Bissingen an der Teck 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.bissingen-teck.de
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Einwohner: 3408
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 200.0
Max. Höhe ü. NN (m): 821.65
Min. Höhe ü. NN (m): 369.42
PLZ: 73266

Die Gemeinde im südöstlichen Landkreises Esslingen greift aus dem Vorland der Mittleren Schwäbischen Alb mit ihrem Teilort Ochsenwang auf die zur Teck-Randhöhe zählende Hochfläche der Kuppenalb hinauf. Dort, am Brucker Hölzles (Südwestgrenze), wird mit rd. 830 m über NN die höchste Höhe erreicht. Zum Vorland, das naturräumlich der Lauter-Lindach Randbucht angehört, fällt sie bis auf 370 m ab. Kräftige Karstquellen speisen den Gießnaubach, das Hauptgewässer, das zwischen Teck und Breitenstein einen weiten Talkessel ausgeräumt hat. Der steile, bewaldete Albtrauf samt den Heideweiden und Streuobstwiesen der Braunjura-Fußzone steht mit mehreren Gebieten (Teck, Eichhalde) unter Naturschutz. Auf der verkarsteten, wasserarmen Albhochfläche gehört neben den Ausläufern des Schopflocher Moors das über einem Vulkanschlot angelegte Randegger Maar mit der steil ins Vorland entwässernden Zipfelbachschlucht zu den besonderen Naturschutzgebieten. Weitere markante Zeugnisse des Kirchheim-Uracher Vulkangebiets sind der Dachsbühl und das Hörnle. Der weiten Talsenke des Gießnaubachs folgt der Hauptort, in dessen alter Mitte der Fachwerkbau des einstigen Rathauses (von 1669) sowie der hohe Turm der evangelischen Marienkirche auffallen. Im Zuge der Dorfkernsanierung erhielt der Ort 2003 einen Rathausneubau. Das städtisch wirkende Marktdorf (seit 1830) wuchs nach 1955 vor allem in Nord-, Südwest- bzw. Westrichtung zur heutigen Wohn-Arbeitsgemeinde heran. In den 1970er Jahren kam im Norden das Gewerbegebiet hinzu. Der Ort selbst liegt an keiner Durchgangsstraße. Wichtigste Verkehrsachse ist die K1250, die, von Dettingen kommend, die Gemeinde quert und über die Ochsenwanger Steige die Albhochfläche hier an das Straßennetz anschließt. Seit 1806 gehörte Bissingen, seit 1807 Ochsenwang zum Oberamt Kirchheim. Beide kamen 1938 zum Landkreis Nürtingen bzw. 1973 zum Landkreis Esslingen.

Die mit 17,06 Quadratkilometern im Kreisvergleich eher mittelgroße Gemeinde Bissingen erstreckt sich im Südosten des Landkreises vom Vorland der Schwäbischen Alb bis auf die Albhochfläche. Dort liegt der Teilort Ochsenwang, während der namengebende Hauptort sich am Albfuß in der Talsenke des Gießnaubaches ausbreitet. Nachbargemeinden sind Dettingen unter Teck, Owen, Lenningen, Neidlingen, Weilheim an der Teck sowie das Mittelzentrum Kirchheim unter Teck, dessen Kernstadt 6 Kilometer entfernt ist. Die Gemeinde Bissingen gehört nach dem Landesentwicklungsplan zur Randzone um den Verdichtungsraum. In der Gemeinde bildet die über 300 Meter hohe Albstufe zweifellos die weithin markanteste naturräumliche Scheidelinie. Der nördliche Gemeindeteil zählt zum Albvorland, das bis an den Steilanstieg des Albkörpers reicht und dort in der Lauter-Lindach-Randbucht zum Abschluss kommt. Als Teil des Braunjuralandes ist das Gelände hier stark von Gießnau-, Ehnis- und Federbach zerriedelt. Nach Norden hin geht es dann in das tiefer liegende (380 bis 450 Meter über Normalnull) und weniger reliefierte Kirchheimer Becken über. Ehnis- und Federbach entspringen einem Quellhorizont am Albfuß in circa 600 Meter über Normalnull. Der größere Gießnaubach reicht weiter die Albstufe hinauf, wird aber aus dem genannten Quellhorizont zusätzlich mit Wasser versorgt und konnte dadurch zwischen Teck und Breitenstein eine weite Talbucht ausräumen. Er ist das zentrale Gewässer Bissingens, das dort den bereits im Mittelalter angelegten Bissinger See speist. Weißjurastufe und Hochfläche der Alb werden naturräumlich zu den Teck-Randhöhen der Mittleren Kuppenalb gerechnet. Ihr welliges, durch breite Wannen gegliedertes wasserarmes Karstrelief prägt das gesamte südliche Gemeindegebiet. Das versickernde Oberflächenwasser taucht erst in den Quellen am Albfuß wieder auf. Lediglich das Randecker Maar bildet diesbezüglich eine signifikante Ausnahme. Der Höhenunterschied in der Gemeinde ist beträchtlich. Er beträgt von der Bissinger Ortsmitte bis zum Albtrauf am Breitenstein, auf einer Entfernung von 1,5 Kilometern Luftlinie, rund 400 Meter. Der höchste Punkt wird bei 830 Metern über Normalnull im Brucker Hölzle südlich von Ochsenwang an der Grenze nach Unterlenningen erreicht – dies ist zugleich das Höhenmaximum des Landkreises Esslingen. Der tiefste Punkt der Gemeinde liegt 370 Meter über Normalnull im Nordwesten, am Grenzpunkt von Bissingen, Dettingen und Nabern. Im nördlichen Gemeindeteil konnten die Bäche weiträumig ihr vorwiegend kalkiges Material aufschottern, das, verbunden mit häufigen Lehmeinlagerungen, sehr fruchtbare, ackertaugliche Böden entstehen ließ. Mit dem Einsetzen des rutschgefährdeten Opalinustons (Braunjura alpha) und dem sanften Anstieg nach Süden werden diese von Wiesen und Streuobstwiesen abgelöst. Weitgehend unter Wald folgen darüber mit Ludwigienton, Wedelsandstein, Ostreenkalk, Hamitenton, Dentalienton und Ornatenton Mitteljuraschichten (Braunjura beta bis zeta), deren jüngste Glieder allerdings weithin von Oberjuraschutt überdeckt sind. Die Impressamergeln (Weißjura alpha) leiten dann den Oberjura ein, an der Teck etwa mit der unteren Waldgrenze, an der Ochsenwanger Steige 400 Meter südlich der Ruine Hahnenkamm. Es folgen die Wohlgeschichteten Kalke und die Lacunosamergel (Weißjura beta und gamma), ehe am Albtrauf der Untere Massenkalk (Weißjura delta–epsilon-Massenkalk) beginnt. Er bildet die markanten Felsen an der Teck, am Rauber und am Breitenstein. Am Bühl südlich von Ochsenwang wurde er früher in einem Steinbruch abgebaut (heute teilverfüllt). Aufgrund der Mergelschichten als Gleitfläche über dem steil ansteigenden, klüftigen Gestein kommt es am Albtrauf immer wieder zu Rutschungen und Bergstürzen, die ein langsames Rückschreiten des Albabbruchs bewirken. Ihre Auswirkungen sind in Form von Abrissnischen, Rutschschollen und Bergsturzblöcken an der Teck, an der Eichhalde und am Pferch zu sehen. Im Tertiär, vor 16 bis 20 Millionen Jahren, kam es rings um Kirchheim und Bad Urach zu Vulkanausbrüchen. Davon zeugen zahlreiche, überwiegend geomagnetisch nachgewiesene Vulkanschlote, zum Beispiel am Dachsbühl im Albvorland, am Hörnle (Teck), am Hahnenkamm und im Randecker Maar. Der Vulkantuff, der in den Schloten steckt, ist allerdings nur selten aufgeschlossen. Ganz anderer Entstehung und gut zugänglich ist dagegen der Kalktuff, der sich u.a. im oberen Gießnautal, von der Quelle bis zur Viehweide, findet. Es handelt sich um Kalkausfällungen des kalkgesättigten Wassers. Quellen, deren Einzugsgebiet maßgeblich die Albhochfläche ist, sind im nördlichen Gemeindegebiet reichlich vorhanden. Zum Schutz der Wasservorkommen sind daher mehrere, zum Teil auf die Nachbargemeinden übergreifende Wasserschutzgebiete festgelegt worden. In Bissingen gehören 64 Prozent des Gemeindeareals zur Landwirtschaftsfläche, die überwiegend (60 Prozent) als Wiesen und Obstbaumwiesen und nur zu 40 Prozent als Ackerland genutzt wird. Wald bedeckt 24 Prozent der Gemeindefläche, vor allem an den Steilhängen des Albtraufs. Die verbleibenden 11 Prozent werden von Siedlungs- und Verkehrsflächen beansprucht. An vier der bedeutendsten Naturschutzgebiete der Mittleren Alb (Eichhalde, Teck, Randecker Maar und Schopflocher Moor) hat Bissingen Anteil. Die Eichhalde ist eine der landschaftlich schönsten und floristisch reichhaltigsten Schafweiden der Alb, die sich durch Kalkklötze eines alten Bergsturzes, urige Weidenbäume sowie einen großen Orchideenbestand auszeichnet. Die zur Gemeinde gehörende Ostflanke der Teck weist Felsen, Wälder, Feuchtgebiete, dazu Heideflächen, Obstbaumwiesen sowie Alleen auf und beherbergt eine Vielzahl selten gewordener Pflanzen- und Tierarten. Außerhalb dieser Gebiete stehen mit dem Breitenstein oder den von Wacholderbüschen und Halbtrockenrasen durchsetzten Schafweiden Auchtert (Nachtweide) und Schafbuckel weitere landschaftliche Kleinode unter Schutz. Im Bannwald Pferch können seltene Waldgesellschaften des schroffen Bergsturzgeländes (Seggen-Buchenwald, Ahorn-Linden-Schluchtwald, Ahorn-Eschen-Blockwald) in ihrer unbeeinflussten Entwicklung studiert werden. Im Schonwald Teckberg werden verschiedene Waldgesellschaften mit zahlreichen bedrohten Pflanzen- und Tierarten durch sensible Bewirtschaftung gefördert. Manche der erdgeschichtlichen Bildungen wie der Breitenstein, der Felsenkessel des Pferchs, die Höhlen am Rauber (Bissinger Loch und Rauberweidhöhle), die Felsnadeln Max und Moritz, die Dolinen im Gewann Ziegelhütte, aber auch die Steinbruchfelsen im Gewann Zwerchberg wurden zu Naturdenkmalen erklärt. Schließlich sind der Albtrauf von der Teck bis zum Randecker Maar und Teile der Albhochfläche in das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 einbezogen worden. Ein Großteil der Gemeinde ist inzwischen Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, welches die UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet hat.

1806 ging das Bissinger Kirchenpatronat vom Kloster Sankt Peter an Württemberg über, ebenso gelangten die ins 10. Jahrhundert zurückreichenden Rechte des Spitals Wiesensteig an das Königreich. Das mit der Vogtei Neidlingen vereinigte Ochsenwang wurde 1807 dem Oberamt Kirchheim unterstellt. Beide Orte zählten bis 1938 zu diesem Oberamt und kamen dann zum Landkreis Nürtingen, der 1973 im Landkreis Esslingen aufging. Die Staatsdomäne Randeck wurde 1935-1938 vollständig in die Gemeinde Ochsenwang eingegliedert. Nach der Reichsgründung 1871 dominierten die preußenfreundlichen Parteien die Reichstagswahlen der 1870er Jahre. Die deutschnationalen Parteien erhielten in Ochsenwang bei bemerkenswert hohen Wahlbeteiligungen von über 90 Prozent meist alle Stimmen, während in Bissingen rund ein Drittel an die Liberalen (Volkspartei) ging. Als die Volkspartei 1881 erstmals eine Mehrheit bekam (54,4 Prozent), war das der Grundstein für eine jahrzehntelange liberale Hochburg. Das evangelisch-kleinbäuerlich geprägte Dorf brachte der Volkspartei verlässlich satte Mehrheiten, 1890 und 1893 mit 87,7 und 91 Prozent sogar die besten Ergebnisse des heutigen Landkreises. Die SPD hatte damals geringe Bedeutung, in Ochsenwang erhielt sie 1884 bei zwei Drittel Wahlbeteiligung immerhin rund 20 Prozent. Erst nach 1897 brachte die Textilindustrie einige SPD-Wähler nach Bissingen, die sie 1898 mit 20 Prozent wählten und 1912 mit 38 Prozent zur stärksten Partei machten; der Bauernbund erhielt damals 30 Prozent, in Ochsenwang sogar zwei Drittel. Der Bauernbund blieb auch die prägende Kraft während der 1920er Jahre, bis bei der Landtagswahl 1932 die NSDAP fast zwei Drittel der Stimmen erhielt. Bei der Wahl des Reichspräsidenten 1932 wählten die Bissinger mit umwerfender Mehrheit Hitler, während in Ochsenwang nur eine knappe Mehrheit für ihn stimmte. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zeigte sich äußerlich wie vielerorts in Straßenumbenennungen; wer bereits seit den 1920er Jahren Mitglied der NSDAP war, wurde mit leitenden Positionen belohnt, die Ortsgruppe der Partei bestimmte das politische Leben. Als 1934 der Bürgermeister Max Armbruster eine andere Stelle antrat, wurde sein Nachfolger Ernst Nägele bereits nicht mehr von den Bürgern gewählt, sondern unter Mitwirkung der Partei ernannt. Seit 1934 wurden Bissingen und Nabern in Personalunion verwaltet, die geplante Eingemeindung des Nachbarorts scheiterte jedoch. Im Gegensatz zu den Orten im Lenninger Tal blieb die Gemeinde bei Kriegsende 1945 von großen Zerstörungen verschont, obwohl Truppen auf dem Rückzug hier Stellung bezogen hatten. Am 21. April besetzte amerikanisches Militär den Ort, Ziel war vor allem die Steige auf die Alb. Nach Kriegsende wurden mehrere hundert ehemalige Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine in Bissingen untergebracht. Nachdem Bürgermeister Ernst Nägele 1945 auf Veranlassung der Militärregierung abgesetzt wurde, übernahm Wilhelm Weber kommissarisch das Amt. 1946 ernannte der Gemeinderat das Ratsmitglied Wilhelm Kaufmann zum kommissarischen Bürgermeister. Kaufmann wurde 1948 gewählt und war bis 1954 im Amt, ihm folgte Arnold Weber (bis 1987). Bei der ersten Landtagswahl Baden-Württembergs 1952 war die SPD mit 32,3 Prozent stärkste Partei. Diese Stellung fällt seit 1960 bei Landtagswahlen ohne Unterbrechung, aber mit einigen Schwankungen, der CDU zu, die vor allem von 1972 bis 1984 die absolute Mehrheit hielt. Die FDP/DVP hat 2006 mit 11,4 Prozent die meisten Stimmen seit Jahrzehnten erhalten, erreichte aber selbst 1956 als stärkste Partei mit 29 Prozent nicht entfernt die liberalen Ergebnisse des Kaiserreichs. Die GRÜNEN sind nach CDU (2006: 41,9 Prozent) und SPD (2006: 23,8 Prozent) drittstärkste Kraft im Ort (2006 13,9 Prozent). Als 1988 Helmut Palmer als unabhängiger Direktkandidat antrat, bekam er rund ein Viertel der Stimmen. 1992 erreichten die Republikaner 19,6 Prozent (2006: 5,8 Prozent). Sämtliche Bundestagswahlen seit 1949 hat die CDU für sich entschieden, die absolute Mehrheit erhielt sie zuletzt 1983 (2005: 37,9 Prozent). Mit 35,7 Prozent hatte die SPD ihr bestes Ergebnis 1980 (2005: 29 Prozent), die FDP/DVP erreichte 1961 27,4 Prozent; die GRÜNEN, die seit 1994 stets über 10 Prozent erzielten, liegen inzwischen gleichauf mit den Liberalen bei rund 13 Prozent (2005 12,9 Prozent). Bei den Europawahlen 2004 wurden die GRÜNEN mit 18,1 Prozent zweitstärkste Partei nach der CDU mit 45,6 Prozent (SPD 14,2 Prozent, REP 6,7 Prozent, FDP 6,5 Prozent). Der Gemeinderat wird fast vollständig von zwei gleich starken Wählervereinigungen dominiert, der Freien und der Unabhängigen; Parteien sind nicht vertreten. Bürgermeister Wolfgang Kümmerle ist seit 1987 (1995 und 2003 wiedergewählt) im Amt. Das Gemeindewappen mit dem Teckberg samt Turm wurde 1911 verliehen. Bei der Gebietsreform 1968–1975 strebte Ochsenwang eine Eingliederung nach Kirchheim an, die aber vor dem Verwaltungsgericht scheiterte; 1975 kam Ochsenwang zur Gemeinde Bissingen, die seit 1974 Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Weilheim ist.

Wappen von Bissingen an der Teck

In Rot auf grünem Berg eine eintürmige silberne (weiße) Burg (Turm mit Kegeldach links).

Beschreibung Wappen

Im 18. Jahrhundert zeigten die Gemeindesiegel den Großbuchstaben В als Initiale des Ortsnamens. Seit dem 19. Jahrhundert wiesen sie mehr oder minder naturalistische Darstellungen des damaligen Bauzustandes der Burg Teck auf. Das vom Innenministerium samt der Flagge am 17. März 1975 verliehene Wappen hatte sich auf dieser Grundlage entwickelt.

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