Baden im Dreißigjährigen Krieg

von Lea Schneider

 Bildnis: Markgraf Wilhelm I. von Baden-Baden, nach 1826 (Quelle: Badisches Landesmuseum Karlsruhe)
Bildnis: Markgraf Wilhelm I. von Baden-Baden, nach 1826 [Quelle: Badisches Landesmuseum Karlsruhe]

Die Markgrafschaft Baden wurde aufgrund von Erbstreitigkeiten im Jahr 1535 in die Markgrafschaften Baden-Baden und Baden-Durlach (bis zur Residenzverlegung 1565 Baden-Pforzheim) aufgeteilt. Während sich in Baden-Durlach der Protestantismus durchsetzte, wurde Baden-Baden unter Markgraf Philipp II. (1559-1588) katholisch. Philipp II. hinterließ bei seinem Tod 1588 die Markgrafschaft mit schweren finanziellen Belastungen. Sein ebenfalls katholischer Nachfolger und Vetter Eduard Fortunat (1565-1600) erwies sich jedoch als regierungsunfähig, sodass der totale Bankrott des Landes und die Sequestration drohten. Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach (1560-1604) nutzte die Situation und besetzte Baden-Baden (Oberbadische Okkupation 1594-1622). Hierbei berief er sich auf den Schadlosvertrag von 1537, der alle Schulden als gemeinsam definierte und regelte, dass im Falle einer Zahlungsunfähigkeit der einen badischen Linie die andere Linie das Land besetzen dürfe, sollten Gläubiger Ansprüche anmelden. So sollten weitere drohende Verpfändungen abgewehrt und der Besitz gesichert werden. Eduard Fortunat floh ins Exil. Erst 1605 wurde die Besetzung Baden-Badens durch den Kaiser offiziell legalisiert, indem er das baden-badische Territorium dem protestantischen Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573-1638) zu Lehen gab. Trotz kaiserlicher Auflage, die katholische Konfession in Baden-Baden zu wahren, trieb Georg Friedrich die bereits von seinem Bruder Ernst Friedrich begonnene Protestantisierung des okkupierten Gebietes weiter voran. Bis zum Ende der Oberbadischen Okkupation im Jahre 1622 blieb der Katholizismus aus Baden-Baden nahezu verschwunden.

Georg Friedrich trat 1608 der protestantischen Union bei, übernahm hierin eine führende Stellung und stellte sich auf die Seite Friedrichs V. von der Pfalz (1596-1632) und damit gegen den Kaiser. Als Pfalzgraf Friedrich V. am 8. November 1620 in der Schlacht am Weißen Berg eine Niederlage erlitt und im Januar 1621 vom Kaiser mit der Reichsacht belegt wurde, löste sich die Union am 24. April 1621 unter Einspruch Georg Friedrichs auf. Der General der katholischen Liga Johann T’Serclaes von Tilly und der spanische Feldherr Gonzalo Fernández de Córdoba marschierten in die Pfalz ein und Georg Friedrich sah die Grenzen seines Landes bedroht. Da er befürchtete, dass ihm bei einer Niederlage der Verlust beider Markgrafschaften drohte, unterzeichnete er am 22. April 1622 zugunsten seines Sohnes Friedrich V. (1594-1659) seine Abdankungsurkunde und ging am selben Tag mit Ernst von Mansfeld ein militärisches Bündnis ein. Seine Abdankung steht somit in engem Zusammenhang mit den Kriegsvorbereitungen. Den Kriegseintritt erklärte Georg Friedrich am 27. April 1622. Die Vereinigung mit mansfeldischen Truppen scheiterte jedoch, sodass er, unterstützt von einem Regiment unter Herzog Magnus von Württemberg-Neuenbürg, am 6. Mai 1622 mit seinem Heer bei Wimpfen auf das vereinigte Heer von Tilly und Córdoba traf. Georg Friedrich erlitt eine vernichtende Niederlage und floh nach Stuttgart. Vergeblich versuchte er 1623 die Union wiederzubeleben sowie militärische Erfolge zu verbuchen und zog sich schließlich 1627 nach Straßburg zurück.

Der Ausgang der Schlacht bei Wimpfen blieb nicht ohne Konsequenzen: Kaiser Ferdinand II. entzog Friedrich V. das baden-badische Territorium und setzte den erbberechtigten Markgrafen Wilhelm (1593-1677), Sohn Eduard Fortunats aus seiner unstandesgemäßen Ehe mit Marie van Eicken, als Regent von Baden-Baden ein. Dieser betrieb die Rekatholisierung des Landes mit Nachdruck. Der Regierungswechsel war weniger den Erbansprüchen Wilhelms geschuldet, sondern seinem katholischen Glauben und der politischen und militärischen Überlegenheit der katholischen Seite. Gleichzeitig hatte sich das Territorium Friedrichs V. dadurch wieder auf den ursprünglichen durlachischen Teil verkleinert, welches nun von katholischen Ligatruppen durchzogen wurde, während sich der Markgraf mit seiner Ehefrau Barbara von Württemberg am württembergischen Hof aufhielt. Auf kaiserlichen Befehl im Jahre 1627 musste Friedrich V. eine Entschädigung für die Okkupation an Baden-Baden bezahlen. Da er die vereinbarte Summe nicht entrichten konnte, musste er baden-durlachische Gebiete an Wilhelm von Baden-Baden verpfänden.

Das Restitutionsedikt von 1629 hatte für Baden-Durlach besonders weitreichende Folgen, da das Land erst nach dem festgelegten Stichtag zum 1. Januar 1552 reformiert wurde und mit der Rückkehr der katholischen Geistlichkeit nun enormen Spannungen ausgesetzt war. Mit Kriegseintritt Schwedens schlossen sich die evangelischen Stände, so auch Friedrich V. von Baden-Durlach, Gustav Adolf an. Markgraf Wilhelm von Baden-Baden hingegen war als General und ab 1635 kaiserlicher Feldzeugmeister Unterstützer der katholischen Liga. Nachdem schwedische Truppen im Januar 1632 die Markgrafschaft Baden-Baden besetzten (Schwedisches Interim: Januar 1632-September 1634), musste Markgraf Wilhelm fliehen. Auf dem Heilbronner Konvent im April 1633 übertrug der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna dem Markgrafen Friedrich V. von Baden-Durlach wieder die Regentschaft in Baden-Baden, der umgehend die katholische Geistlichkeit des Landes verwies. Des Weiteren übertrug Oxenstierna Friedrich V. die besetzte habsburgische Ortenau und den Breisgau, sodass es bei einem schwedischen Sieg zu einer deutlichen Vergrößerung des badischen Territoriums gekommen wäre.

Doch am 27. August 1634 verlor Schweden die Schlacht bei Nördlingen. Markgraf Wilhelm konnte in sein Territorium zurückkehren und setzte, mit kurzer Unterbrechung 1634/35, die katholische Konfession in Baden-Baden wieder durch. Diese blieb trotz erneuter Schwedeneinfälle in den Jahren 1638 und 1643 bestehen.

Friedrich V. floh ins Exil nach Straßburg und wurde 1635 im Prager Frieden von Kaiser Ferdinand II. von dessen Geltung ausgeschlossen. Der Kaiser übertrug Wilhelm von Baden-Baden die Markgrafschaft Baden-Durlach (bis auf die Ämter Pforzheim und Graben, die an Bayern fielen, und die badischen Oberlande, die Habsburg zugeschlagen wurden). Im Gegensatz zu den Bemühungen einer vollständigen Rekatholisierung in seinen Stammlanden unternahm Wilhelm in Baden-Durlach keine Änderung des Konfessionsstandes.

1645 begannen die Friedensverhandlungen der evangelischen Stände in Osnabrück; Friedrich V. von Baden-Durlach war neben seinem Gesandten Johann Georg von Merckelbach auch persönlich vertreten und erfuhr seitens der Schweden Rückhalt bei seinen Verhandlungen. Er forderte die Wiederherstellung der Verhältnisse zum Zeitpunkt vor der Schlacht bei Wimpfen im Jahr 1622, jedoch wurde im Westfälischen Frieden der Status quo beider Markgrafschaften vom Jahr 1535 festgeschrieben. Friedrich V. von Baden-Durlach durfte als Landesherr in sein Territorium zurückkehren; jegliche Ansprüche Baden-Badens die oberbadische Okkupation betreffend wurden zurückgewiesen. Die Teilung in Baden-Baden und Baden-Durlach blieb mitsamt den konfessionellen Unterschieden erhalten. Beide Markgrafschaften waren am Ende des Krieges wie der gesamte deutsche Südwesten verwüstet und entvölkert. Da Statistiken fehlen, ist nur eine Schätzung der Bevölkerungsverluste auf mehr als die Hälfte des Vorkriegszustands möglich. Während des Krieges waren viele Einwohner der badischen Länder in die Schweiz geflohen. Friedrich V. von Baden-Durlach erließ 1652 den Befehl zur Rückkehr in die Heimat. Mit den Rückkehrern zogen auch viele Schweizer in die Markgrafschaft, die allerdings das lutherische Bekenntnis übernehmen mussten.

Literatur in Auswahl

  • Hug, Wolfgang, Geschichte Badens, Stuttgart 1992.
  • Köhler, Hans-Joachim, Obrigkeitliche Konfessionsänderung in Kondominaten. Eine Fallstudie über ihre Bedingungen und Methoden am Beispiel der Baden-Badischen Religionspolitik unter der Regierung Markgraf Wilhelms (1622-1677), Münster 1975.
  • Kohnle, Armin, Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, Leinfelden-Echterdingen 2007.
  • Lederle, Karl Friedrich, Zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation in der Markgrafschaft Baden-Baden vom Tode Philiberts bis zum Ende der kirchlichen Bewegungen (1569-1635), in: Freiburger Diözesan-Archiv 47/NF 20 (1919), S. 1-45.
  • Mez, Walter, Die Restitution der Markgrafen von Baden-Baden nach der Schlacht bei Wimpfen (1622-30), Freiburg i. Br. 1912.
  • Müller, Klaus, Die Konfessionsänderungen und kirchlichen Missstände in der Markgrafschaft Baden-Baden im konfessionellen Zeitalter, in: Die Jesuiten in der Markgrafschaft Baden (1570-1773), Bd. 1, hg. von Hans Heid, Heidelberg u.a. 2015.
  • Obser, Karl, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und das Projekt einer Diversion am Oberrhein in den Jahren 1623-1627, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 44/NF 5 (1890), S. 212-242, 320-399.
  • Press, Volker, Die badischen Markgrafen im Reich der frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 142/NF 103 (1994), S. 19-57.
  • Roth, Michael, Die Abdankung Markgraf Georg Friedrichs von Baden-Durlach. Ein Fürst im Unruhestand, in: Thronverzicht. Die Abdankung in Monarchien vom Mittelalter bis in die Neuzeit, hg. von Susan Richter/Dirk Dirbach, Köln u.a. 2010, S. 191-212.
  • Schaab, Meinrad/Schwarzmaier, Hansmartin (Hg.), Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2, Stuttgart 1995.
  • Schwarzmaier, Hansmartin, Baden. Dynastie – Land – Staat, Stuttgart u.a. 2005.
  • Schwarzmaier, Hansmartin, Die Flucht aus dem Krieg. Die Markgrafen von Baden und die Stadt Basel im 17. und 18. Jahrhundert, in: Stadt und Land. Bilder, Inszenierungen und Visionen in Geschichte und Gegenwart. Wolfgang von Hippel zum 65. Geburtstag, hg. von Sylvia Schraut/Bernhard Stier, Stuttgart 2001, S. 55-74.
  • von Weech, Friedrich, Badische Geschichte, Karlsruhe 1890.

 

Zitierhinweis: Lea Schneider, Baden im Dreißigjährigen Krieg, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 09.08.2022

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