Hochhäuser Romeo und Julia, Gesamtansicht 1959. (Quelle: Stadtarchiv Stuttgart 9200 Fotosammlung F 2075/15)
Hochhäuser Romeo und Julia, Gesamtansicht 1959. [Quelle: Stadtarchiv Stuttgart 9200 Fotosammlung F 2075/15]

Neben der weitgehenden Zerstörung von Industrieanlagen und Infrastruktur bestand eine direkte Folge des Zweiten Weltkriegs in einem verheerenden Mangel an Wohnraum. So galten etwa in den Westzonen von 10,6 Millionen Wohnungen 2,3 Millionen völlig zerstört und weitere 2,3 Millionen schwer beschädigt. Die Wohnraumbeschaffung stellte somit damals eine der Hauptaufgaben der Politik dar. Mit der Verabschiedung des Ersten und Zweiten Wohnungsbaugesetzes 1950 und 1956 entschied man sich in der Bundesrepublik zu einer massiven Intervention auf der Angebotsseite des Wohnungsmarkts. Damit war die soziale Wohnungspolitik mit staatlicher Förderung begründet.

In Baden-Württemberg zeigten die Maßnahmen vor allem in den Städten ihre Wirkung. Eine Großzählung im Jahr 1961 zeigte, dass sich der Wohnungsbestand in Baden-Württemberg im 1. Jahrzehnt des Bestehens des noch jungen Bundeslandes erheblich erhöht hatte. Die wohl außergewöhnlichsten Hochhäuser, die im Rahmen der Wohnungsbauinitiative entstanden, sind die Wohngebäude Romeo und Julia im Stuttgarter Stadtbezirk Zuffenhausen. Romeo und Julia wurden 1955-59 von den Architekten Hans Scharoun und Wilhelm Frank erbaut.

Bereits in der Vorkriegszeit hatte sich Scharoun in Stuttgart mit seinem Beitrag zur Weißenhofsiedlung einen Namen gemacht. Die Namen Romeo und Julia vergab Scharoun, um den Gebäuden eine Identität zu geben. Tatsächlich kennt in Zuffenhausen auch heute noch nahezu jeder diese beiden Hochhäuser.

Die raumgreifende Architektur der Hochhäuser mit ihren experimentellen Grundrissen (Verzicht auf rechte Winkel, halbkreisförmigen Grundriss des Gebäudes Julia) steht paradigmatisch für eine sogenannte Organische Architektur. Der Grundgedanke dieser in der Architekturtheorie seit der Wende zum 20. Jahrhundert diskutierten Form des Bauens bestand darin Funktion, Materialien und Zweck des Gebäudes nicht einem Form- oder Stilwillen zu unterwerfen wie etwa beim Bauhaus, sondern die Form aus diesen Bedingungen „erwachsen“ zu lassen. Unter städtebaulichen Aspekten bildet das Hochhausensemble tatsächlich einen „organischen“ Übergang zwischen Alt-Zuffenhausen und der neuen Siedlung Rot. Das Gebäude Julia sollte mit dem fünfgeschossigen Auftakt die Niedrigbebauung von Alt-Zuffenhausen aufnehmen und sich fließend auf eine Höhe von zwölf Geschossen schrauben, um damit den Übergang zum angrenzenden Hochhaus Romeo einzuleiten, das 19 Geschosse hatte.

00
 Wasserzeichen Sammlung Piccard (Quelle: Landesarchiv BW)
Wasserzeichen mit dem Motiv "Wappen / Gemeine Figuren / Fauna / Fabelwesen / Einhorn / ganze Figur / ohne weitere Belegung / Blatt", um 1626 [Quelle: Landesarchiv BW]

Seit den Anfängen der Papierproduktion in Europa, die wohl noch ins 12. Jahrhundert zurückgehen, sind Wasserzeichen oder Papiermarken als Herkunfts- bzw. Qualitätsmerkmale ins Papier eingebracht. Sie kennzeichnen damit den Herstellungsort und Produktionsbetrieb, zunächst also die Papiermühle, wo das Papier produziert wurde.

Wasserzeichen entstehen als Papierzeichen beim Schöpfen des Papierbogens: Auf dem Schöpfsieb wird dazu zusätzlich ein feiner, gebogener Metalldraht angebracht, der an dieser Stelle die Dichte des Papiers reduziert. Nach dem Trocknungsvorgang wird dann das Wasserzeichen im Gegenlicht sichtbar.

Die seit dem Mittelalter verwendeten Motive für die Wasserzeichen zeigen eine enorme Vielfalt. Krone, Dreiberg, Anker oder Waage kommen als Wasserzeichenmotive häufig vor. Besonders verbreitet im 15. Jahrhundert war das Ochsenkopfwasserzeichen. 

Vom 16. Jahrhundert an wurden die Motive zunehmend komplexer. Die Drahtfiguren werden kunstvoller, häufig von speziellen Gold- oder Silberschmieden hergestellt. Gerade heraldische Motive können territoriale Bezüge der herstellenden Papiermühlen sichtbar machen (Stadt- oder Gemeindewappen).

Als historische Hilfswissenschaft bietet die Wasserzeichenkunde eine Methode für die Datierung schriftlicher, graphischer oder typographischer Überlieferung auf Papier. Durch den Nachweis der exakten Übereinstimmung eines Wasserzeichens in datiertem Papier (in Form von Archivalien, datierten Handschriften etc.) mit einem Wasserzeichen in einem undatierten Überlieferungsträger aus Papier lässt sich in der Regel eine auf ±5 Jahre einzugrenzende Datierung gewinnen. Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit von ausreichendem Vergleichsmaterial datierter Wasserzeichen.

Die vom Wasserzeichenforscher und Papierhistoriker Gerhard Piccard (1909-1989) zusammengetragene Wasserzeichenkartei im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, ist die weltweit größte Sammlung dieser Art. Sie enthält schwerpunktmäßig Wasserzeichen des 14. bis 17. Jahrhunderts. Aus über 85 Archiven und Bibliotheken vor allem in Süddeutschland, aber auch in den europäischen Nachbarländern trug er die Belege für seine Kartei zusammen. Die von den Vorlagen gefertigten Bleistiftpausen übertrug er anschließend mit Tusche auf genormte Karteikarten und ordnete sie nach einem an Wasserzeichentypen orientierten Organisationsplan. Mit rund 95.000 Karteikarten und weiteren ca. 25.000 Durchzeichnungen, die sich heute in seinem Nachlass befinden gilt die Wasserzeichensammlung Piccard als weltgrößte Sammlung ihrer Art.

00
 Breisach am Rhein, FR; Blick vom Synagogengäßle (jetzt Klösterle) auf die Mikwe und die Synagoge, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW, HStAS EA 99/001 Bü 305 Nr. 177]
Auch in Breisach am Rhein wurde 1804 eine Synagoge mit angebauter Mikwe errichtet. Breisach am Rhein, FR; Blick vom Synagogengäßle (jetzt Klösterle) auf die Mikwe und die Synagoge, um 1935, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW, HStAS EA 99/001 Bü 305 Nr. 177]

Das hebräische Wort מקוה (mikwe, Pl. mikwaʾot) bezeichnet eine Ansammlung von Wasser und wird in diesem Zusammenhang schon in der biblischen Schöpfungsgeschichte verwendet: "Und Gott nannte das Trockene Erde und die Sammlung [mikwe] der Wasser nannte er Meere, und Gott sah, dass es gut sei."4 (Gen 1,10).

Heute versteht man unter einer Mikwe ein nach speziellen Vorschriften angelegtes rituelles Tauchbad. In Deutschland existieren Mikwen seit der Gründung jüdischer Gemeinden im Mittelalter. Die Voraussetzungen, die für den Bau eines Ritualbads vorhanden sein mussten, waren Quellwasser oder Grundwasser und eine Tiefe, die ein vollständiges Untertauchen ermöglichen sollte.

Konnten früher noch prächtige Monumentalmikwen, wie sie heute nur noch in Speyer, Worms oder Köln erhalten sind, entstehen, so mussten im Laufe der Jahrhunderte durch die zunehmenden Pogrome, die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem urbanen Raum und die Katastrophe der Pestverfolgungen 1348/49 vor allem kleine, schmucklose Räumlichkeiten, die sich zumeist im Kellergeschoss eines jüdischen Privathauses (teils auch von christlichen Häusern) befanden, die großen Tauchbäder ersetzen.

Ein zusammenhängender Baukomplex von Mikwe und Synagoge wurde erst ab dem 18. Jahrhundert üblich. Beispiele solch kleinerer Mikwen, über die meist nachträglich eine Synagoge gebaut wurde, finden sich in Baden-Württemberg noch an mehreren Orten. So wurde beispielsweise die Alte Synagoge in Eppingen 1731 über der Mikwe Jordanbad erbaut, die bereits im frühen 16. Jahrhundert entstanden war. Das rituelle Tauchbad, gespeist aus der nahe gelegenen Elsenz, ist eines der am besten erhaltenen in Baden-Württemberg. Auch heute noch weisen die symbolisch angedeutete Thorarolle über dem Eingang und ein farbiger Hochzeitsstein an der Außenfassade des Gebäudes auf seine einstige Nutzung als Synagoge hin. 1873 wurde die neue Synagoge in der Kaiserstraße gebaut. Die Eppinger Alte Synagoge wechselte in den darauf folgenden Jahren mehrfach die Besitzer, die das Jordanbad zuschütteten und als Vorratskeller nutzten. Die Mikwe geriet in Vergessenheit. Erst 1976 wurde sie durch einen Zufall wiederentdeckt. Nach den notwendigen Renovierungsarbeiten konnte 1985 eine Gedenkstätte mit Museum im Jordanbad eingerichtet werden.

Ein weiteres im Original erhaltenes Ritualbad befindet sich im Kellergeschoss des Jüdischen Museums Gailingen.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es in verschiedenen Staaten des Deutschen Bundes, darunter auch in Baden und Württemberg, zu Diskussionen um den gesundheitlichen Nutzen und die hygienischen Standards der Mikwen. Die Diskussionen erwuchsen zwar in erster Linie aus medizinischen Bedenken, waren jedoch nicht frei von regulatorischen Absichten, die im Zusammenhang mit staatlicher Kontrollausübung zu sehen sind. Doch auch die jüdischen Gemeinden selbst setzten sich zunehmend für die Reformierung der Tauchbäder ein. So wies im Jahr 1820 das Ministerium des Innern auf Empfehlung des Israelitischen Oberrats Baden die jüdischen Gemeinden an, die Baderäume und das Badewasser ihrer Ritualbäder beheizbar zu machen. Zu diesem Zeitpunkt gab es bereits (vor allem in größeren Städten mit wohlhabenderen Gemeindemitgliedern) schon Mikwen, in denen das Wasser vor Ort gewärmt werden konnte. In Baden wurden beispielsweise 1822 die Anlagen von Karlsruhe und Bruchsal als vorbildlich genannt.

Starke Impulse erhielt die Modernisierung der Mikwe außerdem durch die Schrift des jüdischen Arztes Moritz Mombert (1799 – 1859). Seine Schrift „Das gesetzlich verordnete Kellerquellenbad der Israelitinnen“ von 1828 wurde sogar von den Regierungen mancher Staaten zur Kenntnis genommen und Ausgangspunkt für behördliche Kontrollen und Verordnungen.

Die (Um-)Baugeschichte zahlreicher Mikwen verdeutlicht beispielhaft das Bemühen vieler jüdischer Gemeinden staatliche Vorgaben und religiöse Vorschriften mit ihren oft begrenzten finanziellen Mitteln in Einklang zu bringen.

00
 Gefälschte Urkunde 813[Quelle: Quelle: Landesarchiv BW; HStAS H 51 U 1]
Kaiser Karl der Große schenkt seine regalis villa Ulm an das Kloster Reichenau, bestellt mit Bewilligung des Abts und der Mönche daselbst seinen Verwandten Adalbert zum Schutzvogt in Ulm und bestimmt zugleich das Rechtsverhältnis, in welchem künftig diese Schutzvögte zum Kloster stehen sollen. [Quelle: Landesarchiv BW; HStAS H 51 U 1]

Fake News, Desinformation und gefälschte Dokumente sind insbesondere in momentanen Zeiten ein hochaktuelles Thema. Lassen sich Falschinformationen oder gefälschte Dokumente heute jedoch relativ schnell entlarven, so sah das im Mittelalter ganz anders aus. Bis mittelalterliche Urkundenfälschungen als solche enttarnt waren, hat es oft Jahrhunderte gedauert. Es ist sogar davon auszugehen, dass noch in zahlreichen Archiven eine stattliche Anzahl an Urkunden verwahrt wird, deren Echtheit bisher nicht hinterfragt wurde, die aber vor Hunderten von Jahren gefälscht wurden.

Die Motive hinter den mittelalterlichen Urkundenfälschungen waren unterschiedlich. Neben der bewussten Fälschung im heutigen Sinn stehen Fälle, in denen man durch Rekonstruktion verloren gegangener Texte dem Recht Geltung verschaffen wollte.

Ein Beispiel für eine besonders gelungene Urkundenfälschung stammt aus dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Lange Zeit galt die Urkunde aus dem Jahr 813 als eine der ältesten, im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrten Pergamenturkunden, bis man herausfand, dass es sich um eine Fälschung eines Reichenauer Mönchs auf Kaiser Karl den Großen handelte. Es ging dabei um die Sicherung der Rechte und Besitzungen der alten Benediktinerabtei Reichenau, um deren politische und kirchliche Bedeutung wieder anzuheben. Der Fälscher Ulrich von Dapfen (Odalrich) war noch für eine Reihe weiterer Falsifikate verantwortlich. Der Urkundentext wurde überschrieben über ein radiertes Original Ludwigs des Deutschen, des Enkels Karls des Großen, aus der Zeit um 850/860. Von diesem Original wurden nur das Rekognitionszeichen, das Beglaubigungszeichen des Kanzlers, und das Siegel Ludwigs des Deutschen belassen. Der ursprüngliche Text war um mehr als die Hälfte kürzer; je einer Textzeile entsprechen zwei Zeilen der Fälschung. Das eigentlich starke Pergament ist wegen der tiefen Rasur an mehreren Stillen durchrissen. Wahrscheinlich stand über der radierten Urkunde Ludwigs des Deutschen früher schon eine andere Fälschung, die von Odalrich für seine Zwecke nochmals getilgt wurde. Die Rekognition, der Beglaubigungsvermerk (Ego Ernestus cancellarius ...), ist eine freie Erfindung Odalrichs. 

00
 Kartenblatt SW XXV 20 Stand 1838, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW; StAL]
Flurnamen zeugen vom Wolfsvorkommen wie beispielsweise der Flurname Wolfsgrube auf dem Kartenblatt SW XXV 20 Stand 1838, Bild 1 [Quelle: Landesarchiv BW; StAL EL 68 VI Nr 15832]

Über Jahrhunderte streiften Wölfe durch den Schwarzwald. Davon zeugen noch zahlreiche Flurnamen wie zum Beispiel "Wolfsgrube". Wolfsgruben wurden vermutlich vorwiegend Anfang des 17. Jahrhunderts angelegt, um den Bestand der Wölfe zu dezimieren. Dabei wurde über einer Grube, die mit Ästen bedeckt war, an einem Wolfsgalgen ein Köder platziert.

Auf den Spuren der Wölfe wandern, kann man in Baden-Württemberg gleich an mehreren Orten. Bekannt ist vor allem der Wolfssteig bei Waldshut-Tiengen. Er führt über Ortsteile der Gemeinde Weilheim von Waldshut-Tiengen kommend nach Höchenschwand und symbolisiert den Weg des wieder einwandernden Wolfes aus der Schweiz. Denn unweit von der Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland befinden sich schon zahlreiche Wölfe, welche durchaus in der Lage sind, über verschiedene Wege den Rhein zu überqueren und wieder in den Schwarzwald zu gelangen. Auf dem knapp 22 Kilometer langen Wolfssteig erfahren die Wanderinnen und Wanderer Wissenswertes über den Wolf. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im Nordschwarzwald führt die sogenannte Wolfsrunde bei Neubulach zur rundgemauerten Wolfsgrube, die früher, mit Reisig bedeckt, als Fallgrube genutzt wurde. Heute gilt es, die holzgeschnitzten Namensgeber rund um die Grube zu entdecken. Alle Informationen finden Sie hier.

Unsere letzte Runde führt nach Cleebronn. Hier erinnert der Wolfstein an den letzten in Württemberg erlegten Wolf. Durch Spuren im Schnee konnte der Wolf am 10. März 1847 aufgespürt und erlegt werden. Anschließend wurde der Wolf ausgestopft und ist heute im Naturkundemuseum Stuttgart ausgestellt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Echte Wölfe wird man bei den Wanderungen übrigens wohl kaum treffen. Es wird vermutet, dass im Schwarzwald momentan nur zwei Wölfe heimisch sind. Einer ist seit 2017 im Nordschwarzwald sesshaft und einer seit 2019 im Südschwarzwald. Seit März 2021 gibt es einen dritten sesshaften Wolfsrüden im Odenwald. (JH)

00
Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss