Gustav II. Adolf von Schweden (geb. 19.12.1594, gest. 16.11.1632)
von Alexander Staib
Gustav II. Adolf von Schweden (geb. am 19. Dezember 1594 in Stockholm, gest. am 16. November 1632 bei Lützen) aus dem Hause Wasa, in Deutschland auch häufig nur Gustav Adolf genannt, war und ist einer der populärsten Heerführer und Herrscher in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. In den Erinnerungskulturen hat er einen festen Platz gefunden: Für die Schweden galt er jahrhundertelang als Vater ihrer Großmachtstellung, für die Protestanten als Schutzherr ihrer Konfession. Militärs und Historiker erkannten in ihm einen der bedeutendsten Kriegerkönige. Angesichts der wenigen Monate, die er aktiv am Dreißigjährigen Krieg beteiligt war – es waren keine dreißig –, verwundern diese Urteile.
Als Gustav Adolf 1611 durch die schwedischen Stände für mündig erklärt wurde und die Regierung antrat, lag auf dem Land und seiner Herrschaft eine schwere Hypothek. Außenpolitisch war das nordische Land zu Beginn seiner Herrschaft bedroht, innenpolitisch aufgrund einer ineffektiven Steuererhebung und mangelhafter Verwaltung am Rande der Nichtregierbarkeit. 1613 kam erschwerend der mit Dänemark geschlossene Frieden von Knäred hinzu, der die finanzielle Situation nochmals verschlechterte. Mit der polnischen Linie der Wasa-Dynastie bestand eine Rivalität um den schwedischen Thron, wenngleich die protestantischen Schweden einem katholischen Herrscher tief abgeneigt waren.
Innerhalb weniger Jahre entfalteten die umfassenden Reformaktivitäten Gustav Adolfs ihre Wirkung. Schweden stieg von einem international unbedeutenden Land zur führenden protestantischen Großmacht Europas auf. Hierfür waren die tiefgreifende Heeres- und Verwaltungsreform, eine Wirtschaftsreform, aber auch die Neuausrichtung der königlichen Repräsentation von Bedeutung. Der charismatische und volksnahe Gustav Adolf betrieb dabei einen Kult um seine Person.
1617 entbrannte der 1600 begonnene Konflikt mit Polen erneut, der auch die nächsten Jahre der Außenpolitik Gustav Adolfs bestimmen sollte. Im selben Jahr erfolgte seine Königskrönung in Uppsala. Dabei inszenierte er sich bewusst in der Tradition „gotischer“ Könige – ein nicht unwesentliches Motiv seiner Propaganda. 1620 heiratete er die fünf Jahre jüngere Marie Eleonore, Prinzessin von Brandenburg-Preußen. Sieben Jahre später wurde Gustav Adolf durch einen Schuss in den Hals verwundet; fortan war sein rechter Arm gelähmt. Nach weiteren Kriegsjahren schlossen Schweden und Polen 1629 den Waffenstillstand von Altmark, welcher vom französischen Kardinal Richelieu vermittelt wurde. Durch diesen Vertragsschluss hatte Gustav Adolf den Rücken für militärische Kampagnen in Deutschland frei.
Zu diesem Zeitpunkt war im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation der Frieden zum Greifen nahe. Dänemark war durch den Frieden von Lübeck 1629 als Kriegspartei ausgeschieden, weitere Kampfhandlungen kamen im Sommer 1630 zum Erliegen. Der Generalissimus des Kaisers, Albrecht von Wallenstein, wurde abgelöst. Unter diesen Rahmenbedingungen landete der schwedische Monarch auf Usedom und rechtfertigte seinen Kriegseintritt mit dem Stralsunder Manifest: Eine Schrift, die in fünf Sprachen und 21 Auflagen erschien. In ihr schilderten die Schweden zahlreiche Beleidigungen und Verletzungen, die sie erlitten hätten. Insbesondere wurde das Motiv der Selbstverteidigung betont. Zentral hierfür waren die Übertragung des Generalats über das Baltische Meer an Wallenstein und die Belagerung der Stadt Stralsund 1628, das schwedische Unterstützung erhielt. Beides bedrohte laut dem Manifest die Interessen Schwedens. Konfessionelle Motive fanden hingegen keine Erwähnung. Neben diesen der Öffentlichkeit präsentierten Kriegsgründen lassen sich weitere Gesichtspunkte (politische, religiöse, ökonomische, militärische und ideologische) identifizieren. Deren Gewichtung untereinander – und damit auch die Frage, was Gustav Adolf tatsächlich dazu bewog, in den Krieg zu ziehen – bleibt Gegenstand anhaltender Debatten.
Fest steht, dass dem Kriegseintritt Schwedens umfassende Vorbereitungen vorausgegangen waren. 1628 entschloss sich der Stockholmer Reichsrat, den Einfluss der kaiserlichen Seite nicht über die Ostsee ausdehnen zu lassen. Auf Wunsch Gustav Adolfs wurde bereits 1623 über die zunehmende Gefährdung und Verfolgung der Protestanten durch die Katholiken gepredigt. Dadurch wurde das Gefühl einer protestantischen Notgemeinschaft kreiert, die essenziell für die bevorstehenden Belastungen eines womöglich langanhaltenden Krieges war. Auch wenn Gustav Adolf keinerlei konfessionelle Motive im Stralsunder Manifest anführte, so inszenierte er sich doch in der nachfolgenden Propaganda als Verteidiger des Protestantismus.
Für seinen Feldzug war Gustav Adolf auf der Suche nach Verbündeten. 1630 schloss sich die für Protestanten symbolisch aufgeladene Stadt Magdeburg seiner Partei an. Bei der nachfolgenden Belagerung und Zerstörung Magdeburgs konnte er sie jedoch nicht entsetzen. Nach und nach schlugen sich mehrere protestantische Kräfte, allen voran Sachsen, auf die Seite der Schweden. Das Herzogtum Württemberg blieb zunächst auf Distanz. Darüber hinaus zahlte das katholische Frankreich Schweden Subsidien, wenn die Skandinavier im Gegenzug dauerhaft eine ausreichend große Armee im Reich unterhalten würden.
Die schwedische Armee eilte bald von Erfolg zu Erfolg. Herausstechend ist die Schlacht bei Breitenfeld 1631 in der Nähe Leipzigs: Durch den überzeugenden Sieg lag den Schweden der süddeutsche Raum offen. Eine kaiserliche Armee, die die Schweden hätte aufhalten können, musste nach der Schlacht erst wieder aufgestellt werden. Das darauffolgende Jahr begann mit Feldzügen nach Bayern und Schwaben. 1632 traf Gustav Adolf, nach einigen kleineren Auseinandersetzungen, auf die Truppen Wallensteins. In der Schlacht bei Lützen siegte Schweden, der König starb jedoch auf dem Schlachtfeld. 1634 wurde er in Stockholm beigesetzt.
Nach seinem Ableben wurde Gustav Adolf zunehmend mythifiziert: Die Schweden stellten ihn als Märtyrer dar, um die evangelische Bevölkerung und die Fürsten weiterhin an ihrer Seite zu halten. Reichskanzler Axel Oxenstierna übernahm die Führung der Regierung und die Leitung des Krieges als Vormund für die Kronerbin Christina.
Was Gustav Adolf mit dem Reich insgesamt plante, bleibt Spekulation. Da er der Reichsstadt Augsburg den Huldigungseid abforderte und sie aus den Bindungen an Kaiser und Reich zu lösen versuchte ist zu vermuten, dass er eine grundlegende Umgestaltung der Reichsverfassung und die Verdrängung der habsburgischen Kaisermacht anstrebte. Seine Politik der Schenkungen (Donationen) an verdiente Gefolgsmänner weist ebenso in diese Richtung.
Literatur in Auswahl
- Arndt, Johannes, Der Dreißigjährige Krieg 1618-1648 (Reclams Universal-Bibliothek, Bd. 18642), Stuttgart 2017.
- Burkhardt, Johannes, Der Dreißigjährige Krieg, Frankfurt a. M. 2015 [ND 1992].
- Burkhardt, Johannes, Warum hat Gustav Adolf in den Dreißigjährigen Krieg eingegriffen? Der Schwedische Krieg 1630-1635, in: Der Dreißigjährige Krieg. Facetten einer folgenreichen Epoche, hg. von Peter C. Hartmann/Florian Schuller (Themen der Katholischen Akademie in Bayern), Regensburg 2010, S. 94-107.
- Heyde, Astrid, Kunstpolitik und Propaganda im Dienste des Großmachtstrebens. Die Auswirkungen der Gustav-Adolfinischen „Repraesentatio Maiestatis“ auf Schweden und Deutschland bis zum Ende des Nordischen Krieges (1660), in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 2, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1998, S. 105-111.
- Langer, Herbert, Der „Königlich Schwedische in Deutschland geführte Krieg", in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 1, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1998, S. 187-196.
- Oredsson, Sverker, Geschichtsschreibung und Kult. Gustav Adolf, Schweden und der Dreißigjährige Krieg (Historische Forschungen, Bd. 52), Berlin 1994.
Zitierhinweis: Alexander Staib, Gustav II. Adolf von Schweden, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 16.08.2022