Ferdinand III. (geb. 13.07.1608, gest. 02.04.1657)
von Amelie Bieg
Erzherzog Ferdinand wurde in Graz von Jesuiten erzogen und erst nach dem Tod seines älteren Bruders Johann Karl zum Thronfolger. In dieser Funktion wurde Ferdinand 1625 König von Ungarn und 1627 König von Böhmen. 1632/1634 führte er die Sonderverwaltung des Königreichs Böhmen und wurde damit von seinem Vater schon früh in die Regierungsgeschäfte mit einbezogen. Nachdem Ferdinand nach dem Tod Wallensteins 1634 zusammen mit Generalleutnant Matthias Gallas (1588-1647) den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen übernommen hatte, gelang ihm am 5./6. September 1634 in der Schlacht bei Nördlingen der Sieg über das schwedische Heer, woraufhin Schweden seinen Einfluss im deutschen Süden verlor.
Nach Ferdinands Regierungsantritt 1637 verschlechterte sich bis 1648 die militärische Position der kaiserlichen Seite zusehends, unter anderem auch deshalb, weil Frankreich seit 1635 aktiv in den Krieg eingriff und Spanien ab 1640 die Zahlung der Subsidien stark reduzierte. Zeitgleich begannen ab 1637 intensive Versuche zu Friedensgesprächen. Am 25. Dezember 1641 einigten sich der Kaiser, Frankreich und Schweden darauf, in Münster und Osnabrück einen Friedenskongress zu beginnen. „Spanien sollte dort mit Frankreich (und den Generalstaaten), der Kaiser mit Schweden und Frankreich Frieden aushandeln und abschließen. Dieser Vertrag hat den Rahmen abgesteckt, in dem sich schließlich, ab 1643/1644, Vertreter der erwähnten vier Großmächte nach Münster beziehungsweise Osnabrück begaben.“ [1]
Ferdinand III. hatte ursprünglich den Plan verfolgt, zunächst mit Schweden und Frankreich Frieden zu schließen, um anschließend die Angelegenheiten des Reiches zu regeln. Er musste sich allerdings dem Willen der Verhandlungspartner beugen und am 29. August 1645 alle Reichsstände zu den Verhandlungen einladen. Am 24. Oktober 1648 wurden schließlich die beiden Friedensverträge mit Schweden („Instrumentum Pacis Osnabrugense“) und Frankreich („Instrumentum Pacis Monasteriense“) unterschrieben.
Die kaiserlichen Erblande waren von dem im Westfälischen Frieden festgelegten Normaljahr 1624 ausgenommen, da hierdurch große Teile Habsburgs protestantisch geworden wären. Dies bedeutete auch, dass Böhmen dauerhaft rekatholisiert und die Rückkehr des protestantischen Adels nach Böhmen verhindert werden konnte. Habsburg verzichtete im Westfälischen Frieden zugunsten Frankreichs auf Besitz am Oberrhein, im Elsass und in Lothringen, darunter die Städte Breisach und Philippsburg. Teile der Spanischen Niederlande wurden nach dem nun endenden Achtzigjähriger Krieg unabhängig und zur Republik der Vereinigten Niederlande.
Das im Frieden eingeräumte Bündnisrecht der Reichsstände eröffnete diesen neue Spielräume, das Gleichgewicht zwischen Kaiser und Reich(-sständen) wurde neu ausbalanciert. Die Aufhebung der Mehrheitsentscheidungen bei Konfessionsfragen sicherte sowohl für Kaiser und Reich den Rechtsfrieden. „In religionsrechtlicher Hinsicht war der Westfälische Frieden somit eher ein Erfolg der Evangelischen und eine Niederlage der Katholischen. Dass Ferdinand III. in diese Regelungen einwilligte, zeigt einen Unterschied zu seinem Vater und Vorgänger im Amt des Kaisers, der dazu schwerlich bereit gewesen wäre.“ [2] Ferdinand III. hoffte stattdessen auf Vorteile bei anderen Kompromissen.
Dennoch konnte Ferdinand III. nach dem Westfälischen Frieden seine Position festigen: Das Reich blieb ein hierarchischer Lehensverband mit dem Kaiser als oberstem Lehens- und Gerichtsherrn. Gleichzeitig hatte der Kaiser seine Machtposition innerhalb der habsburgischen Lande durch wichtige strukturpolitische Entscheidungen wie die Einschränkung der ständischen Kräfte, den Aufbau eines stehenden Heeres und die Weiterführung der katholischen Kirchenreform sowie die intensive Bekämpfung des Protestantismus in Niederösterreich und Schlesien ausbauen können. Unter Ferdinand III. fand 1653/1654 der letzte Reichstag statt, der noch mit einem Reichsabschied beendet wurde, bevor 1663 der „Immerwährende Reichstag“ in Regensburg installiert wurde.
Ferdinand III. war insgesamt drei Mal verheiratet. 1631 heiratete er die spanische Königstochter Maria Anna (gest. 1646), 1648 Maria Leopoldine von Österreich-Tirol (gest. 1649) und 1651 Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers. Als der Kaiser am 2. April 1657 in Wien starb, war die Nachfolge zunächst ungeklärt. Der älteste Kaisersohn Ferdinand war zwar 1653 in Augsburg einstimmig „vivente imperatore“ zum Römischen König gewählt worden, starb jedoch überraschend am 9. Juli 1654. Der zweite Kaisersohn Leopold war zu Lebzeiten seines Vaters noch nicht im wahlfähigen Alter und konnte erst 1658 nach 15 Monaten Vakanz gewählt werden.
Für Ferdinand III. hatte sich der „Weg zum Frieden als eine große Menge von Dilemmata“ [3] dargestellt. Innerhabsburgisch bedeutete dieser unter anderem eine wichtige Etappe beim Zerfall der Allianz zwischen den österreichischen und spanischen Habsburgern, die einen Teil der Niederlande verloren, während gleichzeitig der spanische Krieg mit Frankreich weiterlief. Obwohl Ferdinand ein großes Interesse daran hatte, dass Spanien habsburgisch blieb, durfte er ihm infolge des Westfälischen Friedens keine offene Militärhilfe mehr leisten.
Vor allem in der Konfessionsfrage reagierte Ferdinand III. pragmatischer als sein Vater, er war zu einer vermittelnden Position bereit und ordnete vielmehr „die Ziele der Kirche denen des Hauses Habsburg unter (...)“[4] anstatt sie eng miteinander zu verknüpfen. Ferdinand III. war letztlich „kein kühler Herrscher (...). Er reagierte auf Krisen mit Krankheit. Obschon auch er den Krieg mit verantwortete, widerten dessen Gräuel ihn an.“ [5]
Anmerkungen
[1] Repgen, Ferdinand III., S. 154
[2] Münkler, Krieg, S. 803
[3] Hengerer, Kaiser, S. 341
[4] Münkler, Krieg, S. 376
[5] Hengerer, Kaiser, S. 344
Literatur in Auswahl
- Hengerer, Mark, Art. Ferdinand II. (1619-37) und Ferdinand III. (1637-57), in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, hg. von Werner Paravicini (Residenzforschung, Bd. 15,1), Ostfildern 2003, S. 404-417.
- Hengerer, Mark, Kaiser Ferdinand III. (1608-1657). Eine Biographie (Veröffentlichung der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Bd. 107), Wien/Köln/Weimar 2012.
- Höbelt, Lothar, Ferdinand III. Friedenskaiser wider Wille, Graz 2008.
- Repgen, Konrad, Ferdinand III. (1637-1657), in: Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich, Österreich, Deutschland, hg. von Anton Schindling/Walter Ziegler, München 1990, S. 142-167.
Zitierhinweis: Amelie Bieg, Ferdinand III., in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022