Blase, Therese, SPD
Therese Blase [Quelle: Landesarchiv BW, GLAK 231 Nr. 2937 (834)]

Am heutigen Frauentag erinnern wir an Therese Blase, die beim ersten Internationalen Frauentag am 19. März 1911 in Mannheim neben der Hauptrednerin Clara Zetkin als einzige örtliche SPD-Frau vor das Publikum trat. Damals stand der Frauentag unter dem Motto „Heraus mit dem freien Wahlrecht für die Frauen“.

Der Kampf um das Frauenwahlrecht gehörte zu den zentralen Themen, für die sich Blase vehement einsetzte. Schon 1905 zählte sie zu den Gründerinnen der Frauenabteilung des sozialdemokratischen Vereins, der in Mannheim entstand und später als Frauengruppe der SPD auf ganz Baden ausgeweitet wurde. In ihrer Funktion als 2. Vorsitzende (und später dann Vorsitzende) hielt sie am 1. Mai 1905 im Saalbau eine engagierte Ansprache, in der sie die anwesenden Frauen zum Beitritt aufforderte, „damit endlich auch die Frauen in der Lage seien […], um die Erringung der Menschenrechte zu kämpfen.“

In den Jahren 1910 und 1911 war Blase schließlich Delegierte auf Parteitagen der SPD und wurde 1912 als erste Frau Mitglied des badischen Landesvorstandes ihrer Partei. Als 1919 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen endlich eingeführt wurde, stellte Blase sich sofort als Kandidatin zur Verfügung. Die errungenen Mandate für den Mannheimer Bürgerausschuss und für den badischen Landtag konnte sie bis zu ihrem Tod verteidigen; um den Einzug in den Reichstag bewarb sie sich 1919, 1920 und 1924 vergebens. Als die erste SPD Abgeordnete im badischen Landtag erreichte sie aber eine Sonderstellung, die zu einem beachtlichen Bekanntheitsgrad im Lande führte. Blase setzte sich auch außerhalb der engen Parteiarbeit für soziale Themen ein. Von 1912 an arbeitete sie in der Armenkommission im Mannheimer Jugendamt mit, ab 1925 auch in der Krankenhauskommission. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war sie Mitinitiatorin eines Ferienprogramms für Arbeiterkinder, das diesen erholsame Ferientage im Grünen ermöglichte. Diese Einrichtung der Kindererholung wurde in den 1920er Jahren von der „Arbeiterwohlfahrt“ übernommen. Viele Jahre fungierte Blase auch als Vorsitzende des Otto-Perl-Bundes, einer Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Körperbehinderung.

Im Jahr 1930 starb Therese Blase im Alter von 57 Jahren. (JH)

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Melchior Pfintzing und Hans Schäufelein: […] geschichten des loblichen streytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters herr Tewrdannckhs, Nürnberg, 1517, Kupferstich 21. Quelle Bayerische Staatsbibliothek
Melchior Pfintzing und Hans Schäufelein: […] geschichten des loblichen streytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters herr Tewrdannckhs, Nürnberg, 1517, Kupferstich 21. Quelle Bayerische Staatsbibliothek

Auf der Reise zu seiner Braut Maria von Burgund – die Hochzeit fand 1477 statt - stattete Erzherzog Maximilian von Österreich, ab 1508 Kaiser der Heiligen Römischen Reiches, der Stadt Freiburg im Breisgau einen Besuch ab. Dort geriet er mit seinen Schnabelschuhen beinahe in eine der Schleifmühlen der örtlichen Edelsteinverarbeitung. Die Episode fand Aufnahme in den 1517 veröffentlichten Theuerdank, einen autobiografischen Versroman. Das Ereignis betont die Bedeutung des Wirtschaftszweigs für das Haus Habsburg, der ebenso wie die Betriebe im nahen Waldkirch durch Privilegien gefördert wurde und beide Städte zu Zentren des Gewerbes machte.

Frühe Hinweise finden sich im 14. Jh. im Günterstaler Zinsbuch, wo pallierer in Freiburg und in den heute eingemeindeten Orten Wiehre und Herdern genannt sind. 1415 existierte für die Freiburger ballierknechte eine Bruderschaft der Gesellen, ab 1451 eine Bruderschaft der Bohrer und Ballierer. Noch bedeutender und eine der Haupterwerbsquellen war das Gewerbe im Städtchen Waldkirch. Hier sorgten zahlreiche Mühlen an der Elz für den Antrieb der Schleifscheiben. Mitte des 15. Jh. entstand die Sankt Anna-Bruderschaft von Balierern oder Kristallschneidern. Rund 80 Jahre später zählte Waldkirch etwa 1.000 Einwohner und 40 Meister der Edelsteinverarbeitung. In der Mitte des 16. Jh. gründeten Freiburg und Waldkirch eine gemeinsame Bruderschaft und beendeten die Konkurrenzsituation. Die Steine kamen oft von weither, wie die böhmischen Granate, die nach einem Erlass König Rudolfs II. (1552-1612) nur in Waldkirch verarbeitet werden durften. Selbst nach dem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg blühte das Gewerbe hier dank staatlicher Unterstützung wieder auf.

Mit den territorialen Umwälzungen des 19. Jh. und dem Wegfall des Hauses Habsburg verschwanden die meisten Betriebe sowohl in Freiburg als auch in Waldkirch. Ende des 19. Jh. gab es dort nur noch zwei Schleifereien. Eines der letzten Relikte ist die Anlage des ins 18. Jh. zurückreichenden und bis heute erhaltenen Traditionsunternehmens Wintermantel, dessen bauliche und technische Ausstattung ein seltenes Zeugnis der Industrie- und Wirtschaftsgeschichte darstellt.

Zum Weiterlesen:
Die Edelsteinschleiferei Wintermantel. Einzigartiges Zeugnis des Gewerbes, das Waldkirch von 1450 bis 1800 prägte. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 4 (2020) S. 273-278.

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 Titelkupfer einer Oberamtsbeschreibung
Virtueller Rundgang durch das Stadtmuseum Hornmoldhaus

LEO-BW freut sich über einen neuen Kooperationspartner: Das Stadtmuseum Hornmoldshaus in Bietigheim-Bissingen.

In LEO-BW präsentiert das Stadtmuseum vier virtuelle Rundgänge durch eines der bedeutendsten Bürgerhäuser der Renaissance in Südwestdeutschland. Neben Exponaten aus der umfangreichen stadtgeschichtlichen Dauerausstellung können auch zwei vergangene Sonderausstellungen virtuell entdeckt werden.

Der Name des prächtigen Bürgerhauses geht übrigens auf den Bietigheimer Stadtschreiber Sebastian Hornmold zurück, der im Jahre 1535 zum Vogt ernannt wurde. Herzog Ulrich überließ Hornmold das Pfründhaus des Johannesaltares, der damals reichsten Pfründe der Stadt. Dessen Lage zwischen Rathaus und Schloss schien passend für den Mittler zwischen Herzog und Bürgerschaft. Auch die Nähe zu Kirche und Marktplatz machte das Haus zu einer der "ersten Adressen". Auf diesem und einem benachbarten Grundstück ließ Hornmold in den Jahren 1535-1536 schließlich seinen prächtigen Wohnsitz errichten. Der repräsentative Bau prägte über Jahrhunderte das Stadtbild und vermittelt heute das Selbstverständnis und Lebensgefühl des Bürgertums einer aufstrebenden Landstadt im 16. Jahrhundert. Die aufwändige Fachwerkarchitektur und seine nahezu vollständig erhaltene Innenausmalung machen das Hornmoldhaus zu einem ganz besonderen Ort. Zu den virtuellen Rundgängen geht es hier. (JH)

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 Matrikel der Universität Freiburg Wintersemester 1899/1900
Matrikel der Universität Freiburg Wintersemester 1899/1900 [Quelle: Universitätsarchiv Freiburg, A66/9]

Nachdem Frauen an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg seit 1895 widerruflich studieren konnten, wurde ihnen im Großherzogtum Baden per Erlass des Ministeriums der Justiz, des Kultus und des Unterrichts in Karlsruhe vom 28. Februar 1900 der volle Zugang zu Universitätsstudien ermöglicht.

Das Großherzogtum Baden war damit das erste Land im Deutschen Reich, in dem Frauen ein vollwertiges Hochschulstudium mit Examen absolvieren durften. In Württemberg erfolgte die Zulassung von Frauen zur Universität erst 1904. Ausschlaggebend für diese Errungenschaft war das Engagement der Karlsruherin Johanna Kappes, die nach ihrem Abitur 1899 in Freiburg Medizin studieren wollte. Nachdem ihr zwar ein Hörerstatus gewährt wurde, nicht aber die Möglichkeit das Examen abzulegen, reichte sie am 2. November 1899 eine entsprechende Petition an den Senat, in der sie um das Recht auf Immatrikulation bat. Nach der Ablehnung durch den Senat leitete der damalige Prorektor das Ersuchen an das zuständige Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts in Karlsruhe weiter, was schließlich zum Erfolg führte. So wurden zum Wintersemester 1899/1900 neben Johanna Kappes vier Frauen an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg rückwirkend immatrikuliert. Die ordentliche Immatrikulation der Heidelberger Studentinnen erfolgte zum Sommersemester 1900. Johanna Kappes und die vier weiteren Pionierinnen des Frauenstudiums in Freiburg wurden alle Ärztinnen. (JH)

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Schwestern und Kinder im Großheppacher Mutterhaus im ehemaligen Gasthof Löwen, nach 1860. Quelle Großheppacher Schwesternschaft.
Schwestern und Kinder im Großheppacher Mutterhaus im ehemaligen Gasthof Löwen, nach 1860. Quelle Großheppacher Schwesternschaft.

1855 kam die 40-jährige Wilhelmine Canz zusammen mit ihrer Nichte Amalie Rhode nach Großheppach im Remstal, um mit Unterstützung der Kirchengemeinde eine Kleinkinderpflege einzurichten. Zuvor hatte sie Regine Jolberg kennengelernt, die in Baden mit der Ausbildung von Kinderschwestern begonnen und damit die Voraussetzungen geschaffen hatte, ein Netz fachlich fundierter Einrichtungen entstehen zu lassen. Wilhelmine wurde am 27. Februar 1815 in Hornberg im Schwarzwald geboren, wo der Vater als Amtsarzt und Apotheker arbeitete. Zu den Vorfahren zählten mehrere Theologen. Auch Bruder Karl war als Pfarrer tätig und versuchte Wilhelmine, die ihm den Haushalt führte, für Philosophie und Religionsfragen zu begeistern. In Buchenberg, heute ein Ortsteil von Königsfeld, kam sie in Kontakt mit der Lehre der Herrnhuter Brüdergemeinde. Neue Aufgaben fand sie nach dem Umzug an den Kaiserstuhl, wo sie in Bischoffingen mit Kindern zu arbeiten begann. Nicht weit davon entfernt hatte Regine Jolberg in Nonnenweier ihre Ausbildungsstätte für Klinkinderpflegerinnen aufgebaut.

Als Wilhelmines Bruder 1854 starb, standen sie und ihre Nichte vor der Frage, wie es weitergehen sollte. Gestützt durch das Vorbild Regine Jolbergs und die Überzeugung, dass es für die Betreuung von Kindern geschulter Kräfte bedürfe, sollten auch in Württemberg Kinderpflegerinnen ausgebildet werden. Die kirchliche Obrigkeit sah das Vorhaben kritisch. Sowohl Sixt Karl Kapf, Prälat in Stuttgart, als auch der Pfarrer Jakob Heinrich Stadt in Korntal hatten Unterstützung abgelehnt. Selbst Wilhelmines persönliches Umfeld und die Familie reagierten nicht begeistert. Vor diesem Hintergrund entstand nur ein Jahr nach der Ankunft in Großheppach die erste Bildungsanstalt für Kleinkinderpflegerinnen in Württemberg. Das Interesse war geweckt. Auch andernorts sollten Kleinkinderpflegen aufgebaut werden. Die Bildungsanstalt erhielt regen Zulauf von jungen Mädchen, die einen guten und ehrenwerten Beruf erlernen wollten. 1860 zog die Einrichtung in das ehemalige Gasthaus zum Löwen. 1877 wurde daraus das Mutterhaus für evangelische Kleinkinderpflege in Großheppach. Die Schwesternschaft wuchs beständig. Um die Jahrhundertwende gehörten ihr rund 350 Schwestern an. Trotz des Ansehens, das sich die Schwestern im Lauf der Jahre erwarben – die Königin hatte Wilhelmine den Olga-Orden verliehen – blieb ihre Existenzgrundlage dürftig. Viele der Stellen konnten nur über private Spenden finanziert werden. Für mittellose Schwestern wurde das Großheppacher Feierabendheim ins Leben gerufen. Ungeachtet ihres Interesses an religiös-philosophischen Fragen blieb Wilhelmine ganz der sozialen Aufgabe verpflichtet. Ihr 1852 anonym veröffentlichter Roman Eritis sicut Deus (Ihr werdet sein wie Gott) wurde so heftig diskutiert, dass sie diesem Weg nicht weiter folgte. Wilhelmine Canz starb am 15. Januar 1901.

Heute hat die Großheppacher Schwesternschaft ihre Zentrale in Weinstadt-Beutelsbach. Neben dem Mutterhaus bestehen Fachschulen für Sozialpädagogik und Altenpflege, ein Wohn- und Pflegestift sowie ein Kinderhaus.

Zum Weiterlesen:
Andrea Kittel: Wilhelmine Canz. Württembergische Kirchengeschichte online. Einzelbiographien (aufgerufen am 24.02.2021).
Großheppacher Schwesternschaft. Geschichte (aufgerufen am 24.02.2021).

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