Aich - Altgemeinde~Teilort
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Typauswahl: | Ortsteil – Historisches Ortslexikon |
Typ: | Teilort |
Ersterwähnung: | 1229 |
Ortsgeschichte
Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Der Ort Aich liegt am gleichnamigen Gewässer, einem Neckarzufluss, und wurde nach diesem benannt. Der Name geht möglicherweise auf das Farbadjektiv aiwa – rötlich, bunt – und damit auf die Farbe des am Bachufer anstehenden Bunten Mergels zurück, entstanden aus der Variante ewa oder einer Kombination von ewa mit dem althochdeutschen Begriff für Bach -aha. Der Ort wurde nicht nur im Städtekrieg, sondern nochmals 1586 durch einen Großbrand schwer beschädigt und anschließend unter der Leitung von Heinrich Schickhardt wieder aufgebaut. Er galt als geographischer Mittelpunkt des Herzogtums Württemberg. Innerhalb der Gemarkung lag Bombach, eine Siedlung am gleichnamigen, heute Baumbach genannten Aichzufluss, von der die Existenz eines Hofes, einer Mühle und der oberhalb der Mühle gelegenen Burg bezeugt ist. Burg und Mühle wurden 1340 beziehungsweise 1356 erstmals genannt. Aus der Mühle wurden 1356 Zinszahlungen an Kloster Bebenhausen geleistet, 1383 (auch) an die Grafen von Württemberg, denen die Hälfte des Hofes gehörte. Der Flurname Mühlstetten (1334) verweist wohl auf eine ehemals an der Aich stehende Mühle unterhalb des Dorfes. 1526 wurden drei Flurstücke innerhalb der Aicher Zelgenstruktur als »in Bonlander Zehenden« bezeichnet. Auch aus den Inhaber- und Anstößernamen der Lagerbücher werden enge Verbindungen zu den umliegenden Dörfern deutlich. Das sich am Rande des Tals der Aich bei deren Austritt aus dem Schönbuch entlang der Straße hinziehende Dorf wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg im Norden und Nordosten den Hang zur Filderhochfläche hinauf und zeigt kleinere Wachstumsspitzen jenseits der Aich im Süden. Neubaugebiete entstanden in den Bezirken »Sulzäcker« (1956), »Rudolfshöhe« (1957) und seit 1973 »Steinenäcker«, »Zeilfeld«, »Gemeindeberg«, zwischen »Reute« und Stuttgarter Straße. Industrie siedelte sich im Gebiet »Riedwiesen-Aichholz« (1972/76) an. |
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Historische Namensformen: |
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Geschichte: | Die erste sicher zuzuordnende Nennung des Ortes (»Ech«) geht auf eine Urkunde Papst Gregors IX. für das Kloster Bebenhausen von 1229 zurück. Die Herren von Aich wurden auch »Vögte« genannt, wie aus einem Streitfall zwischen Eberhart von Aich und Kloster Adelberg 1297 deutlich wird. Sie hatten eine Burg außerhalb des Dorfes und waren wohl Dienstleute der Pfalzgrafen von Tübingen. 1360 verkauften sie Kirche, Kirchensatz, den Widumhof und weitere Güter an das Kloster Denkendorf und vor 1369 die Ortsherrschaft an die Reutlinger Familie Sperwer, die ihrerseits den Ort 1369 an Württemberg veräußerte. Die hohe Obrigkeit kam 1382 von den Pfalzgrafen von Tübingen zusammen mit der Herrschaft Herrenberg an Württemberg. 1403 verkaufte auch Katharine Spethin von dem Neuenhaus ihren Besitz in Aich an Württemberg. Daneben verfügten die Klöster Adelberg, Bebenhausen, Reichenau und Denkendorf in unterschiedlichem Umfang über Eigenleute, Güter und/oder Rechte. Im Städtekrieg 1449 wurde Aich durch die Reutlinger zerstört. Im 16. Jahrhundert werden als Inhaber von Gütern und Abgaben, neben den oben genannten, noch die Pfarrei und Frühmesspfründe in Aich, verschiedene Pfründen in Grötzingen, die Prädikatur- und Heilig-Dreifaltigkeits-Pfründe in Nürtingen, die Frühmesspfründen in Walddorf und Neckartailfingen und die Spitäler in Kirchheim, Esslingen und Reutlingen sichtbar. Auch die Herzöge von Württemberg konnten ihren Besitz ausweiten. Der Ort gehörte zuerst zum württembergischen Amt Grötzingen, dann ab dem Anfang des 16. Jahrhunderts zum Amt Nürtingen. 1363 wird mit »Wernher«, dem »Vorster« erstmals ein Schultheiß genannt, 1526 erscheinen auch Mitglieder des Gerichts. Die Einwohner von Neuenhaus gehörten in das Gericht nach Aich und hatten einen Anteil am Rathaus. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | 1383 waren zwölf Huben an Württemberg zinspflichtig, die Gesamtzahl der Haushalte war jedoch sicher höher. Im Jahr 1544 wurden 73 Personen zur Türkensteuer herangezogen, hochgerechnet lässt das auf mindestens 330 Einwohner schließen. Genauere Quellenaussagen über die Bevölkerungszahl gibt es aber erst um 1600, als circa 420 Menschen in Aich wohnten. Nach 1634 ist ein Rückgang bis auf 54 Menschen zu verzeichnen, der auf die Folgen des 30-jährigen Krieges, Epidemien und Wanderbewegungen zurückzuführen ist. Die rasche Wiederbesiedlung bis 1660 (circa 250 Einwohner) deutet auf Rückkehr beziehungsweise Zuzug von Flüchtlingen hin. Bis 1805 stieg die Bevölkerungszahl auf 705 Einwohner. Neben der Mühle am Bombach gab es eine weitere im Dorf. Bei der Errichtung der Kelter um 1561 hatte Herzog Christoph Zweifel an ihrer Rentabilität, da nur 14,5 Morgen Weingärtenfeld vorhanden waren – vielleicht auch weil der Weinzehnt Kloster Denkendorf gehörte. Die Sankt Niklaus-Kaplaneipfründe Aich verlieh 1559 mehrere Bauerngüter und eine Herberge am Brunnen. Auf eine Lehmgrube und eine Badestube lassen nur Flurnamen schließen. Die Stellenbezeichnung »Siechengertlin« weist vielleicht auf eine soziale Einrichtung hin. Die Wirtschaftstätigkeit war agrarisch ausgerichtet, im Ackerbau vor allem auf Dinkel, Hafer und Hackfrüchte (Erbsen, Rüben, Kraut). Bis zum 30-jährigen Krieg war neben der Rinder- auch die Schweinehaltung verbreitet. 1544 verfügte nur ein Haushalt über mehr als 1000 Gulden Vermögen, der weitaus größte Teil lag deutlich darunter. 1735 gab es insgesamt 98 Gebäude in Aich, einschließlich der zwei Mühlen. Neben Äckern, Wald, Wiesen und Weiden umfasste das bewirtschaftete Land auch 23 Morgen Weingärten und 22 Morgen Kraut- und Hanfländer. Im Süden überspannte eine Brücke die Aich. Der Ort gehörte zum Schönbuch-Unteramt und die Einwohner zu den Schönbuchgenossen. Damit hatten sie das Recht zu Viehweide, Schweineeintrieb und bestimmten Holznutzungen. |
Kirche und Religion
Ersterwähnung: | 1275 |
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Kirche und Schule: | Aich ist erstmals 1275 als selbständige Pfarrei belegt und gehörte zum Dekanat Urach. Die Pfarrkirche stand wohl ursprünglich an anderer Stelle und wurde 1473/79 als »ruinosa« bezeichnet, möglicherweise in Folge der Zerstörungen durch den Städtekrieg 1449. Ab 1475/76 wurde eine Kapelle oberhalb des Ortskerns im spätgotischen Stil als Pfarrkirche ausgebaut. Diese neue Pfarrkirche wurde zwischen 1619 und 1621 nochmals erweitert. 1319 stiftete Konrad von Aich eine Messe, möglicherweise war das der schon 1300 und 1304 genannte Vizepleban »Cunradus«. Eindeutig als Kirchenpatron identifizierbar erscheint Sankt Albanus erst 1535, zuvor wurde mehrfach der Altar Unserer Lieben Frau (ab 1319) und 1479 Unsere Liebe Frau gemeinsam mit Albanus, Johannes dem Täufer, Sebastian, Bernhard und Barbara genannt. Nach 1500 werden nur noch Pfarr- und Sankt Nikolaus-Kaplaneipfründe (Frühmesspfründe) aufgeführt. Nach der Reformation wird Neuenhaus zeitweilig Filiale von Aich. In den Visitationsakten wird 1601 erstmals ein Lehrer in Aich genannt, der 42 Knaben unterrichtete. Bei der evangelischen Pfarrkirche handelt es sich um eine Anfang des 16. Jahrhunderts völlig umgebaute spätgotische Chorseitenturmanlage mit etwas älterem Turm. Katholisch nach Grötzingen eingepfarrt. |
Patrozinium: | St. Albanus |
Ersterwähnung: | 1535 |