Ulmer Waffenstillstand 1647

von Amelie Bieg

 Merian, Matthaeus: Ulm, Quelle: WLB
Matthaeus Merian: Ulm, um 1643 [Quelle: Württembergische Landesbibliothek]

1646 begannen schwedische und französische Truppen gemeinsam einen Feldzug in Oberschwaben, mit dem Ziel, die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück voranzutreiben. „Wrangels Armee sollte dem Kurfürstentum Bayern durch Verwüstung seiner Landwirtschaft so schmerzhaften Schaden zufügen, dass der Kurfürst, unfähig länger Krieg zu führen, seine Gegner um Waffenstillstand bitten musste.“ [1] Dazu drangen die Truppen im September über den Lech nach Bayern vor, wobei Oberschwaben zum Winterquartier für die folgenden Monate wurde. Der über siebzigjährige bayerische Herzog Maximilian, der München verlassen musste und von den geschwächten kaiserlichen Truppen keine Hilfe erwarten konnte, fürchtete um seine Kurwürde und Gebietsgewinne, weshalb er in der Reichsstadt Ulm in Verhandlungen mit Schweden und Frankreich trat. Als sich Maximilians Hoffnungen auf einen Generalwaffenstillstand unter Einbezug Habsburgs zerschlugen, schloss der bayerische Herzog im März 1647 den Ulmer Waffenstillstand, dem kurze Zeit später auch sein Bruder Ferdinand, der Kölner Kurfürst, beitrat. Bayern verpflichtete sich darin zur Neutralität, da der Vertrag die Unterstützung Kaiser Ferdinands III. verbot. Die Oberpfalz wurde im Vertrag nicht berührt, da sich Wrangel dieses Gebiet für einen künftigen Feldzug nach Böhmen freihalten wollte. Das Abkommen hatte zudem unmittelbare Folgen für den deutschen Süden: Bayern musste die Reichsstädte Memmingen und Überlingen an die Schweden und die Reichsstadt Heilbronn an die Franzosen abgeben, die schwedischen Truppen zogen aus Bregenz und Vorarlberg ab und die schwedische Flotte wurde „zum westlichen Ende des Bodensees, zur Mainau und nach Überlingen verlegt“ [2] . Dafür wurden Bayern Rain, Donauwörth, Wemding und Mindelheim überlassen.

Der sofort in Kraft tretende Ulmer Waffenstillstand war ein „aufsehenerregende[r] Schritt nach 28jähriger Waffenbrüderschaft mit dem Kaiser“ [3] , die nun zu einem Ende kam und die bereits schlechte militärische Lage Ferdinands III. zusätzlich verschärfte. Teile der bayerischen Generalität, darunter Johann von Werth, sahen sich in einem Loyalitätskonflikt und wechselten, empört über Maximilians eigenmächtigen Schritt, zum kaiserlichen Heer über. Infolge des Waffenstillstandes schlossen auch die Kurfürsten von Trier und Mainz eigene Verträge mit Frankreich, sodass sich im Juni 1647 mit Ausnahme Ferdinands III. als böhmischem König „keiner der Kurfürsten mehr im Krieg“ [4] befand, was den Druck auf den Kaiser zum Friedensschluss zusätzlich erhöhte. Bereits im September 1647 kündigten Köln und Bayern den Waffenstillstand allerdings wieder auf und kehrten ins Bündnis mit dem Kaiser zurück.

Anmerkungen

[1] Mayr: Die schwedische Belagerung, S. 281
[2] Mayr: Die schwedische Belagerung, S. 282
[3] Kampmann: Europa und das Reich, S. 154
[4] Wilson: Der Dreißigjährige Krieg, S. 823

Literatur in Auswahl:

  • Bender, Johann, Der Ulmer Waffenstillstand (1647), Neuß 1903.
  • Kampmann, Christoph, Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2008, S. 153-154.
  • Mayr, Otto, Die schwedische Belagerung der Reichsstadt Lindau 1647. Der Dreißigjährige Krieg am Bodensee und in Oberschwaben (Neujahrsblatt des Historischen Vereins Lindau e. V., Bd. 53), München 2016, S. 281-282.
  • Wilson, Peter H. Der Dreißigjährige Krieg. Eine europäische Tragödie, Darmstadt 2017, S. 823.
     

Zitierhinweis: Amelie Bieg, Ulmer Waffenstillstand 1647, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 25.08.2022

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