Owen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1261

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die rund 970 Hektar große Gemarkung reicht von der Teck im Osten bis zur Baßgeige im Südwesten. Ihre Grenzen haben sich mehrfach verändert, so auf dem Teckberg (seit 1833 zu Owen) und im Nordwesten beim Dettinger Gemeindewald, wo der in die Nachbargemarkung ragende Fahrtobel das Relikt einer ursprünglich größeren Fläche zu sein scheint. Gegen Beuren und Erkenbrechtsweiler war die Gemarkungsgrenze auch Grenze des Oberamtes Kirchheim. Im Westen der Gemarkung fanden sich Spuren der Jungsteinzeit, die auf Besiedlung hindeuten könnten. Der Teckberg wurde bereits in der Bronze- und Hallstattzeit sowie im Frühmittelalter genutzt. Am Fuß der Baßgeige in Flur Ameisenwinkel lag ein römischer Gutshof des 2. Jahrhunderts. Das Alter der heutigen Siedlung, deren Name ihre Lage im wasserreichen Talgrund der Lauter bezeichnet, ist unsicher; angeblich merowingerzeitliche Grabfunde sind nur sehr vage belegt. Der Ortsname deutet eher auf eine jüngere Ausbauperiode hin, die mit der Errichtung der Burg Teck zusammenhängen könnte. Die vorstädtische mittelalterliche Siedlung lag im Talgrund an der Lauter und der Straße bei der Marienkirche und wenigstens einem Herrenhof. Nach der Gründung der Stadt führte die Straße über den Marktplatz, die alte Siedlung wurde zur Vorstadt und wuchs vor allem im 16. und 18. Jahrhundert entlang der Verkehrswege; 1525 gab es 140 steuerbare Häuser. Ein angeblicher Stadtbrand von 1385 ist reine Spekulation. Einen starken Einschnitt brachte dagegen der 30-jährige Krieg, der durch Zerfall und Zerstörung über zwei Drittel der Gebäude in Mitleidenschaft zog. Das letzte Stadttor, in dem auch das Gefängnis untergebracht war, wurde 1837 abgetragen. Rund einen Kilometer westlich der Stadt lag das Säubad, das der Überlieferung nach 1468 entdeckt worden sein soll und bis ins 19. Jahrhundert als Heilbad genutzt wurde; die Gebäude wurden 1638 zerstört und später von der Stadt wieder errichtet. Die frühere Bedeutung erlangte es nicht wieder, 1857 gab die Stadt die Quelle frei. 1314 genannt ist der Schupenhof am nördlichen Fuß des Hohenbol, der anscheinend Ende des 15. Jahrhunderts noch bestand und vielleicht mit dem auf Dettinger Gemarkung abgegangenen Fußhausen zusammenhing. An der nordwestlichen Grenze zum Nachbarort weist der Flurname Burgstall auf eine unbekannte Befestigung hin. Die einst südwestlich der Vorstadt gelegene Schleifmühle ist mit der Siedlung zusammengewachsen. Der Flurname Altenberg (früher als Weinberg genutzt) am Weg zur Teck weist nicht auf eine Siedlung, sondern auf Weinbau hin. Erweiterungen aus Ein- und Zweifamilienhäusern nach dem Zweiten Weltkrieg im Norden bzw. Nordwesten (Steingau/Rinnenweg, Siedlung Au) und Süden (»Grund«, »Hinter der Steige«). Industrie im Westen (»Brühl«, 1950) und Süden (»Obere Braike«, 1970).
Historische Namensformen:
  • Owon 1112 [Kopialüberlieferung 13. Jahrhundert]
Geschichte: Die große Zahl der Orte ähnlichen Namens erschwert fundierte Aussagen zur mittelalterlichen Geschichte Owens. Nachdem sämtliche frühere Nennungen sicher oder sehr wahrscheinlich auf andere Orte zu beziehen sind, ist 1261 ein teckischer Dienstmann namens »Übelritter« genannt, der hier seinen Sitz hatte. Für die Zeit davor sind nur Rückschlüsse möglich: Wie die Teck dürfte Owen im 11. Jahrhundert zum Herrschaftsbereich der Grafen von Nellenburg gehört haben, die im 12. Jahrhundert von den Zähringern beerbt wurden. Als die Teck vor Ende des 12. Jahrhunderts Sitz der zähringischen Nebenlinie geworden war, kam auch Owen in die Hand der Herzöge von Teck. Vermutlich spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts gründeten sie oberhalb des alten Dorfes und der Kirche auf einer Geländestufe über der Lauter die mit Mauer und Graben versehene Stadt, eine ungefähr rechteckige Siedlung mit drei größeren Toren und der Bernhardskapelle am Marktplatz. Die Straße wurde durch die Stadt geführt. In der Südwestecke der Mauer errichteten die Herzöge ihr Stadtschloss, die außerhalb der Mauern gelegene Marienkirche diente als Grablege. Im Gegensatz zur Burg Teck und den mit ihr verbundenen Herrschaftsrechten blieb die Stadt bis ins 14. Jahrhundert im Besitz der Herzöge. Erst 1322 wurde der Großteil samt Stadtherrschaft an Württemberg verpfändet, aber später wieder ausgelöst. 1383 verpfändete Herzog Friedrich die Stadt erneut an Württemberg, das sie mit allen Hoheitsrechten 1385 endgültig erwarb und der Vogtei Kirchheim eingliederte. Trotz der Zugehörigkeit zum späteren Amt Kirchheim behauptete die Stadt lange das Recht, an den Landtagen teilzunehmen. Die Trennung vom Kirchheimer Amt blieb für die Stadt erstrebenswert und scheiterte endgültig 1735. Die ortsherrlichen Rechte waren mit der Stadtherrschaft verbunden, zu der auch umfassende grundherrliche Rechte gehörten. Neben Abgaben auf Häusern und Hofstätten zählten dazu Zinse aus den Mühlen, dem Rathaus und zwei Badstuben. Weitere grundherrliche Rechte sind bereits in teckischer Zeit in andere Hände gelangt. Ein vermutlich auf den teckischen Fronhof zurückgehendes Gut an der Lauter wurde 1370 an den teckischen Gefolgsmann Heinrich Hochschlitz, 1385 an Heinrich Speth (genannt Funk) verpfändet; dieser steuerfreie Hof gelangte 1486 an Kloster Kirchheim, das schon früher über einige Besitzungen verfügte. Auch das Kirchheimer Spital besaß Güter. Besonders an den Weinbergen hatte zudem der Adel der Umgebung Anteil, so beispielsweise im 14. Jahrhundert die Schweler, die Herren von Sperberseck und die Herren von Neidlingen. Über die bereits erwähnten Adligen von Owen, die »Übelritter«, ist wenig bekannt, sie werden 1348 letztmals genannt; ihre Erben waren vermutlich die Herren von Neidlingen. Das Stadtschloss der Herzöge von Teck war nach dem Übergang an Württemberg Sitz von Niederadligen, so der Truchsessen von Bichishausen, seit 1489 der Speth von Sulzburg und im 16. Jahrhundert der Schilling von Cannstatt. Nach der Zerstörung (wahrscheinlich 1638 oder 1639) wurde das Grundstück als Garten genutzt, bis 1837 an dieser Stelle das Rathaus errichtet wurde. Beim Schloss gab es einen weiteren Adelssitz, der zeitweise in der Hand der Speth von Sulzburg war. Schon in teckischer Zeit wurde die Stadt von einem herrschaftlichen Amtmann verwaltet, Rat und Bürgerschaft sind 1322 genannt. Die Stadt verfügte bis um 1500 allein über das Umgeld und hatte Anteil am Wegzoll. Das mittelalterliche Rathaus am Marktplatz wurde 1837 an einen Privatmann verkauft und umgehend abgebrochen. Das Stadtsiegel (schwarzes »O« in silbernem Schild) ist seit dem 15. Jahrhundert sicher belegt. 1730 verfügte die Stadt über 744 Morgen Wald, Weide und Allmenden. Eine kommunale Armenfürsorge lässt sich seit dem 15. Jahrhundert nachweisen. Konflikte der Gemeinde mit der Stadtherrschaft gab es mehrfach, 1536 kam ein Amtmann dabei sogar zu Tode. 1519 stellte sich die Stadt auf die Seite des Schwäbischen Bundes gegen Herzog Ulrich, was zu Angriffen der Kirchheimer und Dettinger führte, bei denen die Vorstadt teilweise niedergebrannt wurde. Mit dem Oberamt Kirchheim kam Owen 1938 zum Landkreis Nürtingen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts Ackerbürgerstadt. Personen: Owener Pfarrerssöhne die Brüder Friedrich Christoph Steinhofer (1706-1761), eine der führenden Gestalten des württembergischen Pietismus, und Johann Ulrich Steinhofer (1709-1757), Verfasser der »Wirtenbergischen Chronik«. 1872-1878 war Pfarrer in Owen. Wilhelm Zimmermann (1807-1878), Abgeordneter im Frankfurter Parlament und Geschichtsschreiber des Bauernkriegs.
Wirtschaft und Bevölkerung: Wirtschaftlich stand die Stadt stets im Schatten Kirchheims, Handel und Gewerbe erreichten bis ins 19. Jahrhundert fast nur lokale Bedeutung. Die ins Mittelalter zurückgehenden Privilegien zweier Jahrmärkte und des Salzhandels (1559 bestätigt) wurden in württembergischer Zeit erneut verliehen. Für das Stadtbild blieb bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts die häufig als Haupt- oder Nebenerwerb ausgeübte Landwirtschaft prägend. Bereits im 16. Jahrhundert ist umfangreiche Schafhaltung nachweisbar. Der im späten Mittelalter bedeutende Weinbau ist seit Anfang der 1970er Jahre zugunsten des Obstbaus ganz verschwunden, die auf die Stadtmauer gebaute, der Herrschaft gehörende Kelter (1485 genannt) wurde 1953 abgebrochen. Bereits im Mittelalter bestanden drei Mühlen, von denen die untere (heute Elektrizitätswerk) steuerfreies Eigengut der Stadtherren war. 1648 genannt ist die von der Stadt verliehene Sägmühle bei der unteren Mühle, deren Gebäude um 1930 abgetragen wurden. Neueste Grabungsfunde aus dem Umfeld der ehemaligen Peterskapelle (Schlössle) weisen auf hochmittelalterliche Eisenverhüttung hin. Um 1600 zählte die Stadt knapp 1000 Einwohner. Während des 30-jährigen Krieges, vor allem nach dem Einfall 1634/35 (im Pestjahr 1635 mehr als 544 Tote) und später durch Übergriffe schwedischer Truppen, ging diese Zahl ungefähr auf die Hälfte zurück. Nur 90 der rund 240 Gebäude überstanden den Krieg ohne größere Schäden, noch 1689 lagen zahlreiche Hofstätten wüst. Meist für kürzere Zeit fanden einige Waldenser und Hugenotten sowie dauerhaft Zuwanderer aus Österreich Aufnahme. Erst im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts erreichte die Bevölkerungszahl wieder das Niveau der Zeit um 1600, 1730 zählte die Stadt rund 180 Gebäude.

Name: Burg Teck - Schloss Owen (14. Jahrhundert)
Datum der Ersterwähnung: 1152

Ersterwähnung: 1267
Kirche und Schule: Die Marienkirche ist 1267 indirekt durch die Nennung des Dekans belegt. Das Dekanat Kirchheim, zu dem Owen zählte, wurde zeitweise nach der Stadt benannt. Der Pfarrsprengel umfasste nur die Stadt und das Säubad, seit dem 17. Jahrhundert wurde aber auch Brucken vom Pfarrer betreut. Die Zehntrechte standen mit geringfügigen Ausnahmen vollständig der Pfarrei zu. Die Baugeschichte der 1945 ausgebrannten Marienkirche ist kaum erforscht. Ihr Langhaus dürfte um 1400 errichtet worden sein, der Chor mit Netzrippengewölbe scheint einige Jahrzehnte jünger zu sein. Der 1745 neu aufgeführte und nach 1945 umgestaltete Turm enthält im Kern die ältesten Bauteile. Im Chor steht neben weiteren Grabmalen ein im 16. Jahrhundert umgestalteter Sarkophag für Konrad von Teck (gestorben 1292). Im Spätmittelalter gab es in der Marienkirche einige Altäre (1478 sechs Kaplaneien): Sankt Johannes (unklar ob Evangelista oder Baptista, 1314 genannt); 11 000 Jungfrauen, Sankt Katharina und Sankt Margaretha (1394 gestiftet); Sankt Jakob (vor 1452); Sankt Anna (1512 gestiftet). Am Marktplatz lag die Bernhardskapelle, in der es auch einen Heiligkreuzaltar gab, außerhalb der Mauern lag die Peterskapelle (später Klosterkirche beziehungsweise Schlössle). Die weiteren Altarheiligen Maria Magdalena und 10 000 Märtyrer sind nur unsicher belegt. Aus den Gütern der Pfründen wurde nach der Reformation 1534 das Diakonat finanziert, teilweise wurden sie verkauft, so gelangte das Haus der Johannespfründe 1539 an den Amtmann. Im gleichen Jahr wurde aus dem Heiligenvermögen der Armenkasten eingerichtet. 1334 wurde nach einer Petruserscheinung in der Vorstadt die Peterskapelle errichtet, bei der vor 1430 eine Beginensammlung entstand. Ende des 16. Jahrhunderts war in der Kapelle noch ein Gedenkbild für den 1334 verstorbenen Herzog Ludwig von Teck zu sehen. Die während des 15. Jahrhunderts recht ärmliche Beginenklause wurde 1495 mit den Tübinger Augustinerinnen vereinigt, die künftig hier wirkten. Für ein gelegentlich vermutetes älteres Frauenkloster in der Vorstadt gibt es keine Nachweise. Die letzte Schwester der Augustinerinnen starb 1576, die Gebäude wurden nun endgültig profaniert. Schon 1542 war das Klostergut an Klaus von Grafeneck verliehen worden, der es wegen der dort lebenden Schwestern nicht in Besitz nehmen konnte. 1596 kaufte es der Kirchheimer Obervogt Hans von Remchingen, von dem es an Johannes Liesch von Hornau und schließlich an die Schilling von Cannstatt gelangte. Nach der Zerstörung des Stadtschlosses richtete diese Familie 1646 hier ihren Sitz ein, die Klosterkirche wurde Wohnhaus. 1738 kam es an die Freiherren von Liebenstein, 1763 an die von Biedenfeld, bevor es 1786 Pfarrhaus wurde. Um 1600 scheint es hier einige Täufer gegeben zu haben, die 1617 nach Mähren auswanderten. Deutsche und lateinische Schule sind erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nachweisbar, die Lateinschule könnte aber ins Mittelalter zurückreichen. Eines der Pfründhäuser wurde nach 1534 vom Armenkasten der Schule zur Verfügung gestellt, das Gebäude (Altes Lehrerhaus) wurde 1981 zugunsten eines Schulhofs abgebrochen. Während die Lateinschule vom Diakon versehen wurde, übernahm der Stadtschreiber den deutschen Unterricht. Erst 1574 ist ein eigenes Schulmeisteramt vorhanden. Eine lange Tradition hat in Owen das Schul- und Kinderfest des Maientags, das schon 1681 gefeiert wurde. In den Untergeschossen der Marienkirche romanischer Turm (12. Jahrhundert). Staffelhalle, Mittelschiff flachgedeckt. Evangelische Pfarrkirche nach Kriegsschaden 1952 wiederhergestellt. Altartriptychon aus der Werkstatt des Konrad Weiß vor 1516. Katholisch nach Oberlenningen eingepfarrt. Die Verbindung von Volks- und Lateinschule erhielt sich bis Mitte 19. Jahrhundert.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau
Ersterwähnung: 1339

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