Siegelsbach 

Grundrisse von Synagoge und Frauenbad zur Erweiterung mit einer Lehrerwohnung, um 1857. Das Gebäude wurde Ende der 1920er Jahre von der jüdischen Gemeinde verkauft, während der Pogrome im November 1938 nicht zerstört und Anfang der 1950er Jahre abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 377 8116]
Grundrisse von Synagoge und Frauenbad zur Erweiterung mit einer Lehrerwohnung, um 1857. Das Gebäude wurde Ende der 1920er Jahre von der jüdischen Gemeinde verkauft, während der Pogrome im November 1938 nicht zerstört und Anfang der 1950er Jahre abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 377 8116]

Dieser Beitrag stammt aus der Studie von Franz Hundsnurscher und Gerhard Taddey, Die jüdischen Gemeinden in Baden. Denkmale, Geschichte, Schicksale, hg. von der Archivdirektion Stuttgart (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1968.

Die Studie wird hier in der Originalfassung als Volltext zugänglich gemacht und separat bebildert. Inhalte und Sprachgebrauch entsprechen dem Stand von 1968. Weitere Informationen zur Entstehung und Einordnung der Studie finden Sie hier.

Siegelsbach gehörte bis 1803 zur Kurpfalz, 1803-1806 zum Fürstentum Leiningen und fiel 1806 an Baden.

Juden lebten in Siegelsbach seit dem 18. Jahrhundert. 1825 betrug ihre Zahl 77, 1848 104. Dann nahm sie langsam aber stetig ab. Der größte Teil wanderte vornehmlich seit 1875 nach Amerika aus. 1875 lebten hier nur noch 67 Juden, 1900 29, 1925 20 und 1933 9. Im Ersten Weltkrieg ist Siegfried Grötzinger gefallen.

Im 19. Jahrhundert unterhielt die jüdische Gemeinde Siegelsbach, die seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Sinsheim gehörte, eine Synagoge, ein Frauenbad sowie eine eigene Schule. Begräbnisstätte der Siegelsbacher Israeliten war der Heinsheimer Judenfriedhof. Durch Beschluss des Badischen Staatsministeriums vom 20. Januar 1938 wurde die israelitische Gemeinde aufgelöst, da sie nur noch sechs männliche Mitglieder zählte. Diese teilte der Oberrat der Gemeinde Neckarbischofsheim zu. Die Synagoge war schon am 19. Januar 1938 verkauft worden.

Die Siegelsbacher Juden hatten ein gutes Verhältnis zu ihren Mitbürgern, traten aber im öffentlichen Leben kaum hervor.

Aufrisse von Synagoge und Frauenbad zur Erweiterung mit einer Lehrerwohnung, um 1857. Das Gebäude wurde Ende der 1920er Jahre von der jüdischen Gemeinde verkauft, während der Pogrome im November 1938 nicht zerstört und Anfang der 1950er Jahre abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 377 8116]
Aufrisse von Synagoge und Frauenbad zur Erweiterung mit einer Lehrerwohnung, um 1857. Das Gebäude wurde Ende der 1920er Jahre von der jüdischen Gemeinde verkauft, während der Pogrome im November 1938 nicht zerstört und Anfang der 1950er Jahre abgebrochen. [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 377 8116]

Um 1933 war Aron Eisemann als Viehhändler tätig. Josef Fleischmann hatte ein Textilgeschäft. Die 1890 von Moses Grötzinger gegründete Süddeutsche Öl- und Fettwarenfabrik J. Grötzinger Söhne war Lieferantin der Badischen Staats- und Nebenbahnen mit technischen Ölen und Fetten. Außerdem hatte die Firma für ihre Produkte Absatzgebiete in ganz Deutschland. Etwa 1.500 Hufschmiede bezogen von ihr den Hufbalsam „Sanitol". Aus Siegelsbach ist von Ausschreitungen gegen die Juden während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft nichts bekannt geworden. Drei von ihnen star­ben bis 1939 an ihrem Wohnort, alle übrigen wanderten nach den USA aus.

Die ehemalige Synagoge in der Lindenstraße wurde 1938 wegen Einsturzgefahr abgetragen.

 

In dieser Studie nachgewiesene Literatur

  • Fütterer, Paul, 700 Jahre Siegelsbach Landkreis Sinsheim an der Elsenz, 1258 bis 1958, 1959.

 

Zitierhinweis: Hundsnurscher, Franz/Taddey, Gerhard: Die jüdischen Gemeinden in Baden, Stuttgart 1968, Beitrag zu Siegelsbach, veröffentlicht in: Jüdisches Leben im Südwesten, URL: […], Stand: 20.12.2022

Lektüretipps für die weitere Recherche

  • Angerbauer, Wolfram/Frank, Hans Georg, Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 209-212.
  • Hahn, Joachim/Krüger, Jürgen, „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...“. Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen, hg. von Rüdiger Schmidt (Badische Landesbibliothek, Karlsruhe) und Meier Schwarz (Synagogue Memorial, Jerusalem), Stuttgart 2007.
  • Petzold, Rudolf, Die jüdische Gemeinde Siegelsbach, in: Bad Rappenauer Heimatbote 24 (2013), informationen.
  • Petzold, Rudolf, Heimatbuch Siegelsbach, 1986.
  • Rothenhöfer, Rudolf und Inge, Dr. Adolf Würzburger (1866-1948) Arzt und Zionist.
  • Württemberg - Hohenzollern – Baden (Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust), hg. von Joseph Walk, Yad Vashem/Jerusalem 1986, S. 347.
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