Markgraf Wilhelm von Baden-Baden (geb. 30.07.1593, gest. 22.05.1677)

von Lea Schneider

 Markgraf Wilhelm I. von Baden-Baden (Quelle: Badisches Landesmuseum)
Markgraf Wilhelm I. von Baden-Baden [Quelle: Badisches Landesmuseum Karlsruhe]

Wilhelm von Baden-Baden wurde als ältester Sohn des Markgrafen Eduard Fortunat (1565-1600) am 30. Juli 1593 in der Stadt Baden geboren. Seine Mutter, Maria von Eycken (1571-1636), war die Tochter des Statthalters von Breda. Der Grundstein für Wilhelms lebenslange enge Verbundenheit zu Österreich wurde bereits durch seine Erziehung am Hof in Brüssel durch Erzherzog Albrecht von Österreich gelegt. Wilhelms Vater hatte 1589 die Regierung der bereits finanziell angeschlagenen katholischen Markgrafschaft Baden-Baden übernommen und führte das Land durch seine verschwenderische Regierungsweise letztendlich bis zum drohenden Bankrott. Um der von Kaiser Rudolf II. angedrohten Sequestration zuvorzukommen, besetzte das Oberhaupt der protestantischen Nebenlinie, Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach (1560-1604), die Markgrafschaft Baden-Baden. Diese sogenannte „Oberbadische Okkupation“ erfolgte unter Berufung auf einen Schadloshaltungsvertrag von 1537, der dem einen Land die Besetzung des anderen Landes erlaubte, wenn dieses die gemeinsamen Schulden nicht mehr tilgen konnte.

Nach dem Tod Eduard Fortunats im Juni 1600 hielt Ernst Friedrich von Baden-Durlach und später auch sein Nachfolger Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) weiterhin an der Okkupation fest, da sie die Ehe Fortunats mit Maria von Eycken als morganatisch ansahen und Wilhelm daher als unebenbürtig und nicht erbberechtigt zu diskriminieren suchten. Obwohl seit Februar 1606 eine Klage der Nachkommen Fortunats beim Reichshofrat in Wien gegen Georg Friedrich vorlag, konnte die Angelegenheit erst nach der Niederlage Georg Friedrichs in der Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai 1622 zugunsten der baden-badischen Linie geregelt werden. Am 26. August 1622 wurde das Urteil veröffentlicht, durch welches die Söhne Fortunats als rechtmäßige Erben anerkannt wurden. Die baden-durlachischen Markgrafen mussten die oberbadischen Lande nicht nur wieder zurückgeben, sondern auch Entschädigung leisten.

Wilhelm wurde nun die Regierung der Markgrafschaft übertragen. Von Beginn seiner Regierungstätigkeit an betrieb er entschieden die Wiederherstellung der katholischen Kirche in den baden-badischen Gebieten, die durch die Protestantisierung während der Okkupation nahezu vollständig verdrängt worden war. Unterstützt wurde der Landesherr hierbei vor allem durch die Jesuiten und Kapuziner, wofür er seinerseits die beiden Orden durch Schenkungen förderte. So gehören beispielsweise die Gründung des Kapuzinerklosters 1631 in der Stadt Baden und des dortigen Jesuitenkollegs, welches aufgrund finanzieller Schwierigkeiten erst 1642 realisiert werden konnte, in diesen Zusammenhang. Wilhelm ergriff auch eindeutig Partei für die kaiserliche Seite: 1630 erhielt er das Kommando über ein Regiment und wurde zum kaiserlichen Geheimen Rat ernannt, 1632 wurde er Generalfeldwachtmeister und 1635 kaiserlicher Obristfeldzeugmeister.

Nach der Schlacht bei Breitenfeld am 17. September 1631 drangen die Schweden nach Süddeutschland vor und besetzten erstmals im Frühjahr 1632 die Markgrafschaft Baden-Baden. Zwar gelang es Wilhelm, die Schweden wieder zu vertreiben, doch schon im August wurde das Land erneut von schwedischen Truppen besetzt. Wilhelm musste ins Elsass fliehen. Schließlich wurde auf dem Heilbronner Konvent im April 1633 Friedrich V. von Baden-Durlach (1594-1659), der sich den Schweden angeschlossen hatte, die Markgrafschaft Baden-Baden übertragen. Nach seiner Huldigung im Juli 1633 ließ er die katholischen Geistlichen aus dem Territorium ausweisen. Die Niederlage der Schweden in der Schlacht bei Nördlingen Anfang September 1634 beendete das „Schwedische Interim“ in der Markgrafschaft Baden-Baden und Wilhelm konnte in sein Territorium zurückkehren.

Den Höhepunkt seines Einflusses erreichte Wilhelm auf dem Regensburger Reichstag 1640/41, bei dem er in der Funktion als kaiserlicher Prinzipalkommissar agierte. Auf dem Westfälischen Friedenskongress, auf dem er den Rückhalt des Kaisers genoss, wurde festgehalten, dass der Status der Markgrafschaft Baden-Baden auf den Stand von 1535 festgesetzt werde. Damit blieb diese in den Händen der katholischen Markgrafen von Baden-Baden. Die Vereinbarung bedeutete aber auch, dass jegliche Ansprüche, die sich aus der „Oberbadischen Okkupation“ ergaben, hinfällig wurden.

Auch nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges blieb Wilhelm dem Kaiserhaus eng verbunden. 1652 ernannte ihn Kaiser Ferdinand III. zum Kammerrichter. Im Türkenkrieg von 1663/64 stand er dem Kaiser helfend zur Seite. Markgraf Wilhelm von Baden-Baden starb am 22. Mai 1677 in der Stadt Baden und wurde in der dortigen Stiftskirche beigesetzt.

Literatur in Auswahl

  • Bartmann, Horst, Die Kirchenpolitik der Markgrafen von Baden-Baden im Zeitalter der Glaubenskämpfe (Freiburger Diözesan-Archiv Bd. 81), Freiburg 1961.
  • Köhler, Hans-Joachim, Obrigkeitliche Konfessionsänderung in Kondominaten. Eine Fallstudie über ihre Bedingungen und Methoden am Beispiel der baden-badischen Religionspolitik unter der Regierung Markgraf Wilhelms (1622-1677), Münster 1975.
  • Kohnle, Armin, Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, Leinfelden-Echterdingen 2007.
  • Krieger, Albert, Art. Wilhelm, Markgraf von Baden (-Baden), in: ADB, Bd. 42, Leipzig 1897, S. 697-699.
  • Lederle, Karl Friedrich, Zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation in der Markgrafschaft Baden-Baden vom Philiberts bis zum Ende der kirchlichen Bewegungen (1569-1635), in: Freiburger Diözesan-Archiv NF 20 (1919), S. 1-45.
  • Mez, Walter, Die Restitution der Markgrafen von Baden-Baden nach der Schlacht von Wimpfen, Freiburg i. Br. 1912.
  • Müller, Klaus, Die Konfessionsänderungen und kirchlichen Missstände in der Markgrafschaft Baden-Baden im konfessionellen Zeitalter, in: Die Jesuiten in der Markgrafschaft Baden (1570-1773), Bd. 1, hg. von Hans Heid, Heidelberg u.a. 2015, S. 23-35.
  • Press, Volker, Die badischen Markgrafen im Reich der frühen Neuzeit, in: ZGO NF 103 (1994), S. 19-57.
  • Sachs, Johann Christian, Einleitung in die Geschichte der Marggravschaft und des marggrävlichen altfürstlichen Hauses Baden, Bd. 3, Karlsruhe 1769, S. 315-412.
  • Schwarzmaier, Hansmartin, Baden, in: Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte, Bd. 2, hg. von Meinrad Schaab/Hansmartin Schwarzmaier, Stuttgart 1995, S. 164-246.

Zitierhinweis: Lea Schneider, Wilhelm von Baden-Baden, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022

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