Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die Kreisstadt liegt am flachen Liashang des mittleren Filstales im Grenzbereich zwischen Mittlerem und östlichem Albvorland. Seitdem Göppingen 1847 Eisenbahnverbindung mit Stuttgart erhielt, dehnte es sich nach allen Seiten aus. Neue Wohnviertel und Schulen, größere Fabrikanlagen und öffentliche Gebäude wurden errichtet und Grünanlagen geschaffen. Während die umfangreichen Industrieanlagen hauptsächlich im Filstal westlich und östlich der Innenstadt entstanden, ziehen sich die Wohnviertel am flachen Hang nördlich der Altstadt hin. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zahlreiche Wohnsiedlungen aus überwiegend Ein- und Mehrfamilienhäusern in den Bereichen »Keimen« (1950), »Galgenberg« (1960) im Nordosten, »Reusch« (1958), nördlich Helfferichstraße (1965), »Reuschoberhalde« (1975) im Nordwesten, »Papiermühle« (1959) im Osten und »Bodenfeld« (1950), »Schiefergrube« (1958) im Südosten bzw. Südwesten sowie »Bergfeld« (1975) im Süden hinzu. |
Geschichte: | 1154 Geppingen (Personenname), durch Reihengräberfriedhöfe rechts und links der Fils mehrere Siedlungen der Merowingerzeit nachgewiesen. Das dicht bei den Kleinsiedlungen Ober- und Niederhofen gelegene Göppingen wurde von seinen Besitzern, den Staufern, wohl um die Mitte des 12. Jahrhunderts als Markt angelegt (1206 noch villa) und danach zur Stadt erhoben (scultetus um 1280, ein civis 1284 nachgewiesen). Graf Ulrich II. von Württemberg eroberte 1273 oder 1274 die Stadt, deren Besitz Graf Eberhard der Erlauchte 1319 bestätigt erhielt. Seit Anfang 15. Jahrhundert hielten sich die württembergischen Regenten gerne im hiesigen, 1404 erstmals erwähnten Sauerbrunnenbad, dem »Schwalbrunnen« auf; Graf Eberhard der Milde († 1417) und Eberhard († 1568), ein Sohn Herzog Christophs, starben hier. Herzog Christoph ließ 1557 durch Aberlin Tretsch das Gebäude des alten Sauerbrunnenbades, seither als Christophsbad bezeichnet, erweitern; dieses baute 1617 Heinrich Schickhardt um. Häufig an Adelige verliehen, seit 1745 in Privathand. Dr. Heinrich Landerer errichtete 1852 eine Heilanstalt für Geisteskranke. Die einst sehr stark befestigte Altstadt wurde nach dem durch Blitz verursachten Großbrand vom 25.8.1782 (495 Gebäude brannten ab) völlig neu aufgebaut. Verschont blieben nur die Stadt- und die Oberhofenkirche, das Christophsbad, das Schloss, zwei Fruchtkästen (»Alter Kasten« von 1707 und Adelberger Kornhaus von 1514), einige Bürgerhäuser an der Stadtmauer und das Liebensteiner Schloss, der »Storchen«, ein Fachwerkbau von 1536, das seit 1949 das Städtische Museum birgt. Herzog Carl Eugen verfügte den Neuaufbau der Stadt nach einem klassizistischen Idealplan (starres Schachbrettschema) des Landbauinspektors J. A. Groß; 1785 wurde als letztes Gebäude das Rathaus, ein Bau mit erhöhtem Giebel in der Mitte der Langseite, fertiggestellt. Nachdem die Stadtgräben schon 1753 trockengelegt worden waren, brach man im 19. Jahrhundert Stadtmauern und -tore ab. Anstelle einer sicher älteren, aber erst 1455 erwähnten Burg wurde unter Herzog Christoph 1554/59 das Schloss von Aberlin Tretsch erbaut. Vierflügelanlage mit vier turmartigen Eckaufsätzen und drei runden Treppentürmen im Innenhof; berühmt ist die manieristische Rebenstiege im südwestlichen Treppenturm. 1425 und 1782 brannte die Stadt fast völlig nieder. Im 30jährigen Krieg litt Göppingen schwer, so gab es 1634/35 fast 1600 Tote. Das 1650 gefeierte Friedensfest lebt noch heute als »Maientag« fort. Göppingen ist seit dem 14. Jahrhundert Verwaltungssitz des gleichnamigen Amts, Oberamts, Landkreises; seit 1956 ist es Große Kreisstadt. Stadt und Amt gehörten 1635/48 Erzherzogin Claudia von Vorderösterreich. Eingemeindet wurden 1939 Holzheim und Jebenhausen, 1956 Bartenbach und 1957 Bezgenriet. Personen: Michael Mästlin, 1550-1631, Astronom und Lehrer Keplers. Friedrich Christoph Oetinger, 1702-1782, evangelischer Prälat und Theosoph. |