Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (geb. 24.09.1583, gest. 25.02.1634)

von Theresa Reich

Wallenstein
Der Feldherr Albrecht Wenzel von Waldstein (1583–1634), genannt Wallenstein [Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen]

Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (geb. am 24. September 1583 in Hermanutz an der Elbe, gest. am 25. Februar 1634 in Eger) entstammte der Familie von Waldstein, einem alten böhmischen Adelsgeschlecht. Nachdem Wallenstein zum Katholizismus konvertiert war, begann er im Jahr 1608 am Hof verschiedener Erzherzöge von Österreich zu arbeiten. Seine militärische Karriere begann Wallenstein unter Erzherzog Ferdinand während des langen Türkenkrieges, noch bevor der Dreißigjährige Krieg ausbrach. Als Feldherr in Norditalien sammelte er erste militärische Erfahrungen. Doch erst nach seinem Einsatz im böhmisch-pfälzischen Krieg erfolgte Wallensteins rasanter Aufstieg. Durch seine Beteiligung an der Vermögensumwälzung in Böhmen sowie dem „Prager Münzkonsortium“ konnte er sich einen umfangreichen Grundbesitz im böhmischen Königreich aneignen. Darunter war das für ihn neugeschaffene Herzogtum Friedland. Im Jahr 1623 verlieh Kaiser Ferdinand II. ihm die Herzogswürde und erhob Wallenstein damit in den Fürstenstand.

In der Historiographie des 18. und 19. Jahrhunderts fand Wallensteins außerordentliches Vermögen häufig Erwähnung und galt, neben seinem rasanten Aufstieg, als eines seiner charakteristischen Merkmale. Die finanzielle und wirtschaftliche Basis für Wallensteins Erfolgschancen bot das Erbe seiner Eltern und das seiner verstorbenen Ehefrau Lukretia von Waldstein, geb. Nekesch von Landeck. Mit ihr war Wallenstein zwischen 1609 und 1614 verheiratet. Seine zweite Ehefrau, Isabella Katharina von Harrach (Hochzeit am 9. Juni 1623), ermöglichte Wallenstein als Tochter des kaiserlichen Ministers und Mitglieds des Hofkriegsrats Karl von Harrach, zusätzliche Verbindungen zum kaiserlichen Hof.

Als sich die Kriegslage für die kaiserlichen Truppen zunehmend verschlechterte und sich eine antihabsburgische Koalition in Europa bildete, sah sich Kaiser Ferdinand II. dazu gezwungen, einen neuen militärischen Kurs einzuschlagen und kam auf Wallensteins Pläne zurück. Obwohl das Herkommen vorsah, dass der Reichstag Truppenbewilligungen vornahm, ermöglichte Wallenstein mit seinem Angebot, ein eigenständiges Heer aufzustellen, dem Kaiser unabhängige militärische Macht, die sich dem Einfluss der Reichsstände entzog. Ende 1625 hatte Wallenstein als General eine eigene Armee mit circa 40.000 Söldnern aufgestellt. Die finanzielle Basis für das Anwerben der Söldner hatte er dem umfangreichen Erbe entnommen.

Seine Finanzierungsstrategie für die Vergrößerung und Unterhaltung seines Heeres war ebenso neu. Wallenstein modifizierte das traditionelle Kontributionssystem, indem er dort, wo seine Truppen stationiert waren, Bargeldleistungen von der Bevölkerung erpresste und damit direkt vor Ort ‚Kriegssteuern‘ einzog. Unabhängig von der finanziellen Lage des Kaiserhofs konnte Wallenstein seine Armee langfristig vergrößern. Gleichzeitig war er darauf angewiesen, immer neue Gebiete zu besetzen, um die kaiserliche Armee zu versorgen. Diese Praxis führte zu einer verheerenden Eskalation des Krieges, da auch die anderen Kriegsparteien sich an Wallensteins System orientierten. Um diesen Kriegszustand zu beschreiben, etablierte sich die zeitgenössische Wendung „Der Krieg ernährt den Krieg“. Dass Wallensteins militärisches Taktieren von Erfolg gekrönt war, zeigen die anschließenden Siege der Truppen Wallensteins und Tillys im Ostseeraum. Besonders erfolgreich war sein Vorgehen auf dänischem Festland, was zu seiner Belehnung mit dem Fürstentum Mecklenburg führte. Die kaiserliche Armee unter Wallenstein verhalf Kaiser Ferdinand II. zu hegemonialer Macht und militärischem Erfolg in den Jahren 1627 und 1628.

Gleichzeitig erhoben sich zunehmend kritische Stimmen gegen den kaiserlichen General. Die Gründe hierfür waren vielfältig: Zum einen lehnten die alteingesessenen Reichsfürsten Wallensteins Erhebung zum Herzog von Mecklenburg ab, da ihnen der rasante Aufstieg missfiel. Zum anderen sahen die Liga-Fürsten Wallensteins Konzept immer kritischer, da der Kaiser, wie das Beispiel Mecklenburgs veranschaulichte, eigenmächtig handelte und selbst gegen Verbündete agierte. Zusätzlich wurden Wallensteins Machtmittel und die damit anwachsende Armee stetig größer. Die zunehmende Abhängigkeit der kaiserlichen Regierung von Wallenstein führte schließlich am Regensburger Kurfürstentag 1630 zu dessen Absetzung.

Da sich die Machtverhältnisse zugunsten Schwedens verschoben und militärische Erfolge der kaiserlichen Armee ausblieben, wurde Wallenstein 1631 zum zweiten Mal zum General berufen. Größere Erfolge blieben jedoch weiter aus. Als Wallenstein verstärkt auf einen militärischen Alleingang setzte, eher eine passive Haltung einnahm und sich zudem kaiserlichen Anweisungen widersetzte, verhängte Ferdinand II. über ihn die Reichsacht. Die jüngere Forschung geht davon aus, dass Wallenstein 1633 schwer erkrankte und vermutlich zu zielorientiertem Taktieren nicht mehr in der Lage war. Auf kaiserlichen Befehl wurde Wallenstein am 25. Februar 1634 zusammen mit seinen Verbündeten in Eger ermordet.

Quellen in Auswahl

  • Quellen zur Geschichte Wallensteins, hg. von Gottfried Lorenz (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, Bd. 20), Darmstadt 1987.

Literatur in Auswahl

  • Buzek, Vaclav, Schillers Wallenstein und der Adel im Königreich, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 72 (2013), S. 291-311.
  • Kampmann Christoph, Albrecht von Wallenstein. Mythos und Geschichte eines Kriegsunternehmers, in: Der Dreißigjährige Krieg. Facetten einer folgenreichen Epoche, hg. von Peter Claus Hartmann/Florian Schuller, Regensburg 2010, S. 108-127.
  • Kampmann, Christoph, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2013.
  • Kampmann, Christoph, Zweiter Mann im Staat oder Staat im Staat? Zur Stellung Wallensteins in der Administration Kaiser Ferdinands II, in: Der zweite Mann im Staat. Oberste Amtsträger und Favoriten im Umkreis der Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit, hg. von Michael Kaiser/Andreas Pecar (Zeitschrift für Historische Forschung, Beiheft 32), Berlin 2003, S. 295-315.
  • Schmidt, Georg, Der Dreißigjährige Krieg, München 2010, hier besonders S. 38-57.
  • Wallensteinbilder im Widerstreit. Eine historische Symbolfigur in Geschichtsschreibung und Literatur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, hg. von Joachim Bahlcke/Christoph Kampmann, Köln/Weimar/Wien 2011.
  • Wittich, Karl, Art. Wallenstein, Albrecht Graf von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 45, URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628755.html#adbcontent (aufgerufen am 04.08.2022).

Zitierhinweis: Theresa Reich, Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 16.08.2022

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