Kaiser Ferdinand II. (geb. 09.06.1578, gest. 15.02.1637)

von Amelie Bieg

Kaiser Ferdinand II. (1578-1637), abgebildet in: Beer, Johann Christoph, Der Durchleuchtigsten Erz-Herzogen zu Oesterreich Leben, Regierung und Groß-Thaten, Nürnberg, 1695, Tafel zu S. 709 [Quelle: Badische Landesbibliothek Karlsruhe KK 493,2]
Kaiser Ferdinand II. (1578-1637), abgebildet in: Beer, Johann Christoph, Der Durchleuchtigsten Erz-Herzogen zu Oesterreich Leben, Regierung und Groß-Thaten, Nürnberg, 1695, Tafel zu S. 709 [Quelle: Badische Landesbibliothek Karlsruhe KK 493,2]

Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich besuchte zwischen 1590 und 1595 im bayerischen Ingolstadt Gymnasium und Universität, welche vom Jesuitenorden betrieben wurden und als Zentrum der katholischen Gegenreformation und katholischen Reform im Reich galten. Ferdinands enge Verbindung zu Bayern resultierte unter anderem aus der Verwandtschaft zur wittelsbachischen Herzogsfamilie. Seine Mutter, Maria Anna von Bayern (1551-1608), war die Tante, seine erste Ehefrau, Maria Anna von Bayern (1574-1616), die Schwester des regierenden Herzogs Maximilian von Bayern (1573-1651). Die jesuitischen Beichtväter Balthasar Villerey, Martin Beccanus und Wilhelm Lamormaini besaßen ebenfalls großen Einfluss auf den Habsburger. Bereits als Erzherzog von Innerösterreich hatte Ferdinand ab 1596 zahlreiche gegenreformatorische Maßnahmen sowie eine Rekatholisierung der Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain angestrebt.

Der kinderlose Kaiser Matthias (1557-1619) betrieb 1617 die Erhebung seines Vetters Ferdinand, der aus der sogenannten zweiten oder jüngeren Tiroler Linie der Habsburger stammte, zum König von Böhmen und 1618 zum König von Ungarn. Nach dem Tod des Kaisers im März 1619 wurde Ferdinand am 28. August desselben Jahres in Frankfurt am Main zum Römischen König und Kaiser gewählt.

Nachdem die Rebellion der böhmischen Stände gegen ihren König mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 begonnen hatte, erklärten diese Ferdinand für abgesetzt und wählten am 27. August 1619, nur einen Tag vor der Kaiserwahl Ferdinands, den Calvinisten Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen. Damit drohte Ferdinand nicht nur der Verlust eines Teiles seines Herrschaftsgebiets, sondern auch eine protestantische Mehrheit im Kurkollegium, denn Friedrich V. besaß nun als Pfalzgraf und König von Böhmen zwei Kurstimmen.

Zur Niederschlagung des böhmischen Aufstands sicherte sich der Kaiser die Unterstützung des bayerischen Herzogs Maximilian, welcher als Gegenleistung die pfälzische Kurwürde erhalten sollte, sowie des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I., welchem die Ober- und Niederlausitz als Pfandbesitz versprochen wurden. Nach dem Sieg der kaiserlichen Truppen am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg verhängte Ferdinand ein Strafgericht über die aufständischen böhmischen Stände. 21 Personen wurden hingerichtet, zahlreiche Adelsgüter enteignet und Parteigängern des Kaisers zugesprochen. 1627 erließ Ferdinand die ‚Verneuerte Landesordnung‘, welche die böhmischen Stände endgültig entmachtete und diese durch eine absolutistische Regierung ersetzte. Nachdem Ferdinand ab 1625 eine eigene kaiserliche Armee unter der Führung Albrecht von Wallensteins hatte aufstellen lassen, erließ er 1629 auf dem Höhepunkt seiner Macht das Restitutionsedikt.

„Das Verhalten des Kaisers im Zusammenhang mit den Übergriffen der kaiserlichen Armee, mit den Konfiskationen und schließlich beim Erlass des Restitutionsedikts hat der kaiserlichen Regierung schon zeitgenössisch den Vorwurf eingetragen, das Reich von einer ‚gemischten‘ in eine ‚absolute‘ Monarchie nach dem Vorbild Frankreichs umwandeln zu wollen“.[1] Um diesen absolutistischen Bestrebungen entgegenzuwirken, erzwang der Kurfürstentag von Regensburg 1630 die Entlassung Wallensteins und verweigerte die vorzeitige Wahl des Kaisersohnes Ferdinand zum Römischen König. Das Jahr 1630 stellte somit einen Wendepunkt der kaiserlichen Stellung im Reich im Dreißigjährigen Krieg dar.

Der beginnende schwedische Siegeszug durch das Reich konnte erst durch den kaiserlichen Sieg in der Schlacht bei Nördlingen am 5./6. September 1634 beendet werden. Für das Herzogtum Württemberg hatte die Niederlage bei Nördlingen weitreichende Konsequenzen: Der württembergische Herzog Eberhard III. war nach Straßburg geflüchtet, der Kaiser unterstellte das Herzogtum bis zum Jahr 1638 habsburgischer Verwaltung, die württembergischen Landstände wurden von den kaiserlichen Kommissären ausgeschaltet.

Nach der Schlacht von Nördlingen verfolgte Ferdinand den Plan, zunächst mit den Reichsständen Frieden zu schließen, um anschließend die ausländischen Heere vertreiben zu können. Im Prager Frieden von 1635 einigten sich der Kaiser und die Katholische Liga mit dem Kurfürsten von Sachsen unter anderem auf eine Aussetzung des Restitutionsedikts für 40 Jahre. Zahlreiche Reichsstände schlossen sich dem Prager Frieden an. Allerdings scheiterte letztlich die Umsetzung dieses Friedensvertrags: „Da der Friede weder die geächteten Reichsfürsten noch die ausländischen Mächte berücksichtigte, ließen sich seine Bestimmungen nicht realisieren.“ [2] Kaiser Ferdinand II. starb am 15. Februar 1637 in Wien.

Anmerkungen

[1]Kampmann, Europa, S. 64f.

[2]Arndt, Kaiser, S. 72

Literatur in Auswahl

  • Albrecht, Dieter, Ferdinand II. 1619-1637, in: Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland, hg. von Anton Schindling/Walter Ziegler, München 1990, S. 125-141.
  • Arndt, Johannes, Der Kaiser und das Reich (1600-1648), in: 1648. Krieg und Frieden in Europa, Textbd. 1, hg. von Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Europaratsausstellungen, Bd. 26), München 1998, S. 69-76.
  • Brockmann, Thomas, Dynastie, Kaiseramt und Konfession. Politik und Ordnungsvorstellungen Ferdinands II. im Dreißigjährigen Krieg (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte, NF 25), Paderborn u.a. 2011.
  • Kampmann, Christoph, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2008.

 

Zitierhinweis: Amelie Bieg, Kaiser Ferdinand II., in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022

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