Die zerstörte Heilbronner Kilianskirche
Heilbronn zerstört: Die Kilianskirche 1946 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg; 01.08.1946]

Im Frühjahr vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Deutschland. Das Stadtarchiv Heilbronn veröffentlicht aus diesem Anlass bis zum 12. April täglich einen Eintrag der Heilbronner Chronik. Als Verkehrsknotenpunkt und Wirtschaftszentrum war Heilbronn das Ziel vieler Luftangriffe. Die Stadt wurde komplett zerstört. Die nüchternen Einträge der Chronik machen kaum das Ausmaß deutlich, wohl aber organisatorische Maßnahmen der Wirtschaft. Viele Geschäfte zogen um. Mit den Veröffentlichungen möchte das Stadtarchiv einen Ersatz für die abgesagte Gedenkveranstaltung am 3. April anbieten. Diese soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

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Berühmte Linden des Südwestens
Imposante Bäume: Linden aus der Region Heilbronn-Hohenlohe (Quelle: LABW), oben rechts die Lindenanlage von Neuenstadt am Kocher, Quelle: P. Schmelzle

Sie duften, heilen, beschützten historische Meeting-Points und sind selbst in unbelaubtem Zustand sehenswert: Die Sommerlinde in Blaufelden-Wiesenbach wurde bereits um 1350 in einer Urkunde erwähnt und zählt zu den ältesten Bäumen im Südwesten. Ein weiteres imposantes Beispiel ist die Lindenanlage von Neuenstadt am Kocher. Ursprünglich war hier ein Versammlungsplatz. Herzog Christoph von Württemberg hatte die alte Anlage 1558 mit einer Steinmauer umfassen und als Lustgarten gestalten lassen. Die Säulen, die die Äste und Zweige der „geleiteten Linde“ tragen, wurden von Adelsgeschlechtern der Umgebung gestiftet und mit deren Wappen, Namen und Inschriften versehen. Der Park war so berühmt, dass er als „Neuenstadt an der Linde“ den Ortsnamen prägte. Die heutige Anlage ging aus Neupflanzungen nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hervor. Die alte 400-jährige Linde in Waldenburg musste in den 1960er Jahren gefällt werden. 20 Jahre danach entstand der Lindenplatz nach ursprünglichem Vorbild. Zum Abschluss unseres kleinen Streifzugs ein Exemplar aus Niedernhall am Kocher.

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Der Vulkanschlot Hohenwehen
Der Hohenhewen um 1832, aus Ansichten vom Bodensee, Teil 2 Blatt 96, Quelle: Landesarchiv BW, GLAK J-B Bodensee 96

Der Hohenhewen ist einer der Vulkanschlote des Kegelberglands Hegau. Die steilen Felswände erschweren den Zugang, ideal für die Burg, die die Herren von Engen im 12. Jh. errichten ließen und nach der sie sich im Anschluss benannten. Ihre Herrschaft umfasste neben Engen weitere Orte in der Umgebung, so Bargen und Emmingen ab Egg, außerdem mehrere Burgen, wie die Burg Wildenstein im Donautal. 1291 ging die Burg Hohenhewen an Österreich, Anfang des 15. Jh. saßen die als Raubritter verschrienen Grafen von Lupfen auf dem Berg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage zerstört. Der Besitz wechselte kurz darauf zum Haus Fürstenberg, ein Wiederaufbau fand nicht statt. Heute sind nur wenige Reste vorhanden. Mit dem etwa fünf Kilometer Luftlinie entfernten Höwenegg, einst ebenfalls Besitz der Hewener, gehört das Gebiet zur geologisch interessanten Hegaualb. Der Kratersee am Höwenegg wurde vor kurzem zum 29. Geopoint im Unescopark Schwäbische Alb ernannt. Hier lebte das dreizehige Urpferd Hippario.
 

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Rahel Straus, geb. Goitein
Rahel Goitein, um 1905 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]
Heute wäre die Ärztin, Sozialarbeiterin und Frauenrechtlerin Rahel Straus, geb. Goitein, 140 Jahre alt geworden. Rahel Straus wuchs in Karlsruhe in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf und besuchte dort das erste Mädchengymnasium Deutschlands. 1899 legte sie mit drei anderen Schülerinnen das Abitur ab. Rahel Straus war die erste Frau in Deutschland, die eine Abiturrede hielt und sie nutzte diese Rede, um die Bildungschancen von Frauen in Deutschland zu thematisieren. Im Jahr 1900 nahm Straus ihr Studium der Medizin an der Universität Heidelberg auf. Da ihre beiden Kommilitoninnen Heidelberg verließen, war sie in den ersten drei Semestern die einzige Studentin der Medizin unter den Studierenden und gilt somit als erste Medizinstudentin der Universität Heidelberg. 1905 schloss Straus ihr Studium mit dem Staatsexamen ab. Im selben Jahr heiratete sie den ebenfalls aus Karlsruhe stammenden Rechtsanwalt und bekannten Zionisten Elias Straus und zog mit ihm nach München, wo sie nach ihrer Promotion 1907 ihre eigene Praxis eröffnete. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagierte sich Rahel Straus vor allem in der Frauenbewegung. Sie war unter anderem Mitglied im „Verein für Fraueninteressen“, im „Verein für Frauenstimmrecht“ und im jüdischen Frauenbund, in dem sie als Schriftleiterin der „Blätter des Jüdischen Frauenbundes für Frauenarbeit und Frauenbewegung“ wirkte. Nach dem Tod ihres Mannes emigrierte sie mit ihren fünf Kindern 1933 nach Palästina, wo sie in Jerusalem bis an ihr Lebensende als Ärztin und Sozialarbeiterin tätig war.
In Gedenken an Straus‘ herausragendes Engagement wird seit 2019 durch die Landesarbeitsgemeinschaft Baden Württemberg Gegen das Vergessen - Für Demokratie e.V. der Rahel-Straus-Preis an bedeutende Projekte der Erinnerungskultur in Baden-Württemberg verliehen. Mehr Informationen zu Rahel Strauß finden Sie auf LEO BW.
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Friedrich Hölderlin, Zeichnung von 1786
Friedrich Hölderlin: lavierte Federzeichnung von 1786 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]

Heute ist der 250. Geburtstag des Dichters, der am 20.03.1770 in Lauffen am Neckar geboren wurde und in eine unruhige Zeit hineinwuchs. Die Erinnerung an sein Werk ist untrennbar mit den besonderen und tragischen Umständen seines Lebens verbunden. Zur Dichtung Hölderlins bemerkt das "Literaturland Baden-Württemberg": "Hölderlin verknüpfte neueste philosophische Konzepte (mit Hegel und Schelling war er befreundet, bei Fichte studierte er), einen innovativen Umgang mit antiken Vers- und Strophenformen, intensives Naturerleben und durch die Französische Revolution genährte antidespotische Hoffnungen zu einer Dichtung, die eigenständig zwischen Klassik und Romantik steht." Zum Naturerleben gehörte auch der Neckar, an dem Hölderlin aufwuchs, studierte, und an den er immer wieder zurückkehrte, zuletzt als Pflegling im Tübinger Turmzimmer. Die Ode an den Neckar entstand vermutlich im Jahr 1800 nach der Trennung von seiner Liebe Susette Gontard aus einer ursprünglich dem Main gewidmeten Fassung. Der Fluss mit seinen Erinnerungen wird zum Trost in der Unberechenbarkeit des Lebens:

 

Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch

Mein Schuzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn

Auch da mein Nekar nicht mit seinen

Lieblichen Wiesen und Uferweiden.

 

Zu den Spuren Hölderlins führen die Literarischen Radwege 1, 6, und 8 des "Literaturland BW". Das Gesamtwerk steht über das Hölderlin-Archiv der WLB Stuttgart online zur Verfügung.

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