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Pionierinnen der Frauen- und Mädchenbildung

 Rahel Goitein, um 1905 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]
Rahel Goitein, um 1905 [Copyright: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg]

Der Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft wurde am 22. Dezember 2015 in der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen. Er wird jährlich am 11. Februar begangen und soll an die entscheidende Rolle, die Mädchen und Frauen in Wissenschaft und Technologie spielen, erinnern.

Wir nehmen den Aktionstag zum Anlass, um an einige wichtige Vorkämpferinnen der Frauen- und Mädchenbildung im Südwesten zu erinnern.

Ende des 19. Jahrhunderts begannen Hedwig Kettler und Anita Augspurg mit ihrem Verein „Frauen-Bildungsreform“ den Kampf für ein erstes Mädchengymnasium in Deutschland. Mit Erfolg: Am 16. September 1893 erreichten sie in Karlsruhe ihr Ziel. Kettler rief die ersten Schülerinnen dazu auf, „den Beweis zu erbringen von der natürlichen Ebenbürtigkeit des Frauengeistes.“

Zu den ersten Schülerinnen des neuen Gymnasiums gehörte auch Rahel Gotein Straus. Sie wuchs in Karlsruhe in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf und legte 1899 mit drei anderen Schülerinnen das Abitur ab. Rahel Straus war die erste Frau in Deutschland, die eine Abiturrede hielt und sie nutzte diese Rede, um die Bildungschancen von Frauen in Deutschland zu thematisieren.

Das Großherzogtum Baden war zudem das erste Land im Deutschen Reich, in dem Frauen ein vollwertiges Hochschulstudium mit Examen absolvieren durften. Nachdem Frauen an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg seit 1895 widerruflich studieren konnten, wurde ihnen am 28. Februar 1900 per Erlass des Ministeriums der Justiz, des Kultus und des Unterrichts in Karlsruhe der volle Zugang zu Universitätsstudien ermöglicht. Ausschlaggebend für diese Errungenschaft war das Engagement der Karlsruherin Johanna Kappes, die nach ihrem Abitur 1899 in Freiburg Medizin studieren wollte. Nachdem ihr zwar ein Hörerstatus gewährt wurde, nicht aber die Möglichkeit das Examen abzulegen, reichte sie am 2. November 1899 eine entsprechende Petition an den Senat, in der sie um das Recht auf Immatrikulation bat. Nach der Ablehnung durch den Senat leitete der damalige Prorektor das Ersuchen an das zuständige Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts in Karlsruhe weiter, was schließlich zum Erfolg führte. So wurde sie zum Wintersemester 1899/1900 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg rückwirkend immatrikuliert.

Das „Erste Württembergische Mädchengymnasium“ wurde 1899 in Stuttgart gegründet. Es begann mit nur vier Schülerinnen und hatte und trotz großer Widerstände ein altsprachliches Konzept als Lehrplan. Geleitet wurde von der seit 1898 in Stuttgart lebenden Gertrud Schwend. Nach ihrem Tod übernahm Leontine Sofie Emilie Karoline Hagmaier diesen Posten.

Zu den Absolventinnen des württembergischen Mädchengymnasiums zählte auch Sofie Reis. Sie wird zusammen mit einer der wichtigsten „frauenbestrebten“ Frauen Württembergs, der Lehrerin, Frauen- und Friedenspolitikern Mathilde Planck als Mitbegründerin des „Württembergischen Lehrerinnenvereins“ genannt. Als Schriftführerin der Abteilung Stuttgart des „Vereins Frauenbildung-Frauenstudium“ unterschrieb sie zum Beispiel die Eingabe an das Ministerium für Kirchen- und Schulwesen des Königreichs Württemberg vom 27.2.1904. Diese Bitte um Zulassung weiblicher Studierender zur Immatrikulation an der Universität Tübingen ist auch von der damaligen Vorsitzenden des Vereins Mathilde Planck unterzeichnet. Das Ersuchen war erfolgreich und so konnten sich drei der ersten vier württembergischen Abiturientinnen mit Genehmigung des württembergischen Königs Wilhelm II. 1904 in Tübingen als „ordentliche“ Studentinnen einschreiben.

In Tübingen studierte auch Margarete von Wrangell, die als die erste ordentliche Professorin Deutschlands gilt. Nach ihrer Promotion in Chemie und anschließenden Lehr- und Wanderjahren in London, Berlin und in Paris bei Marie Curie kam sie nach dem Ersten Weltkrieg nach Hohenheim und erhielt dort eine Professur für Pflanzenernährungslehre. Ihr Hauptforschungsgebiet war der Nährstoffzustand des Bodens, was insbesondere bei den für die Ernährung bedeutenden Pflanzen während und nach dem Weltkrieg und vor allem in der Weltwirtschaftskrise sehr wichtig wurde.

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