen. Doch unter Missachtung der Rechtslage übergab König Friedrich III. 1455 seinem Vizekanzler Ulrich Weltzli den Hof als Erblehen unter heftigem Protest des Klosters. Erst nach dessen Tod konnte sich Zwiefalten mit Hilfe Württembergs endgültig durchsetzen und den Hof Kohlberg samt allen Gütern unangefochten behalten. Erste Belege für die sich herausbildende Kommune finden sich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts: 1415 werden Schultheiß und drei Richter »zu dem dorff ze kolberg«, 1422 »der Schulthaiß unnd die Gemaind gemainlich zuo Kolberg« erwähnt. Später schwankte die Zahl der Dorfrichter zwischen fünf und sieben. Als Versammlungsort diente zunächst die Kirche, dann das Privathaus des Schultheißen; seit 1665 konnte man in einem in der Ortsmitte errichteten Rathaus tagen. Seit 1748 finden sich neben den Lilien des achalmischen Vogts Weintrauben im Wappen der Gemeinde.
Wirtschaft und Bevölkerung: Mit den 1545 verzeichneten 59 Steuerpflichtigen war Kohlberg der sechstgrößte Ort in dem aus 13 Gemeinden bestehenden Amt Neuffen. Die Bevölkerungszahl kann auf etwa 265 Menschen geschätzt werden. Mit einem durchschnittlichen Vermögen von 78 Gulden gehörte Kohlberg zu den ärmsten Gemeinden im ganzen Land, im Amt Neuffen bildete es gemeinsam mit Kappishäusern mit Abstand das Schlusslicht. Erste verlässlichere Bevölkerungszahlen liegen ab 1605 vor, als 311 Kommunikanten und Katechumenen gezählt wurden. Im 30-jährigen Krieg verlor der Ort ein Drittel seiner Bevölkerung: 1654 werden insgesamt 230 Personen genannt. Der Krieg bedeutete ein Desaster für den Ort. Die männliche Bürgerschaft war zwischen 1634 und 1655 um 20 auf 36 Männer (also um 36 Prozent) dezimiert worden (1655), im selben Zeitraum waren nur noch 42 der ursprünglich 85 Gebäude bewohnt beziehungsweise vorhanden, allerdings wurden große Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche bereits wieder bebaut. Der Vorkriegsstand mit 305 Personen wurde 1690 wieder erreicht. Seit dieser Zeit stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich. 1736 lebten 427 Menschen im Ort, 1806 wurden 684 Personen gezählt. 1733/34 wird die Zahl der Gebäude mit 83 angegeben, 14 davon waren Scheunen. Die Menschen lebten von Ackerbau, Wiesen- und Weidewirtschaft. Im 16. Jahrhundert gehörten zu den 24 Lehenhöfen rund 300 Jauchert Ackerland und 130 Tagwerk Wiesen. Die Kohlberger waren seit 1465 in die Untere Mühle bei Sankt Ottilien in Neuffen gebannt. Seit 1491 kam auch dem Weinbau eine gewisse Bedeutung zu. Für 1520 werden als Bestandteile der zwiefaltischen Lehen 11 Morgen Weinberge erwähnt. Bis zum 17. Jahrhundert war die Rebfläche auf 87 Morgen angestiegen. Im Ort bestand eine erstmals 1526 schriftlich erwähnte Kelter. Das Dorf verfügte über umfangreiche Allmenden, die in der Autmut, im Mittleren Wasen, im Böllens-Wasen, Schelmenwasen, Grund und Treutschachwiesen lagen. 1733/34 wird die landwirtschaftliche Nutzfläche mit 1260 Morgen angegeben (vor allem 416 Morgen Äcker, 319 Morgen Wiesen, 214 Morgen Wald, 173 Morgen Weiden, 65 Morgen Weinberge). Durch die Landwirtschaft konnten nicht mehr alle Familien ernährt werden; acht Familien lebten von der Weberei.

Ersterwähnung: 1464
Kirche und Schule: Im Ort bestand eine seit 1464 genannte Kapelle zum Heiligen Fridolin. Kirchlich war Kohlberg eine Filiale der Pfarrei Neuffen. Der Kirchensatz stand Württemberg zu. Durch großzügige Stiftungen gelang 1520 die Erhebung zur selbständigen Pfarrei und die Loslösung von Neuffen. Die Kirche wurde zur selbständigen Pfarrkirche St. Friedrich. Die wirtschaftliche Ausstattung der Pfarrei ebenso wie die Errichtung eines Pfarrhauses übernahm die Gemeinde. Der Altar in der Kirche war Unserer Lieben Frau, Johannes dem Täufer, dem Heiligen Fridolin und anderen Heiligen geweiht. Württemberg führte 1534 die Reformation ein. Zunächst versah der Neuffener Pfarrer die Gemeinde, seit 1548 der Grafenberger Katechist, 1552 erhielt Kohlberg wieder einen eigenen Pfarrer. Die Herrschaft Württemberg erhielt von kleinen Ausnahmen abgesehen den großen Zehnt. Der Weinzehnt ging je zu einem Drittel an Württemberg, die Kartause Güterstein und die Pfarrei Kohlberg. Den kleinen Zehnten teilten sich die Pfarreien Kohlberg, Dettingen und Metzingen. 1768 erfolgte ein Neubau der Kirche als einfacher Rechtecksaal mit Satteldach. Das Innere gibt mit dem Sandsteinplattenboden, dem Gestühl, der Kanzel und der Empore das Bild eines Predigtsaals der vorklassizistischen Zeit. Eine Schule, die erstmals 1601 genannt wird, ist wohl schon in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eingerichtet worden. 1661 wurde der Unterricht im Wohnhaus des Schulmeisters, im 18. Jahrhundert im Rathaus abgehalten. Evangelische Pfarrkirche mit verschindeltem Fachwerkglockenturm von 1768. Katholisch nach Neuffen eingepfarrt.
Patrozinium: Hl. Fridolin
Ersterwähnung: 1520

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