Johann Conrad Varnbüler (geb. 25.11.1595, gest. 10.04.1657)

von Lea Schneider

 Mit großer Geduld ein fester Friede: Wahlspruch und Porträt des württembergischen Gesandten Johann Conrad Varnbüler, Conrad Woumans nach Anselm van Hulle 1649, Quelle: UB Tübingen
Mit großer Geduld ein fester Friede: Wahlspruch und Porträt des württembergischen Gesandten Johann Conrad Varnbüler, Conrad Woumans nach Anselm van Hulle 1649 [Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen]

Der württembergische Geheime Rat und Gesandte Johann Conrad Varnbüler, dessen diplomatische Fähigkeiten eine bedeutende Rolle bei der Durchsetzung württembergischer Interessen bei den Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück spielten, wurde am 25. November 1595 als Sohn des württembergischen Oberrats- und Ehegerichtssekretärs Ulrich Varnbüler in Stuttgart geboren. 1609 nahm er das Studium in Tübingen auf und beendete 1613 das Grundstudium an der Artistenfakultät mit der Magisterwürde. Anschließend widmete er sich vier Jahre dem Studium der Rechtswissenschaft, jedoch ohne die Doktorwürde zu erwerben.

1617 begab sich Varnbüler nach Wien, wo er zunächst als Advokat beim Reichshofrat wirkte und zwei Jahre später eine Anstellung als Vormundschaftssekretär bei einer wohlhabenden Familie antrat. Da sich die Situation der in Österreich lebenden Protestanten jedoch durch die entschieden vorangetriebene Gegenreformation Erzherzog Ferdinands verschlimmerte, kehrte Varnbüler 1624 nach Stuttgart zurück. Noch im selben Jahr heiratete er Anna geb. Buch zu Buchenberg, die Witwe des 1623 verstorbenen württembergischen Rats Zacharias Langjahr. Doch kurze Zeit nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes starben Mutter und Kind. 1628 ehelichte Varnbühler die Kaufmannstochter Susanna Beck.

Als Varnbüler 1632 durch die Übernahme der ehemaligen Stelle seines Vaters als Oberrats- und Ehegerichtssekretär in herzogliche Dienste trat, hatte Württemberg bereits etwa ein Drittel des Landes durch die Durchsetzung des Restitutionsedikts verloren. Als dem schwedischen Heer seit 1630 der schnelle Vorstoß bis in den Süden des Reiches gelang, sahen die protestantischen Stände, so auch Württemberg, in Schweden einen starken Bündnispartner. Deswegen schickte Herzog Eberhard III. eine Delegation zu den Bündnisverhandlungen, der neben dem württembergischen Kanzler Jakob Löffler auch Varnbüler angehörte.

Im April 1633 wurde zwischen Schweden und Ständen des Schwäbischen, Fränkischen, Ober- und Kurrheinischen Reichskreises der Heilbronner Bund geschlossen, deren Bundesrat, das „Consilium Formatum“, seinen Sitz in Frankfurt erhielt. Johann Conrad Varnbüler wurde zum Sekretär dieses Bundesrats bestellt und übernahm in der Abwesenheit von Jakob Löffler, der zum Vizekanzler des Rates ernannt worden war, auch seine weitreichenderen Aufgaben. Der Bund wurde aber schon nach der Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen im September 1634 wieder aufgelöst. Herzog Eberhard III. floh ins Exil nach Straßburg und Varnbüler war genötigt, in Frankfurt zu bleiben. Während einer Reise nach Sachsen war er an verschiedenen Höfen vergeblich bemüht, eine Rückkehr des württembergischen Herzogs auszuhandeln. Erst im Oktober 1638 konnte Eberhard III. in sein Land zurückkehren. 1639 kehrte auch Varnbüler nach Stuttgart zurück und wurde zum Gelehrten Oberrat und später zum Geheimen Rat ernannt.

Als sich Bemühungen um Friedensverhandlungen abzeichneten, schickte der württembergische Herzog Varnbüler 1641 zu Verhandlungen nach Goslar und 1642 nach Mainz. Auf beiden Konferenzen sollte er die Möglichkeiten einer vollständigen Restitution Württembergs verfolgen und hierzu Kontakte knüpfen. 1643 reiste Varnbüler mit dem württembergischen Kanzler Andreas Burckhardt zum Reichsdeputationstag nach Frankfurt. Da Württemberg in der Reichsdeputation kein Stimmrecht besaß, konnte Varnbüler nicht direkt an den Beratungen teilnehmen. Die Verhandlungen machten aber deutlich, dass ohne französische und schwedische Unterstützung keine Fortschritte erreicht werden konnten.

1645 begannen schließlich die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück. Herzog Eberhard III. entsandte zu diesen Verhandlungen erneut Andreas Burckhardt, der den Schwäbischen Reichskreis repräsentieren sollte, und Varnbüler, der für die Interessen Württembergs einstehen sollte. Während Burkhardt überwiegend in Münster tätig war, begab sich Varnbüler nach Osnabrück, wo sich die Delegationen der Mehrheit der protestantischen Reichsstände befanden. Die württembergische Delegation sollte die Unterstützung Schwedens und Frankreichs erreichen, jedoch ohne das Verhältnis zum Kaiser zu strapazieren. Als oberstes Ziel galt die vollständige Wiederherstellung des württembergischen Territoriums. Besonders die Herausgabe der durch das Restitutionsedikt entzogenen Klöster stellte während der Verhandlungen eine außerordentliche Schwierigkeit dar. Varnbülers diplomatischem Geschick war es zu verdanken, dass sämtliche Städte, Dörfer und Klöster an Württemberg zurückgegeben werden mussten und der Vorkriegszustand wiederhergestellt war.

Am 24. Oktober 1648 konnte der Friedensvertrag endlich unterzeichnet werden. Varnbüler unterschrieb diesen stellvertretend für Württemberg, Württemberg-Mömpelgard sowie für das fränkische Reichsgrafenkollegium. Trotz Abschluss der Friedensverhandlungen kam es immer noch zu Einsprüchen und Verzögerungen beim Austausch der Ratifikationsurkunden, sodass Varnbüler erst am 22. März 1649 nach Stuttgart abreisen konnte. Bereits eine Woche später schickte der württembergische Herzog ihn als Gesandten auf den Nürnberger Exekutionstag, bei dem der Vollzug der Friedensbedingungen und der Abzug von Truppen erörtert wurden. Aus gesundheitlichen Gründen musste Varnbüler aber schon im Juni 1650 vorzeitig abreisen.

Noch während seines Aufenthalts in Nürnberg belehnte Herzog Eberhard III. im Sommer 1649 Varnbüler mit dem Rittergut Hemmingen. Das Lehen, welches bis 1646 die Nippenburger besaßen, war in einem außerordentlich verwahrlosten und verwilderten Zustand. Varnbüler erklärte sich unter Aufwendung seines gesamten Vermögens bereit, den Wiederaufbau zu leisten, ließ sich aber vom Herzog versichern, dass ihm oder seinen Lehensnachfolgern beim Heimfall des Lehens 4.000 Gulden erstattet werden würden.

Nach seiner krankheitsbedingt vorzeitigen Rückkehr aus Nürnberg im Juni 1650 schickte ihn der Herzog bereits im Herbst wieder an den kaiserlichen Hof nach Wien, um die württembergischen Reichslehen zu empfangen. Für seine Verdienste als Diplomat erhielt er dort von Kaiser Ferdinand III. eine goldene Gnadenkette mit anhängendem Kaiserschild und die Erhebung in die Reichsritterschaft. Varnbüler erhielt das Recht sich „von und zu Hemmingen“ zu nennen. Sein Familienwappen mit den zwei gekreuzten Streitkolben wurde um den schwarzen Greif auf blauer Krone des ausgestorbenen Geschlechts der Herren von Hemmingen erweitert. Außerdem ehrte ihn der Kaiser mit dem Titel eines kaiserlichen Hofpfalzgrafen.

Seine letzte politische Reise führte Varnbüler 1654 zum Reichstag nach Regensburg, den er wegen seines schlechten Gesundheitszustandes aber wiederum vorzeitig verlassen musste. Zugleich bat er den Herzog, von den Ratssitzungen in Stuttgart freigestellt zu werden. Eberhard III. gab seiner Bitte statt und ernannte Varnbüler zugleich zum Obervogt von Leonberg, was sich gut mit seinem Sitz in Hemmingen verbinden ließ. Johann Conrad Varnbüler war es trotz der schwierigen Bedingungen und existentiellen Bedrängnisse während des Dreißigjährigen Krieges gelungen, seine diplomatischen Fähigkeiten zu beweisen und so die soziale Stellung seiner Familie zu verbessern. Ihm kommt eine führende Rolle bei der Durchsetzung württembergischer Interessen in den Friedensverhandlungen zu. Seine persönliche Motivation war aber auch stets die Entspannung der konfessionellen Auseinandersetzung.

Varnbüler starb nach längerer Erkrankung am 10. April 1657 in Stuttgart. Er wurde im Chor der Hospitalkirche neben seiner Frau Susanna beigesetzt. Seine Grabtafel wurde 1903 in den Chor der Hemminger Laurentiuskirche verlegt.

Literatur in Auswahl

  • Lämmle, August, Johann Conrad Varnbüler *1595 †1657, Leonberg 1949.
  • Neuburger, Andreas, Johann Conrad Varnbüler von und zu Hemmingen. Geheimer Rat und württembergischer Gesandter 1595-1657, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, Bd. 24, hg. von Rainer Brüning/Regina Keyler, Stuttgart 2013, S. 48-77.
  • Treiber, Walter, 350 Jahre Haus Varnbüler in Hemmingen. Zur Geschichte einer Familie des Landadels in Württemberg, Prien/Chiemsee 1999.
  • Treiber, Walter, Johann Conrad Varnbüler (1595-1657), in: Heimatbuch Hemmingen, Horb am Neckar 1991, S. 68-78.
  • Wintterlin, Friedrich, Art. Varnbüler, Johann Konrad, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 39, Leipzig 1895, S. 496-498.

Zitierhinweis: Lea Schneider, Johann Conrad Varnbüler, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022

Suche

Logo der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Instituts der Universität Stuttgart