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Zur Geschichte der Suchdienste

Register über Dokumente aus Konzentrationslagern beim International Tracing Service, Bad Arolsen, o. D., vermutlich 1950er Jahre, (Quelle: Photothèque CICR-DR)
Register über Dokumente aus Konzentrationslagern beim International Tracing Service, Bad Arolsen, o. D., vermutlich 1950er Jahre, [Quelle: Photothèque CICR-DR]

Angeregt durch Erfahrungen von Ärzten, die feststellten, dass viele Kriegsverwundete nicht alleine unter ihren Verletzungen, sondern auch unter dem mangelnden Kontakt zu Angehörigen bzw. der Sorge über deren Schicksal litten, errichtete das Internationale Komitee des Roten Kreuzes 1870 erstmals ein Informationsbüro für verwundete und kranke Soldaten, das Angehörige über Gefangennahmen, Aufenthaltsorte und Verwundungen von Soldaten informierte. Bis heute existiert der Suchdienst des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes und ist in (Bürger-)Kriegs- und Krisengebieten aktiv.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik entstanden gleich mehrere Suchdienste, die sich nun nicht mehr allein Soldaten und deren Familien widmeten, sondern sich unterschiedlicher Betroffener annahmen. Die bereits seit 1943 entstandenen Suchbüros für Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik und ihrer Angehörigen wurden 1947 zusammengefasst und zentralisiert als „International Tracing Service“ im nordhessischen Arolsen neu gegründet. Hier sollte neben dem Suchdienst auch eine Dokumentations- und Sammelstelle für den Nachweis der NS-Verfolgung entstehen. Der International Tracing Service operiert noch heute (seit Mai 2019) unter der Bezeichnung „Arolsen Archives“.

Aber welche Unterlagen werden von den Suchdiensten gesammelt, verwaltet und archiviert? Neben den in den Suchdiensten entstehenden Unterlagen wie Karteien oder Korrespondenzen haben fast alle Suchdienste auch historische Überlieferung aus anderen Institutionen im Original oder in Kopien erworben und verwahren sie bis heute. Beim Kirchlichen Suchdienst etwa sind die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zustellbaren Feldpostbriefe einsehbar. Die Arolsen Archives verwahren mit den Original-Häftlingskarten aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau seltene und für die Forschung wichtige Nachweise der Funktionsweise nationalsozialistischer Konzentrationslager.

Typisch für Suchdienste sind zudem die zur Zusammenführung von Informationen aus verschiedenen Quellen angelegten Karteien. Ein Beispiel einer solchen Kartei ist die Heimatsortskartei des Kirchlichen Suchdienste. Auf rund 20 Millionen Karten wurden Bewohnerinnen und Bewohner der Gebiete, aus denen Deutsche nach 1945 vertrieben wurden, erfasst. Leitendes Ordnungsprinzip der Kartei, die während der gesamten Tätigkeit des Kirchlichen Suchdienstes aktualisiert und ergänzt wurde, ist der Herkunftsort der Person zum Stichtag 01. September 1939.

Somit ist vor allem die Zusammensetzung von historischer Überlieferung (z. B. Unterlagen aus deutschen KZ-Verwaltungen bei den Arolsen Archives, Feldpostbriefe beim Kirchlichen Suchdienst), gesammelten Materialien und eigener, bei der Suche entstandener Dokumentation eine Besonderheit von Suchdiensten und Suchdienstarchiven. Mehr über weitere Suchdienste sowie über die Auswertungsmöglichkeiten dieser Quellen erfahren Sie im ausführlichen Artikel zu „Suchdienstunterlagen“ von Christian Groh im LEO-BW-Themenmodul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“. (JH)

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