Schlaitdorf 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.schlaitdorf.de
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Einwohner: 1827
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 250.0
Max. Höhe ü. NN (m): 415.36
Min. Höhe ü. NN (m): 278.21
PLZ: 72667

Die im äußersten Westen des Landkreises Esslingen liegende Gemeinde gehört zum Südsaum des Schönbuchs. Die bewaldeten Keuperhänge gehen hier, außerhalb des Fildergrabens, mit dem Schaichberg in einen wenig reliefierten lößbedeckten, Äcker tragenden Schwarzjurarücken über, auf dem im Westen die Gemeinde mit 451 m über NN ihren höchsten Punkt erreicht. Nach Süden fällt das Gelände in der über Stubensandstein steil zum Neckar eingeschnittenen Höllenbachklinge auf rd. 278 m ab. Aus diesen Felsbänken wurden zwischen 1843 und 1863 sehr hochwertige Werksteine (u.a. für den Kölner Dom) gebrochen. Die lange nordwestliche Gemarkungsgrenze folgt der Schaich, deren reizvolles, naturnahes Sohlental in voller Länge unter Naturschutz (‚Schaichtal‘) steht. Das Dorf, dessen Kern sich u.a. durch die evangelische Kirche sowie die schmuckvollen Fachwerkbauten von Pfarr- und Rathaus heraushebt, liegt am Südosthang des Schaichbergs. Dort dehnte es sich (nach 1945 speziell mit Ein- und Zweifamilienhäusern) in alle Richtungen, schwerpunktmäßig hangabwärts bzw. in jüngster Zeit nach Osten aus. Das neue Bürgerzentrum (1995), die 2003/04 grundlegend sanierte Grundschule sowie die große moderne Kindertagestätte (2010) spiegeln das moderne Gesicht der anhaltend wachsende Wohngemeinde mit hohem Auspendleranteil. Sie ist über Kreisstraßen mit den Nachbarorten und auf Gemarkung Neckartailfingen mit der B312 verbunden. Ohne direkten Anschluss quert im Westen die vierspurige B27 das Gemeindegebiet. Von 1806 bis 1938 gehörte der Ort zum Oberamt Tübingen, kam dann zum Landkreis Nürtingen und 1973 zum Landkreis Esslingen.

Am westlichen Rand des Landkreises Esslingen, zwischen Schaich-, Aich- und Neckartal gelegen, nimmt die Gemeinde Schlaitdorf ein 7,31 Quadratkilometer großes Areal ein. Die Nachbargemeinden sind im Norden Aichtal, im Osten Neckartailfingen, im Süden Neckartenzlingen und im Südwesten Altenriet sowie Walddorfhäslach (Landkreis Reutlingen). Die Luftlinienentfernung nach Esslingen beträgt 16 Kilometer, nach Stuttgart (Zentrum) 20 Kilometer, nach Reutlingen jedoch nur 12 Kilometer. Durch die Bundesstraßen B 312 und B 27 bestehen nach Reutlingen und Stuttgart bessere Anbindungen als nach Esslingen. Die Gemeinde Schlaitdorf zählt nach dem Landesentwicklungsplan zur Randzone um den Verdichtungsraum. Die teilweise lössbedeckte Unterjura-Hochfläche (Schwarzer Jura) zwischen Schaich-, Aich- und Neckartal wird Schaichberg (Berg über dem Schaichtal) genannt, wobei es sich eher um einen lang gezogenen, abgeflachten Rücken handelt, der sich von Walddorfhäslach nach Schlaitdorf zieht. Er erreicht seinen höchsten Punkt auf Schlaitdorfer Gemarkung (451 Meter über Normalnull) gut 1 Kilometer westnordwestlich der Ortsmitte auf einer flachen Kuppe. Die Ortschaft selbst, eine Höhensiedlung, liegt auf 400 Meter Höhe am südlichen Rand der Hochfläche. Im Süden fällt das Gelände, teils mit abgeglittenen Verwitterungsmassen aus Unterjura, Knollenmergel und Lösslehm zum Höllenbach ab, der die Grenze zu Altenriet bildet. In seinem Unterlauf, dort wo er sich in den Stubensandstein einschneidet, bildet er eine tiefe Waldschlucht, von der sein Name herrühren mag. Kurz bevor er die Neckaraue erreicht, markiert er bei 300 Meter über Normalnull den tiefsten Punkt des Gemeindegebiets. Die Schaich als weiteres größeres Gewässer bildet die Gemarkungsgrenzen im Nordwesten. Dort, jenseits der vierspurigen B 27, fallen die Hänge in ein enges Waldtal auf 320 Meter über Normalnull ab, und auch im Norden reichen die Wälder am Steinenberg bis ins Aichtal hinunter. Ebenso wird im Osten – hier entspringt der Baiersbach – die Hochfläche von Wald eingerahmt, sodass sich ein fast geschlossener Waldkranz im Norden, Osten und zum Teil im Süden um die Gemeinde legt. Naturräumlich gehört Schlaitdorf zum Schönbuch, überwiegend zur Untereinheit Walddorfer Platten. Diese Unterjuraplatten der südlichen Schönbuchabdachung sind relativ wenig von Bächen zerschnitten und weisen als Übergangszone zwischen Schönbuch und Albvorland die Charakterzüge beider Landschaften auf. Der Waldstreifen im Nordwesten der Gemeinde wird zum eigentlichen Schönbuch gerechnet (Untereinheit Nördlicher Schönbuch), doch auch hier ist die Grenze unscharf und ungefähr dort zu ziehen, wo der geschlossene Wald an den Abhängen zum Schaichtal einsetzt. Die ruhigen Formen der von Psilonotenton, Angulatensandstein und Arietenkalk aufgebauten, stellenweise lössbedeckten Unterjura-Hochflächen treffen an der Hangkante unmittelbar auf das bewegte, verrutschte Gelände des Knollenmergels, der hier circa 30 bis 35 Meter mächtig ist. Darunter steht an den Hängen zum Schaich- und Aichtal sowie am unteren Höllenbach Stubensandstein an. Obwohl das Schaich- und Aichtal rund 30 Meter höher liegen als das Neckartal bei Schlaitdorf, treten im Schaichtal unter dem Stubensandstein noch die Bunten Mergel zutage. Der Grund dafür liegt im Einfallen der Schichten nach Südosten. Im Osten reicht die Gemarkung Schlaitdorf bis unmittelbar an die Grenze zum Naturraum Filder, die durch die Fildergrabenverwerfung markiert wird. Wie in der benachbarten Gemeinde Aichtal gab es auch in Schlaitdorf im Stubensandstein etliche Steinbrüche, wo qualitativ hochwertige Bausteine gebrochen wurden, die beim Bau des Kölner Doms und des Ulmer Münsters Verwendung fanden. Beim Schlaitdorfer Sandstein handelt es sich um einen mittel- bis grobkörnigen, gelblich-weißen Werkstein aus dem Mittleren Stubensandstein, der sich auch gut zu Mühlsteinen und Mostmühlenwalzen verarbeiten ließ. Schon lange sind diese Steinbrüche aufgegeben, doch im Gewann Steinenberg konnten zwei davon als Naturdenkmale erhalten werden. Trotz der Höhenlage ist Schlaitdorf eine recht wasser- und quellenreiche Gemeinde. Neben der oben erwähnten Quelle des Baiersbachs entspringen am Nordhang des Schaichtals, im Gewann Hauhalde, der Klingenbrunnen und der Heilbrunnen, dessen Wasser früher für heilkräftig gehalten wurde. Von den Quellen des Höllenbachs liegen einige auf Schlaitdorfer Gemarkung. Auf Unterjura und Löss haben sich fruchtbare, gut zu bearbeitende Böden entwickelt, sodass hier in ebenen und flach gewellten Lagen schwerpunktmäßig Ackerbau betrieben wird. 52 Prozent der Gemeindefläche werden landwirtschaftlich genutzt, 59 Prozent davon als Ackerland und 41 Prozent als Grünland einschließlich Streuobstwiesen. Obstbäume findet man nicht nur an den ackerbaulich ungeeigneten Knollenmergelhängen, sondern über das gesamte Offenland der Gemarkung verteilt. Schon von alters her wurde nämlich der Obstanbau in Schlaitdorf entgegen dem üblichen Brauch größtenteils auf Ackerland betrieben. Früher waren südlich des Ortes auch Weinberge vorhanden. Waldflächen nehmen 35 Prozent hauptsächlich an den randlichen Abhängen ein; die Wald- und Forstwirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Um Natur und Landschaft zu erhalten und als Erholungsgebiete zu pflegen, sind verschiedene Landschaftsteile geschützt. Nordwestlich der B 27 hat Schlaitdorf Anteil am Naturpark Schönbuch, dem größten geschlossenen Waldgebiet im Zentrum Württembergs und einem vielbesuchten Naherholungsgebiet. Das Schaichtal mit den unteren Talhängen ist Naturschutzgebiet, das auf die benachbarten Gemeinden übergreift (siehe Aichtal). Ebenfalls im Nordwesten der Gemeinde wurde ein Natura 2000-Gebiet ausgewiesen. Grundlage sind die Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie der Europäischen Union. Auf der Schaichbergkuppe und an den ins Schaichtal abfallenden Wäldern überschneiden sich Vogelschutz- und FFH-Gebiete. Zu den Naturdenkmalen zählt neben den aufgelassenen Stubensandsteinbrüchen ein Hutewaldrest (von Hut entspricht Bewachung, Obhut, Behütung) mit alten Eichen am Westrand der von Wald umrahmten Wiese im Gewann Schlösslesäcker, wo in früheren Jahrhunderten Vieh im Wald geweidet und gehütet wurde. Auf Knollenmergeluntergrund, südlich der B 27, sind kleinere feuchte Wiesen wegen seltener Pflanzenvorkommen geschützt. Ein auf Gemarkung Altenriet ausgreifendes, flächenhaftes Naturdenkmal bildet schließlich der Höllenbach mit seinem durchgehenden Ufergehölz. Reizvoll sind aber nicht nur diese Naturschönheiten, sondern auch die Aussicht, die man von vielen Stellen in Schlaitdorf hat: Man blickt ins tiefe Neckartal, oder darüber hinweg über das Albvorland bis zur Schwäbischen Alb. Nach Norden schaut man hinunter in das enge, unberührte Waldtal der Schaich.

Schlaitdorf wurde 1806 Teil des Oberamts Tübingen. Die Ablösung der Schönbuchgerechtigkeit 1821 sorgte für bedeutenden Gemeindewaldbesitz (circa 160 Morgen). Die Ablösungen der alten Lasten wurden im Wesentlichen im Zeitraum 1832–58 vollzogen: Zehntpachtverträge und Ablösungsvereinbarungen mit den herrschaftlichen Kameralämtern Tübingen, Lustnau und Neuffen sowie mit der Hospitalpflege Kirchheim führten zu Ablösungen des Heuzehnts (1832–40), des Forstzehnts (1833), der Jagdfron (1839/40), des Kleinzehnts (1840), des Mahlgelds der Sedelgüter (1841), des Großzehnts (1849) und des Weinzehnts (1858). Bis 1874 wurden die Ablösungsraten der 1849 gesetzlich festgelegten zwanzigfachen Abgabebeträge gezahlt. Die Aufhebung des Neckartenzlinger Mühlbanns erreichte man 1832 zusammen mit den Gemeinden Walddorf, Pliezhausen, Altenriet und Dörnach durch Kauf der Mühle samt Rechten und unmittelbaren Wiederverkauf des Mühlgebäudes. 1841 erwarb die Gemeinde die Fischereirechte in Höllbach und Schaich. 1848 erhielt die Gemeinde das Jagdrecht. Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in der ausgehenden Revolutionszeit wurde im November 1849 eine 45 Mann starke Bürgerwehr aufgestellt. Eine ähnliche Maßnahme während der Revolution 1918 wurde beraten, aber nicht umgesetzt. In den Reichstagswahlen 1874–98 holte die Volkspartei stets absolute Stimmenmehrheiten (1877 89,4 Prozent), nur 1887 lag die Deutsche Reichspartei mit 56,9 Prozent vorn. 1903 errang die Volkspartei 42,9 Prozent, die Deutsche Partei 35,3 Prozent der Stimmen, während die SPD 21,8 Prozent auf sich vereinigen konnte (1898 2,8 Prozent). 1907 war der Bauernbund Gewinner mit 50,7 Prozent, und 1912 holte die Fortschrittliche Volkspartei (FVP) zwar die meisten Stimmen, aber nicht die absolute Mehrheit (46,1 Prozent). Bei den Wahlen zu den jeweiligen verfassunggebenden Versammlungen für Württemberg und das Reich 1919 wurde die DDP jeweils stärkste Kraft im Ort (50,9 Prozent beziehungsweise 43,5 Prozent), gefolgt von der SPD (26 Prozent beziehungsweise 30,3 Prozent) und dem rechtskonservativen Lager mit Bürgerpartei und Bauernbund (21,9 Prozent beziehungsweise 25,2 Prozent). Bei den Wahlen zu Land- und Reichstag 1924 lag der Bauernbund stabil bei jeweils über 63 Prozent Stimmanteil. Aus diesem Potential wanderten zur Reichstagswahl 1930 vermutlich etliche Wähler zum Christlich-sozialen Volksdienst (17,3 Prozent) ab. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 hatte die NSDAP mit 34,5 Prozent bedeutendes Gewicht erlangt und wurde hinter dem Bauernbund (37,7 Prozent) zweitstärkste Kraft im Ort. Bei der Landtagswahl im April 1932 hatte der Bauern- und Weingärtnerbund noch 43,1 Prozent der Stimmen erhalten, gefolgt von der NSDAP mit 30,5 Prozent. 1934 wurde eine gemeinschaftliche Ortsvorsteherschaft mit Häslach unter dessen Bürgermeister Emil Ankele mit Sitz in Schlaitdorf eingerichtet. Nach Rücktritt Ankeles 1938 war Neckartailfingens Bürgermeister Emil Pfeiffer kommissarischer Bürgermeister in Personalunion geworden. Durch die Kreisreform von 1938 kam Schlaitdorf zum Landkreis Nürtingen. Ein Fliegerangriff am 23. November 1943 zerstörte ein Haus. Am 15. März 1944 erlitt der Ort Gebäudetreffer durch Brandbomben. Am 20. April 1945 rückten französische Panzerverbände von Walddorf her in das Dorf ein. Am Westrand des Ortes verlief die Besatzungszonengrenze zwischen Amerikanern und Franzosen. Im Juni 1945 wurde, nach Absetzung Pfeiffers, Andreas Speier als neuer kommissarischer Bürgermeister eingesetzt und 1946 durch Wahl im Gemeinderat bestätigt. 1948 wurde Friedrich Wöger mit 90,4 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister direkt gewählt (amtierte bis 1965). Die Spruchkammer Nürtingen stufte 1946 zehn Schlaitdorfer als politisch Belastete der Klasse II ein. Bei den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung und zum Landtag in Württemberg-Baden 1946 holte die CDU deutlich die meisten Stimmen (55,9 beziehungsweise 52,2 Prozent). Bei den Landtagswahlen 1952–64 wurde die SPD mit Abstand stärkste Kraft (1952: 57,2 Prozent). Danach hielt bis 2006 (41,3 Prozent) eine Vorherrschaft der CDU (1972: 60 Prozent) an. Bei Bundestagswahlen 1949, 1953 und 1961 errang die SPD die meisten Stimmen, aber keine absoluten Mehrheiten (2005: 29,7 Prozent). Letztere erreichte die CDU in den Wahlen 1965–76 (1972: 57,4 Prozent) und 1983, ansonsten war sie seit 1965 ununterbrochen stärkste Kraft im Ort, wenn auch 1998 nur mit knapp einem Prozentpunkt (36,6 Prozent) vor der SPD (2005: CDU 37,5 Prozent). FDP und Grüne erzielten bei den Bundestagswahlen 2005 10,4 beziehungsweise 12,4 Prozent. Ähnlich sah es bei der Landtagswahl 2006 aus (Grüne: 14,7 Prozent, FDP 12,7 Prozent). Die Republikaner erzielten 2006 3,0 Prozent. Die Europawahl 2004 gewann die CDU im Ort deutlich mit 45,9 Prozent vor den Grünen mit 17,8 Prozent und der SPD mit 17,5 Prozent (Sonstige 14,7 Prozent). Im Gemeinderat entfallen auf die Allgemeine Wählervereinigung (AWV) acht Sitze, und sowohl die Grüne Liste Schlaitdorf (GLS) als auch die SPD mit Unabhängige Bürger/-innen (SPD/UBS) haben jeweils einen Sitz inne. Mit der Kreisreform 1973 wurde die Gemeinde Teil des neuen Landkreises Esslingen. Nach der ersten Einrichtung einer freiwilligen Verwaltungsgemeinschaft im Raum Neckartenzlingen 1969 bildet der Ort mit Neckartenzlingen seit 1972 einen Gemeindeverwaltungsverband.

Wappen von Schlaitdorf

Unter goldenem (gelbem) Schildhaupt, darin eine schwarze Hirschstange, in Silber (Weiß) ein rotes Herz.

Beschreibung Wappen

Der bis 1930 verwendete Gemeindestempel enthält ein dem Stil nach in das erste Viertel des 19. Jahrhunderts zurückgehendes Wappen mit einer gestürzten Pflugschar. Vielleicht gab das häufige Vorkommen dieses bäuerlichen Symbols in Ortswappen den Anlass zu einem Wechsel der Wappenfigur. Jedenfalls bezeichnete die 1896 angefangene Ortschronik bereits das Herz als solche. Seine Bedeutung ist unklar. Als Symbol der Liebe und Treue wurde das Herz in der Gemeinde sowohl mit der Glaubenstreue einer zugewanderten Hugenottenfamilie als auch mit der Liebe zu Württemberg, dessen Hirschstange seit 1935 im Schildhaupt erscheint, in Verbindung gebracht. Die Verleihung des Wappens erfolgte am 11. November 1935 durch den Reichsstatthalter, während die der Flagge am 16. August 1973 vom Innenministerium vorgenommen wurde.

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